Otto-Group: Kataloggeschäft bricht weit schneller ein als erwartet

In der Otto-Gruppe bricht das Kataloggeschäft weitaus schneller weg als erwartet.

Konzernchef Hans-Otto Schrader verwies heute auf der Bilanzpressekonferenz stolz auf den "Channel Shift" und die wachsenden E-Commerce-Anteile, ohne allerdings zu thematisieren, wie die Organisation, die noch in weiten Teilen auf das Kataloggeschäft ausgerichtet ist, von den dramatischen Einbrüchen dort betroffen ist.

Ottokatalog

In der Präsentation fokussierte er auf Neugründungen wie Mirapodo und Limango. Keine Angaben machte er zu den Tochterunternehmen, die vor dem Verkauf oder vor der Schließung stehen ("Wir brauchen mehr erfolgreiche Firmen in der Gruppe"). Er deutete nur an, dass eine ganze Reihe von "Entscheidungen anstehen".

Fest steht aber schon, dass sich das Otto-Management gegen einen neuen Quelle-Katalog entschieden hat. Quelle.de wird sich an das Konzept von Shopping24 anlehnen. Ab Herbst soll unter der Domain ein Marktplatz für unternehmensinterne und externe Marken entstehen:

"Aus quelle.de soll bis Anfang 2011 ein attraktiver Online-Marketplace
mit den Schwerpunkten Technik und Living gemacht werden. Diese
Online-Plattform wird Händlern und Marken innerhalb und außerhalb der
Otto Group offen stehen.

Auf diesem Marktplatz unter quelle.de sollen
auch Großelektrogeräte der Marke Privileg angeboten werden, die in einer
strategischen Partnerschaft mit Whirlpool von der Otto Group vertrieben
werden."

Neben der Aufzeichnung der Bilanzpressekonferenz ist inzwischen auch der Geschäftsbericht für das Geschäftsjahr 2009/10 online verfügbar.

Strategisch kann sich die Otto Gruppe inzwischen nur noch als "führender Online-Händler in Fashion und Lifestyle" präsentieren, da Otto mit der Wachstumsdynamik im (Online-)Versandhandel nicht Schritt halten konnte und andere inzwischen an den Otto-Versendern vorbeigezogen sind.

Wem dieser Beitrag zu kritisch ist: Die Hofberichte der Fach- und Tagespresse gibts wie immer bei Google News

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Kategorien:Shopboerse, Ultimondo

1 Antwort

  1. Lieber Herr Krisch,
    es wird Sie wundern, dass sich der „Propaganda“-Verantwortliche der Otto Group darselbst bei Ihnen meldet, um sich bei Ihnen aufrichtig zu bedanken.
    Ohne Sie würde schließlich niemand erkennen, dass die offensichtlich magisch agierende PR-Truppe der Otto Group in der Lage ist, samt und sonders „Hofberichte der Fach- und Tagespresse“ zu erzeugen – außer bei Ihnen.
    Ohne Sie würde niemand erkennen, wie die Otto Group mit „E-Commerce auf Stützrädern“ und einer Organisation, „die noch in weiten Teilen auf das Kataloggeschäft ausgerichtet ist“, 3,836 Milliarden Euro Online-Umsatz zustande bringt.
    Ohne Sie würde niemand erkennen, dass die Otto Group mit 20-prozentigem Wachstum im Online-Handel (gegenüber 16 Prozent im Markt) „mit der Wachstumsdynamik im (Online-)Versandhandel nicht Schritt halten konnte“.
    Ohne Sie würde niemand erkennen, dass der seit Jahren auch von Ihnen vorausgesagte kontinuierliche Rückgang der Katalogumsätze der Otto Group um nun wiederum rund 10 Prozent auf jetzt knapp 4 Milliarden Euro in Wahrheit ein „dramatischer Einbruch“ ist, der „weit schneller als erwartet“ kommt. Ihre Erwartung, Herr Krisch?
    Ohne Sie würde niemand erkennen, dass wir in Wahrheit dazu gezwungen waren, zu schreiben, dass wir weltweit der größte Online-Händler (BtoC) im Fashion- und Lifestyle-Bereich und in Deutschland die Nummer 1 vor Amazon sind, „weil andere inzwischen an den Otto-Versendern vorbeigezogen sind“.
    Hochachtungsvoll
    Thomas Voigt, Direktor Wirtschaftspolitik und Kommunikation, Otto Group, Hamburg

  2. Lieber Herr Voigt,
    herzlichen Dank für diese Kompaktzusammenstellung!
    Komisch, Ihr Arcandor-Kollege konnte sich mit meinen Einschätzungen auch nie so richtig anfreunden.
    Aber keine Sorge, Exciting Commerce hat heute wie damals außerordentlich hohe Standards im Bereich Corporate Social Responsibility.
    Aufklärungsarbeit und transparente Informationsversorgung haben für uns oberste Priorität. In unseren Beiträgen versuchen wir ökonomische, ökologische und soziale Verantwortung nachhaltig miteinander in Einklang zu bringen – gerne auch über das Blog hinaus.
    Bedauerlicherweise erlauben Zahlen und Vergleiche, die bewusst intransparent gehalten sind, sehr viel Interpretationsspielraum – und so kommt eben jeder zu anderen Erkenntnissen. Eben deshalb verweise ich ja immer auch gerne auf Ihre offizielle Sichtweise, die natürlich die wirtschaftspolitisch führende bleibt.
    Meinen herzlichen Glückwunsch zu einem Ausnahmejahr und zu einer wieder mehr als gelungenen BPK-Show! Speziell die PDF-Anwendung auf den verteilten iPads hat uns alle sehr beeindruckt.
    Hochachtungsvoll
    Jochen Krisch, einer dieser unberechenbaren Blogger
    (http://www.mediummagazin.de/magazin-plus/fatale-fehler )

  3. Aua.
    Wenn das wirklich der Propagandaminister von Otto war, dann wundere ich mich über nichts mehr. Selten so einen überheblichen Mist gelesen. Wie man rhetorisch derartig auf die Kacke hauen und zugleich der Kommunikationsdirektor sein kann. Entzieht sich meiner Kenntnis. Vermutlich liegt es jedoch jedoch am Peter-Prinzip. http://de.wikipedia.org/wiki/Peter-Prinzip

  4. @TV: Ja, der Hr. Krisch kann einem den letzten Nerv rauben, ist polarisierend und überspitzend. Und denkt manchmal nur in exciting commerce als innovativer commerce. (Profit ist manchmal auch schön…:-))
    Dummerweise hat er aber viel Erfahrung und gott sei dank manchmal eine andere Sichtweise. Ihre Reaktion ist interessant. Ich muss dabei an Ihren Chef denken. Wen meinte er eigentlich als er sagte, dass nur 25% der Führungskräfte bei Otto wirklich gut sind? Oder habe ich dies falsch verstanden?
    @JK: Selten ohne Eintritt so gelacht. Sternstunde! Danke!

  5. Hallo Jochen,
    danke für Deinen Beitrag. Unabhängig der Fakten-Interpretation bleibt die Erkenntnis, dass OTTO organisatorisch scheinbar nicht auf die Herausforderungen des eCommerce ausgerichtet ist. Ist m.E. auch bei deren Töchter spürbar, die sich, trotz aller Innovation, in den Konzernprozessen fest rennen.
    Denn Online gilt: fexibilität, dynamik, kurze Entscheidungswege & schlanke Strukturen.

  6. @pilleepallee: Sehr mutig. Große Fresse riskieren und dann keinen Absender hinterlassen… Das finde ich an Jochen Krisch so super: Der stellt sich hin und bleibt bei seiner Meinung – und zeichnet dann auch mit seinem Namen.

  7. Danke für die Kommentare!
    Festhalten möchte ich trotz allem, dass sich der Otto-Konzern PR-seitig so gut verkauft wie kaum ein anderes deutsches Unternehmen. Ob die Schönfärberei dem Unternehmen selber nützt, möchte ich zwar bezweifeln, aber der öffentlichen Wahrnehmung hilft es auf jeden Fall, wie man den Presseberichten entnehmen kann. Da zählt man schon zu den bedeutenden Playern im mobilen Markt, wenn man nur mit dem iPad wedeln kann.
    Interessant ist im übrigen, dass Otto inzwischen für viele Unternehmensbereiche (Marketing, HR, etc.) Social Media Strategien hat, nur die PR-Abteilung selber in der Branchenkommunikation weiter die klassische Linie fährt. Entsprechend werden Blogger noch eher als Quertreiber empfunden. Journalisten, die entsprechend agiert hätten und sich nicht „an die Spielregeln“ gehalten hätten, hätte man früher einfach vom Informationsfluss abgeschnitten, ihnen keine Auskünfte mehr gewährt, etc.
    Dem ein oder anderen erschließt sich die Überschrift nicht. Sie bezog sich auf die längerfristigen Entwicklungen und hier speziell auf die Aussagen von Hans-Otto Schrader auf der Bilanzpressekonferenz, wonach die Umsatzanteile im E-Commerce schneller stiegen als erwartet, zum Teil auf bis zu 80%. Bei der Überschrift handelt es sich um den Umkehrschluss.
    Der Geschäftsbericht beschreibt die Entwicklung im Kataloggeschäft weitaus poetischer wie folgt:
    „Das Online-Geschäft verzeichnete durch die starke Entwicklung von otto.de weitere deutliche Steigerungen. Im klassischen Kataloggeschäft mussten hingegen Umsatzabschmelzungen hingenommen werden.“
    Laut Geschäftsbericht hat die Otto-Group im Segment Multi-Channel-Einzelhandel im letzten Geschäftsjahr rund 2.300 Stellen (-7%) abgebaut.
    @pilleepallee Solche Einschätzungen (meine Person betreffend) aus berufenem Munde hört man natürlich gerne
    @Gunter N. Anonyme Kommentare in dieser Form sind kein Problem, solange eine gültige E-Mail-Adresse vorhanden ist. Manchmal geht es in der Branche nicht anders, weil Person und Funktion zu oft miteinander verquickt werden – und persönliche Aussagen nicht als Einzelmeinung wahrgenommen werden, sondern sofort auf das Unternehmen zurückstrahlen. Ich würde aber tippen, @pilleepallee würde das auch offen so sagen :-)

  8. Zur Intransparenz bei OTTO fällt mir nur ein: Liebe Journalisten, hakt bitte mindestens an 2 Stellen nach.
    Denn genau hier hat OTTO in der Vergangenheit durch seine Öffentlichkeitsarbeit Nebelkerzen zünden lassen:
    1.) Redet man bei OTTO wie so oft über Umsatz und meint dabei, ups, Bruttonachfrage, also unbereinigt um Retouren und Storni?
    2.) Wie hoch ist beim, ach so hohen e-Commerce-Umsatz, der Anteil von Bestellshops, Agenturen und Sammelbesteller, die per Internet bestellen MÜSSEN. Dabei wäre dies keine b2c-Nachfrage, sondern es wäre eher eine Katalog-gestützte b2b-online-Transaktion.
    @Jochen: Chapeau – die Antwort auf den „Progaganda-Verantwortlichen“ (falsche Ironie und falscher Ton, Herr Voigt) von OTTO war auf den Punkt und weist doch einen ewig Gestrigen sehr deutlich und dabei sachlich in die Schranken, der nicht begriffen hat, dass Pressediktat und Communityschelte als Schuß sehr schnell nach hinten gehen kann. Auch OTTO-Vorstände lesen Blogs ;-)

  9. Danke, danke, danke! Dieser Luke-Skywalker-mäßige Provokations-Post und alle dazugehörigen Kommentare (inkl. der „The Empire Strikes Back“ Kommentar von Herrn Voigt) sind – zumindest für heute – weit lustiger und spannender anzuschauen gewesen als die Partie Deutschland gegen Serbien. Möge die Macht mit euch sein.

  10. @ Gunter N.
    Wenn ich dies richtig sehe habe ich eine Frage gestellt. Diese kann man beantworten oder auch nicht. Und ich gebe zu, ich habe mich ziemlich über die Ausführungen von Hr. Voigt geärgert habe und mein Gerechtigkeitssinn hat angeschlagen. Warum?
    1. Der Anspruch: Otto greift Amazon an. Nehme ich mal drei Kennzahlen (Absoluter Umsatz, Gewinnquote, Wachstum), dann müsste jeder sehen wie weit weg Otto von den Zahlen her von diesem Anspruch ist. Dabei ist der Anspruch der richtige, leider gehört imo etwas mehr dazu.
    2. Die Realität: Otto ist in der Poleposition um wirklich etwas zu verändern. (Umsatz, Kapitalkraft etc.) Dazu müsste man aber mal an den (auch wieder imo) richtigen Themen arbeiten. Dies sind keine neuen Erkenntnisse: Prozesse/IT, Einkauf, Marketing. Die richtigen Prioritäten setzen. Siehe auch die Ausführungen von JK oben oder den aktuellen Blogeintrag von MG Albenhausen.
    3. Kommunikation: Der Eintrag von Hr. Voigt strotzt in meinen Ohren so vor Arroganz. Und das führt dann auch zu den weiteren Kommentaren und zu weiteren Fragen. Dass diese Fragen gestellt werden halte ich übrigens für ein sehr gutes Zeichen. Diese Arroganz führt möglicherweise eben auch zu dem oben kritisierten Verhalten was über Kommunikation hinausgeht.
    4. Ist Gunter N. denn jetzt Ihr Klarname?
    @ JK: Ausführungen vollkommen richtig.
    @ Pierre: Interessanter Kommentar. Würde mich auch interessieren wie die Zahlen ohne b2b aussehen. Wobei dies natürlich ein interessantes Geschäftsfeld sein kann. Wenn man aber amzn und otto vergleichen will, müsste man diesen Teil rausrechnen.

  11. @alle: Nachdem sich die Diskussion beruhigt hat, eine Rückmeldung von mir: Unangemessene Ironie in einer komplexen Diskussion aus dem Munde des „Universums“ – sorry, war vom Ton her daneben!
    @pierre: Wir haben Netto-Umsatzzahlen veröffentlicht.
    @JK: Vielleicht nutzen wir diese Diskussion einfach als Anlass zu einem persönlichen Treffen und zur Diskussion über die zahlreichen verschiedenen Perspektiven. Würde mich sehr freuen!
    Thomas Voigt

  12. Sehr gerne! Für ein persönliches Gespräch bin ich natürlich immer offen – sei es in Hamburg oder München.

  13. @ Hr. Voigt: Klasse Reaktion!

  14. Übrigens 5 Sterne für den „Ihr Arcandor-Kollege konnte sich mit meinen Einschätzungen auch nicht so richtig anfreunden“.
    Wenn Hr. Voigt genau so weit von der Fachabteilung entfernt agiert wie sein Arcandor-Kollege ist das durchaus verständlich ;-)

  15. @an alle die noch ernsthaft zuhören können
    Die Nachricht das man den Namen Quelle den Otto erst für viele Millionen gekauft hat nun sang und klanglos sterben lassen will, wird die vielen ehemaligen Kunden die nun wirklich bis jetzt noch gewartet haben – sehr enttäuschen.
    Mit der Aufgabe des Quelle-Kataloges ist der Zug für die Marke nun auch endgültig abgefahren. Quelle hat überwiegend von der infrastrukturarmen Landbevölkerung gelebt die mit dem Internet nichts am Hut hat. Die hier beschriebenen Pläne für einen Internetmarktplatz sind daher völlig aussichtslos. Bedauerlich ist auch, das man bei Otto nicht wenigstens die erfolgreichen Dinge von Quelle kopiert hat. Zu Quellezeiten kam im Versandgeschäft gefühlterweise auf 100 Quellekunden 1 Ottokunde.
    Aber es ist auch heute noch so, das jede Firma seine eigenen Erfahrungen mit den Fehlern machen mus, die andere bereits hinter sich haben.
    Ich bin gespannt wie das endet !

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