Samwer Report: Zalando und die Betriebsrat-Debatte

Exciting Commerce Informationen zufolge hat Zalando in dieser Woche einen Betriebsrat bekommen.

Das führte zu einer nicht unspannenden Debatte über Sinn und Unsinn von Betriebsräten in wachstumsstarken E-Commerce-Startups.

Alles halb so wild, meint die Pro-Seite:

"Erst einmal ist ein Betriebsrat in der Handelsbranche mehr als üblich und für das Geschäftsmodell an sich überhaupt keine Gefahr wie bei den meisten anderen Internetunternehmen."

Die Pro-Seite hält die Errungenschaften der industriellen Arbeiterschaft auch in Internetzeiten hoch:

"Ein Betriebsrat ist überhaupt nie eine Gefahr für ein Geschäft. Wenn doch ist das Geschäft eine Gefahr für die Belegschaft."

Die Contra-Seite bezweifelt hingegen die Sinnhaftigkeit des "klassischen Betriebsrats" und appelliert an die Vernunft:

"Man kann sich den ganzen Tag über die Globalisierung und den Erfolgsdruck, vor allen Dingen von jungen Unternehmen, ärgern, ich sehe aber in einem gemeinsamen Miteinander zwischen Unternehmern und Angestellten den besseren Weg als den klassischen, ideologischen Betriebsrat des Betriebsverfassungsgesetz.

Wenn man Zalando oder andere Handelsunternehmen damit ausbremsen will, dann ist die Frage, wer sich hier verantwortungslos verhält?"

Das Thema "Hemmschuh Betriebsrat" klang auch schon in den Kommentaren zu Alexander Grafs Zalando-Analyse an.

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Kategorien:Samwer Report

1 Antwort

  1. Betriebsräte sind sicherlich in 50 Jahre alten Handelshäusern mit ebenso alten Mitarbeitern üblich – im Startup Bereich fällt mir die letzten Jahre kein Beispiel ein.
    Meines Wissens wurden in der Onlinebranche das letzte mal Betriebsräte um die Jahrtausendwende bei ruinösen Unternehmen wie Pixelpark und ID Media gegründet.
    Dies soll übrigens nicht bedeuten, dass ich Betriebsräte für überflüssig halte – nur werden Sie meist da gebraucht, wo etwas im Unternehmen nicht stimmt.

  2. In der Handelslandschaft ist ein Betriebsrat nicht üblich. Ich habe in diesem Umfeld mein duales Studium absolviert. Und in keinem Unternehmen war ein Betriebsrat an der Regel geschweige denn gewollt.
    Von daher stellt sich mir die Frage, ob die ‚Bozo Explosion‘ bei Zalando schon begonnen hat, und das Unternehmen eher zum dicken Schlachtschiff als das schnell agierende Start Up wird.
    Die Handlungsfreiheit der Geschäftsführung wird auf jeden Fall äußerst stark beeinflusst.

  3. @ Sebastian:
    In einem Betriebsrat geht es ja meiner Meinung nach auch nicht unbedingt um die Handlungsfreiheit der Geschäftsführung! Bei großen Unternehmen sind Betriebsräte unabdingbar!

  4. Ich glaube jeder, der noch nicht begriffen hat, dass Zalando kein Startup mehr ist, wird hier an der Sache vorbei diskutieren.
    Zalando und die dahinterstehenden Unternehmensbereiche haben nicht den Ansatz, ein kleiner, flinker Player in einer eCommerce-Nische zu sein. Man will DER Player im Fashion eCommerce sein und sonst nix. Und da soll kein Amazon, Otto oder sonstiger Konkurrent Platz finden.
    Bei Amazon, bei Otto und auch allen anderen großen Unternehmen in dem Bereich mit der massiven Anzahl an Personal (wir sprechen hier nicht über das Online-Marketing, den Einkauf oder das Rechnungswesen sondern über Logistik, Call-Center, etc.) wie Zalando, ist auch ein Betriebsrat Daily Business und einfach der Weg sicherzustellen, dass neben all der Expansion und Einführung neuer Strukturen, die Mitarbeiter, fernab der Geschäftsführung nicht vernachlässigt werden.
    Die Macht eines Betriebsrats ist auf jeden Fall nicht zu überschätzen. Da ist die Frage schon sehr wichtig, ob dieser von der Belegschaft gewünscht ist oder ob dieser von einer ewig-gestrigen Gewerkschaft „installiert“ wurde. Da lassen sich viele Mitarbeiter schnell täuschen und diese begreifen meistens nicht, dass es dabei nicht um ihre Belange geht sondern nur um die Profilierung einzelner Funktionäre.

  5. Nun ja bei den wirklich erfolgreichen Handelsunternehmen ist kein Betriebsrat vorhanden und diese sind:
    Müller Drogeriemarkt (sind auch mit großen prozentualen Anteilen an Douglas dran)
    Aldi Süd, Lidl und andere straff organisierte Unternehmen.
    Den Hemmschuh Betriebsrat haben nur die weniger erfolgreichen, sprich erfolgslosen Unternehmen.

  6. Durchaus zynisch, Menschenschinder wie Lidl etc. als straff organisiert zu loben.

  7. Zumal das ja auch kein „Zufall“ ist, dass bei LIDL nichts bzw. wenig in die Richtung entsteht.

  8. Mal grundsätzlich: Betriebsräte können nicht von einer Gewerkschaft installiert werden. Das geht prinzipell nicht. Das Betriebsverfassungsgesetz schreibt klar vor, wie und von wem Betriebsräte eingerichtet werden können. Voraussetzung dabei ist z.B. immer eine mehrmonatige Betriebszugehörigkeit derer, die einen Betriebsrat einrichten wollen. Es mag sein, das nicht immer eine ganze Belegschaft einen Betriebsrat befürwortet, aber angestossen, eingeleitet und durchgeführt werden Betriebsratswahlen von den wahlberechtigten Mitarbeitern eines Unternehmens.

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