Wie Magento den Markt für E-Commerce-Systeme umkrempelt

Offenbar herrscht nach der skeptischen Beurteilung der Ebay-Beteiligung der Eindruck, als ob man Magento generell abschreiben könnte. Dem ist natürlich mitnichten so.

Man muss sich nur mal ansehen, was Magento letzte Woche in Los Angeles vorgestellt hat – eine erweiterbare E-Commerce-Plattform als Plug-and-Play-Lösung. Das ist für heutige Verhältnisse spektakulär und meilenweit entfernt von dem, was andere Player – von Randspielern wie Shopify & Co. einmal abgesehen – heute auch nur ansatzweise bieten können.

Magentogo

Und es verdeutlicht einmal mehr, wie unheimlich rückständig und träge die bestehenden Systemhersteller seit Jahren agieren.

Man kann also weiter davon ausgehen, dass wir über kurz oder lang von Magento-kompatiblen Shopsystemen sprechen werden, weil sich viele schon aufgrund der Marktdurchdringung an den von Magento vorgegebenen Standards/Lösungen ausrichten werden.

Magentogoplattform

Warum also dann die skeptische Beurteilung der Ebay-Beteiligung? Ganz einfach, weil die extreme Händler-Fixierung der heutigen Shopsysteme der neuen E-Commerce-Wirklichkeit nicht mehr gerecht wird (s. Wenn das Shopsystem das Geschäftsmodell bestimmt (und nicht umgekehrt))

Und das hat leider (das neue) Ebay am allerwenigsten verstanden. Und unter diesem altbackenen E-Commerce-Verständnis leidet nun leider auch Magento, das sich in seiner strategischen Ausrichtung inzwischen stärker denn je vornehmlich am etablierten Handel orientiert.

Was kurzfristig gut ist, aber mittelfristig gefährlich für jemanden, der die E-Commerce-Zukunft gestalten will. Und darum ging es ja im vorherigen Beitrag.

Frühere Beiträge zum Thema:



Kategorien:Open Source, Shopboerse

1 Antwort

  1. Plug and Play bei hochkomplexer Software?
    Da scheinen Projekterfahrungen zu fehlen.
    Auch krempelt Magento nach wie vor keinen Markt um. Wohin die Reise mit den ebay-Anteilen geht, dürfte allen klar sein. Es wird versucht werden ein System zu etablieren, welches ebay und paypal als Plug and Play kann. Würde mich nicht wundern, wenn die Eigentümer in kürze noch Plug and Play Blades anbieten, bei der unnötigen Ressourcenhunger diese Softwrae mit sich bringt.
    Immer dieses hypen hier.

  2. Der magentohype hier nervt echt aber ok, mit irgendwas muss der Jochen ja Geld verdienen

  3. Sehe ich auch so, revolutionaer bei Magento ist eigentlich nur das Marketing. Es ist sicherlich so, dass Magento es geschafft hat, in kurzer Zeit eine ziemlich grosse installed Base zu schaffen und den Eindruck zu vermitteln, jeder, der eCommerce machen will, muss sich nur ein Stueck Software runterladen, von dem Kumpel um die Ecke ein paar Templates anpassen lassen und schon kann er gegen die ganze (eCommerce-)Welt anstinken. Dieses Image wird es noch ne Weile geben, aber in Sachen Enterprise wird es Magento nicht mehr schaffen und „von unten“ werden sie von einigen anderen Playern immer mehr angegriffen. Bald wird sich die Community abwenden und ist Magento einfach nur noch einer der Player.

  4. Schon komisch. Schreib ich negativ über Magento (s. voriger Beitrag), ist Magento der neue Prügelknabe, schreib ich positiv, ist es Hype.
    Das einzige, was ich tue, ist einzelne Aspekte herauszugreifen und pointiert darzustellen. Das ist sicherlich nicht jedermanns Sache, aber Blogs sind eben nicht das Medium der langen Abhandlungen.
    Im Bestfall kann man im Beitrag Themen anreissen und Diskussionen anregen. Deshalb gibts ja in jedem Beitrag viele weiterführende Links, um sich selber ein Bild zu machen.
    Und davon abgesehen. Es wird schon seine Gründe haben, dass inzwischen selbst Mainstream-Agenturen wie SinnerSchrader auf den Magento-Zug aufspringen.
    Ob nun durch geschicktes Marketing oder durch andere Gründe, Magento stößt eben immer noch auf erstaunliche Resonanz im Markt. Das kann man als Hype abtun und darüber hinwegsehen, oder sich mal ernsthaft mit den Gründen auseinandersetzen.
    Ich sehe bei Magento Licht- und Schattenseiten, aber es hilft ja alles nichts, solange das Marktumfeld so schwach ist, ist eben der Einäugige der König unter den Blinden.
    Ich wäre der erste, der über die Ruhmestaten von Intershop, Hybris & Co schreiben würde. Aber die stecken eben noch fest in ihrer sehr monolithischen Weltsicht des E-Commerce.

  5. @Jochen, ich fand Deine letzte Einschaetzung zum Thema Magento absolut zutreffend, die aus diesem Beitrag kann ich nicht ganz teilen. Bei Dir bin ich wieder voll und ganz mit der Meinung, dass solange die anderen nichts cooleres auf die Beine stellen, Magento leichtes Spiel hat. Aber ich bin mir sicher, Du wirst in absehbarer Zeit auch wieder was ueber die anderen schreiben koennen :-)

  6. Die Frage ist doch wo Magento mit den neuen Services/Produkten hin will.
    Plug and Play ist sicher attraktiv für kleine Läden um die Ecke die sich jetzt denken sie wollen auch ihren Teil vom E-Commercer Kuchen ab haben. Aber mit den kleinen Kunden verdient man eben nur in der Masse das Geld und das macht Magento ja auch.
    Die großen Player (Enterprise-Kunden) werden sich wohl eher auf andere Systeme konzentrieren.

  7. Oder anders ausgedrueckt: Enterprise->nix Plug&Play!

  8. @Claus Magento Go ist Plug&Play, nichts anderes habe ich behauptet, aber eben im Unterschied zu anderen Lösungen durch Extensions (künftig Apps) erweiterbar.
    @Sebastian Magento baut eine Infrastruktur. Und je mehr Erweiterungsmodule (oder künftig Apps) es für diese Infrastruktur gibt, desto schwerer werden andere daran vorbeikommen. Ich bin also gespannt, ob und wie sie den Appstore aktiviert bekommen.

  9. Jochen, schon jemals eine ePages Hosting-Preisliste in der Hand gehabt? Magento erfindet hier nichts neues, und ist deswegen auch nicht supertoll. Das gibts schon alles. Plug/Play, und mit „Apps“. Der Provider geht in den „AppStore“ bei ePages, und klickt sich seine Plattform bunt. Und das schon länger, als du Magento hypen kannst.

  10. Der Unterschied zwischen Magento und ePages ist, dass ePages keine x Mio. in die Marketing-Maschine pumpt, ist eben keine Ami-Firma. Ansonsten gebe ich Dir recht. Wenn man mal die Liste von ePages-Extensions anschaut, ist die nicht kuerzer als die von Magento, nur wissen davon nicht so viele. Auch aus SaaS-Perspektive ist ePages viel weiter als Magento, denn die Strato-Shops laufen seit ueber 10 Jahren auf ePages und da sind mittlerweile x-tausende drauf und laufen stabil. Das ist etwas, womit Magento jetzt gerade anfaengt.

  11. @Jens Danke für den Hinweis. Aber wie gesagt, es geht mir hier um die Struktur und die strategische Ausrichtung der Gesamtplattform.
    Ansonsten gehts auch nicht darum, Magento zu hypen, ich schreibe ja nicht, dass jeder Magento nutzen soll, sondern über eine Plattform zu schreiben, die den E-Commerce-Markt voranbringt.
    Wir machen hier bewusst keine Produkt/Anbieterberichterstattung, sondern eine Marktberichterstattung – und natürlich widmen wir denen mehr Zeit und Raum, von denen wir glauben, dass sie Themen/Märkte vorantreiben.
    Die Beiträge haben aber nie Empfehlungscharakter, denn was dem Markt nützt, muss ja nicht in jedem Fall jedem einzelnen Händler/Shopbetreiber nutzen.
    Und deshalb haben wir auch nie behauptet, dass Magento das beste Shopsystem ist.

  12. weil es da a) nicht ist, und ich auch b) nicht sehe, wo es irgendwas ernsthaft vorwärts bringt. Marketinggeschwafel hat nichts mit voranbringen zu tun.
    Und nochmal – was ist an der Struktur, der Plattform etc. so wahnsinnig innovativ, dass es das noch nie gab?

  13. Ich versteh den Magento-Hype echt nicht. Die Software ist sowas von langsam – das geht doch gar nicht! Da kann Sie noch so „toll“ programmiert sein, die Performance ist gerade bei E-Commerce Systemen extrem wichtig. Da installiere ich mir lieber ein „verstaubtes“ aber super schnelles XT:Commerce 3.X

  14. @jens Wer hat sich vor Magento darüber Gedanken gemacht, wie künftige E-Commerce-Systeme aussehen – und wer macht es heute?
    Wie gesagt, es geht nicht darum, Magento zu promoten, aber was ist denn dann der Grund dafür, dass Magento die große Welle macht, und der ganze Herstellermarkt rotiert?
    Lassen die sich alle von „Marketinggeschwafel“ kirre machen? Oder welchen Nerv hat Magento getroffen?

  15. @Jochen, naja, soweit wuerde ich nicht gehen. Magento hat zuerst mal konsequent da weitergemacht, wo XT:Commerce und OS:Commerce aufgehoert haben. Ein ziemlich vollstaendiges Shopsystem fuer kleine und mittlere Merchants als OS und damit lizenzkostenfrei. Das war in der Tat eine Barriere, die sie aus dem Weg geraeumt haben. Das hat in erster Linie die Kostenstruktur fuer Webshop-Projekte „revolutioniert“, den Commerce und die Geschaeftsmodelle imho weniger. Aber schon der Schritt Richtung Enterprise inklusive des ganzen Marketing-Rummels war ein ziemlicher Flop, oder wo sind die grossen Magento-Enterprise Installationen? Natuerlich haben sie die etablierten Anbieter nervoes gemacht, ist ja ganz natuerlich, wenn sie ploetzlich in jedem Pitch mit drin sind und ueberall erzaehlen (oder durch Agenturen erzaehlen lassen), dass die Webshops jetzt nur noch die Haelfte kosten, dafuer aber doppelt soviel koennen. Das hat ne Weile gut funktioniert und sicherlich den ein oder anderen etablierten Shopanbieter zum Nachdenken gezwungen, nicht zuletzt, was die Preispolitik angeht. Aber das tolle Image hat dann ueber die Zeit auch heftige Kratzer bekommen, einige vergurkte Projekte, Zalando als Aushaengeschild weg etc. Und der Move in die Cloud ist keine Innovation, sondern nur Nachmache. Also noch mal, den „Nerv“ den Magento getroffen hatte, war imho ganz eindeutig Kosten. Das hat sich mittlerweile relativiert. Die Grossen der Branche haben sich laengst wieder entspannt, was Magento angeht. Magento spielt jetzt wieder gegen Oxid und ePages und im Hosting-Bereich gegen ePages, Shopify und Jimdo & Co. Und mit eBay als Hauptgesellschafter werden sie ueber kurz oder lang nur noch gegen sich selbst spielen. :-) Und ich frage hier noch mal: Was ist eigentlich aus der OpenSource-Community geworden, die im Handstreich dank und mit Magento den Markt fuer Shopsoftware weltweit revolutionieren sollte? Diese Diskussion, die vor 2 Jahren gefuehrt wurde, damals noch mit und gegen z.B. Demandware, ist aus meiner Sicht komplett verschwunden. Weil es eben genauso gekommen ist, wie die Kritiker damals gesagt haben. OpenSource ist in grossen Infrastruktur-Projekten (Linux, Apache, Tomcat) perfekt, ueberall da, wo es ziemlich individuell wird (z.B. B2C Shopping-Plattform), gibt’s ne grosse Welle und dann ist sie auch wieder vorbei. Beispiele gibt’s dafuer etliche, nicht zuletzt sogar MySQL, welches ich vor 2 Jahren definitiv noch unter die 3 Sachen oben gezaehlt haette. Nicht nur Magento, auch OpenSource hat im letzten Jahr viel von seiner Magie eingebuesst.

  16. gute Punkte, auch wenn ich selber mit meinem (Zwischen-)Fazit noch ein, zwei Jahre abwarten würde.

  17. „Eindruck zu vermitteln, jeder, der eCommerce machen will, muss sich nur ein Stueck Software runterladen, von dem Kumpel um die Ecke ein paar Templates anpassen lassen“
    Das ist sehr oft die Praxis – vor allem in KMU. Wer sich darauf einlässt, geht den schmerzhaften Weg („normaler“ Lernpfad). Das Projekt wird früher oder später noch ein zweites mal entwickelt – dann (hoffentlich) von einem (professionell agierenden) Unternehmen.
    Bert

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