Passend zur heutigen Krisensitzung bei Arcandor hat die Welt eine hervorragende Analyse zum Für und Wider einer Staatsbürgschaft für Arcandor ("Staatshilfe für Arcandor würde alle Dämme brechen"):
Karstadt für rettungswürdig.
Dabei steckt die Firma seit fünf Jahren in
einer hausgemachten Krise, die sich wohl auch durch einen Kredit in
dreistelliger Millionenhöhe nicht beenden ließe."
Auch der Wirtschaftsminister hat sich mittlerweile zum Fall Arcandor geäußert:
WELT am Sonntag: Was sagen Sie Arcandor-Mitarbeitern, die jetzt klagen:
„Wir sind viel mehr als die Opelaner, ein Rettungspaket für uns wäre viel
dringlicher.“
Guttenberg: Denen sage ich, dass wir uns bei der Entscheidung über
mögliche Staatshilfen an objektiven Kriterien zu orientieren haben. Für
jeden Antragsteller gilt das gleiche Prozedere. Die Lautstärke des Rufes
kann nicht entscheidend sein, weder bei Opel noch bei Arcandor.
WELT am Sonntag: Ein entscheidendes Kriterium bleibt, dass die Probleme
des betroffenen Unternehmens konkret aus der Wirtschafts- und Finanzkrise
herrühren und nicht auf alte Managementfehler zurückzuführen sind?
sein, mit Hilfeleistungen einzuspringen."
Währenddessen scheinen sich bei den Warenhäusern andere Perspektiven zu eröffnen ("Metro-Chef plant Warenhaus-Konzern mit 247 Kaufhäusern") – mit den entsprechenden Folgen für den Versandhandel
- Shopbörse: Wie Otto vom Arcandor-Aus profitieren will
- Arcandor: Gläubigerbank blockiert Antrag auf Staatshilfe
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Der erste der “systemrelevant” sagt wird ausgebuht !
Überkapazität, jahrelanges Aufrechterhalten des Status Quo, keine Veränderungskraft und schon Mio. den Gulli hinabgespült.
Vollkommen sinnlos – hier zeigt Kapitalismus tatsächlich seine Kraft – wird Zeit, dass dieser Konzern zerschlagen wird. Die guten überleben besser, die schlechten gehen endlich den Weg des Marktes.
Sorry, aber Guttenberg kann man nicht für voll nehmen: Was, wenn nicht Managementfehler sind denn sonst verantwortlich, wenn ein Unternehmen von der Krise getroffen wurde? Schicksal?
Wo will man die Grenze ziehen? Vollkommende Willkür! Und Objektivität? Wo zaubert er die denn her? Seit wann ist eine Entscheidung objektiv?
Wären die Banken nicht durch die Finanzkrise so getroffen, dann wäre die jetzt anstehende und geplante Finanzierungsrunde um einiges einfacher. Insofern ist Arcandor durch die betroffenen Banken in diese Lage der Staatsbürgschaft geraten. Auch, wenn die angespannte Situation durch Managemententscheidungen mit hervorgerufen wurde lässt sich doch gar nicht beurteilen, ob es gute oder schlechte bzw. falsche Entscheidungen gab. Man hat doch keinen Vergleich…Was bei andeen Entscheidungen passiert wäre kann doch niemand sagen…
Ich stimme YinYang zu: Die Banken würden weniger kritisch auf Unternehmen schauen und ihnen mehr Luft geben. Für Arcandor kommt die Finanzkrise zum ungünstigsten Zeitpunkt, denn für jegliche Restrukturierung braucht das Unternehmen Geld und Zeit. Und beides gibt es nicht mehr.
Nur – wieviele Unternehmen, die den Systemwechsel (zu) zögerlich angepackt haben und nun mitten im Übergang stehen, kann der Staat im Ernstfall stützen? Ein Szenario ohne Staat ist ein “normales” Szenario: Zerschlagung inbegriffen. Zerschlagung heißt ja nicht, alle auf die Straße zu schicken. Schumpeter lässt grüßen.
Ich gebe allerdings zu, dass ich mir hier etwas selbst widerspreche, weil ich ja immer auf die Schockwellen hinweise, die so etwas für die ganze Branche hat. Nicht nur auf die Dienstleister, auch auf die Wettbewerber. Man hat das ja schon bei den Krisen der Quelle in den vergangenen Jahren gemerkt: Die anderen Universalversender mussten im Bestellservice erstmal die Kunden beruhigen, dass es immer noch sicher sei, dort einzukaufen. Es ist also eine ziemlich schwerwiegende Entscheidung.
Wer aber meint, den Antrag damit begründen zu müssen, dass z.B. die Quelle für die Versorgung der ländlichen Bevölkerung wichtig sei, der klaubt jegliches Argument zusammen, dass ihm noch einfällt. Das ist einfach nicht mehr glaubwürdig.
Die besten Verkäufer (das sind die Menschen, die das eigentliche “Produkt” des Handels erstellen: SERVICE) haben Karstadt bereits verlassen, ihnen folgen immer mehr die solventen Kunden. Worauf weitere gute Verkäufer zu Konkurrenten wechseln, wo die Kundschaft angenehmer, weil solventer ist etc.
So ein Prozess ist nicht einfach umkehrbar mit einer Finanzspritze, so wünschenswert es vielleicht wäre. Mitarbeiter und Kunden haben mit den Füßen über die Zukunft des Unternehmens abgestimmt.
Den Kunden wäre vielleicht mehr gedient mit einem Kaufhaus pro Stadt, das wirklich lebensfähig ist, seinen Mitarbeitern faire Gehälter und ihren Lieferanten angemessene Preise zahlen kann als zwei, die gerade so über die Runden kommen.
Staatshilfe für Arcandor?
Eher ein schlechter Witz, aber sehen wir uns doch mal das Versandhaus Quelle näher an:
So traurig es ist, aber die Quelle hat seit Jahren massiv zu kämpfen. Die vermeintlich erfolgreichen (E-Commerce-)PR-Meldungen in der Vergangenheit sind doch reine Ablenkungsmanöver von der bitteren Realität. Bis heute hat die Quelle kein Konzept und keine Strategie wie man mit dem sog. „Internet“ umgehen soll. Eine unter Umständen drastische Umstrukturierung Richtung Online hat nie stattgefunden. Das Internet wurde doch gar nicht wahrgenommen. Vermutlich sitzen heute noch einige Mitarbeiter im Unternehmen, die das Internet belächeln, oder als krasse Konkurrenz zum Print-Geschäft sehen. Die Quelle wurstelt halt einfach so vor sich hin, leistet sich seit Jahren einen grossen „Hofstaat“ und verwaltet lediglich das Unternehmen. Eine Staatshilfe für Arcandor und somit die Unterstützung der Quelle wäre ein Schlag ins Gesicht für alle (erfolgreichen) Versender in Deutschland und zusätzlich eine krasse Wettbewerbsverzerrung! Die Insolvenz wäre mit der Staatshilfe doch nur aufgeschoben. Fazit: Wer zu spät kommt, den bestraft der Markt!
Randnotiz: Bei einer Quelle-Gesellschaft leistet man sich seit Anfang des Jahres ein Sponsoring im Profi-Fussball…
… bei allem was bisher bei Quelle, Primondo, Arcandor falsch gemacht wurde und sicher auch sicherlich zukünftig falsch gemacht werden wird. Die Bürgschaften sind ein positives Zeichen der Gesellschaft / Politik für die Hochmotivierten Mitarbeiter von Arcandor. Einfach hat es keiner, doch bei Arcandor lohnt sich eine Bürgschaft auf jedem Fall. Die nun fast 10 Jahre andauernde Flexibilität, der Niedriglohnstandart und die Opfer seitens der Primondomitarbeiter sollten nicht umsonst gewesen sein. Wohl aber gehören die überteuerten Mietverträge der letzten Jahre genau so, wie nicht nachvollziehbaren, völlig überzogenen Einkommen, Abfindunszahlungen, Dividenten und Geschäftsgebahren der Geschäftsleitung von Arcandor auf den Tisch.