Samwer Report: Zalando und die rote Null

Auf Druck von Kinnevik muss Zalando seine Zahlen jetzt immer schon zwei Wochen nach Quartalsende vorlegen. Bei den hohen Retourenquoten stehen die tatsächlichen (Netto-)Umsätze da allerdings noch in den Sternen. Zalando behilft sich mit einem üppigen Prognosekorridor von 40 Mio. Euro, in dem sich die Umsätze aller Voraussicht bewegen werden.

Doch so unsicher man noch bei den Umsätzen ist, so genau will man schon wissen: „Zalando profitabel in Q2 2014“. PR-seitig ist das p-Wort reine Augenwischerei, denn auf Jahressicht bleibt ohnehin alles wie gehabt: Zalando werden auch über 2 Mrd. Euro Umsatz kaum reichen, um aus einer roten eine schwarze Null zu machen. Ende der Nachricht. Alles andere ist Kaffeesatzleserei.

Stimmt bei Zalando die langfristige Strategie?

Der Zalando-Führung („Die Zalando-Macher über ihre Unternehmensphilosophie“) könnte das Windowdressing ziemlich egal sein. Denn kurzfristig auf Profitabilität getrimmt macht das aus Zalando noch nicht unbedingt ein besseres Unternehmen. Die Frage müsste sein: Stimmt bei Zalando die langfristige Strategie? Was ist wichtiger: Wachstum und die entsprechende Dominanz am Markt oder Profitabilität um der Profitablität willen?

Wären da nicht die Gesellschafter, die gerade ganz andere Sorgen haben („Kinnevik meldet Mega-Verluste für Rocket Internet Beteiligungen“), weil Zalando das Fundament ist, auf dem alles gebaut ist („Rocket Internet hat bisher 3 Mrd. Euro eingesammelt“) – und eine Fach- und Presse-Öffentlichkeit, die Zalando unbedingt profitabel sehen will.

Zalando profitiert von saisonalen Effekten

etailment hat sich nach der mehr als dürren Pressemitteilung nochmal ausführlich erläutern lassen, warum Zalando 2014 (nicht) profitabel sein wird:

zalandoH1

„Warum will Ritter nicht darauf wetten, dass man dieses Ergebnis bis zum Jahresende durchhält, die Gewinnschwelle also womöglich verpasst?

Zalando profitiert von saisonalen Effekten, weil das zweite Quartal im Modehandel eine ziemlich Rabatt-freie Zone ist. Damit konnte sich die Marge deutlich verbessern.

Das lässt sich so in den anderen Quartalen nicht wiederholen.“

Die endgültigen Quartalszahlen wollen Kinnevik und Zalando Ende August bekanntgeben.

Das Zalando-Chart stammt aus der Präsentation von Kinnevik (PDF).

In den jüngsten Exchanges #59 haben wir uns mit den Rivalitäten zwischen den Kinneviks und den Samwers befasst. Es ist das mittlerweile 7. Samwer-Update.

Frühere Beiträge zum Thema:



Kategorien:Samwer Report, Shopboerse

1 Antwort

  1. Zum Thema Retouren: Ich habe mal 1000 Zalando-Retourenaufkleber ausgewertet mit dem Ergebnis, dass ca. 54% davon von Kunden verwendet wurden.

  2. Wenn alle Investoren auch einmal ihr Einlage wieder erhalten möchten und davon gehe ich aus, kann man zalando dicht machen. Börsengang hin oder her, wer wird denn von zalando Aktien kaufen bei solchen Zahlen? Wär Wahnsinn, da gibt es aber bessere Investitionen.

  3. Ja, blöde Sache für Zalando. Macht man das, was alle wollen, also profitabel werden, ist das dynamische Umsatzwachstum plötzlich weg (Otto & Co. lassen grüssen), geht man weiter aggressiv vor, braucht man mehr Geld. Die bisherigen Gesellschafter werden offensichtlich vorsichtiger, an der Börse zählt allerdings nur ne Wachstumsstory. Ganz schwierige Situation gerade, aber Zalando wird sich entscheiden müssen. Wichtig ist halt, dass sie das, was sie tun, immer etwas besser machen als alle anderen. Solange man das glaubhaft vermitteln kann, kann man beide Wege gehen.

  4. Insbesondere der Mai und Juli sind im Fashion-Bereich im 1.HJ die umsatzstarken Monate.
    Da Zalando den Kunden mitteilt, dass sie momentan über einen Monat in der Retourenbearbeitung (absichtlich?) zurück liegen, werden die Kosten ins 3.Q geschoben.
    So einfach ist man profitabel ;-)

  5. @Steffen:
    Spannende Zahl mit den 54% der Kunden, die den Retourenaufkleber nutzen.
    Ich denke der Warenwert, der zurückgesendet wird, liegt noch deutlich höher.
    Ich denke >70% sind hier keine Seltenheit….

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