DailyDeal: Spekulationen über den überraschenden Exit an Google

Für heftige Spekulationen in der deuschen Internetszene sorgt weiterhin der überraschende DailyDeal-Exit an Google ("Google Offers: DailyDeal geht an Google statt an LivingSocial").

Wie FAZ und andere hat Deutsche-Startups zunächst einen wohl klingenden, aber bisher durch nichts belegten Kaufpreis von 130 Mio. Euro kolportiert – und spekuliert nun über einen Notverkauf.

Irritierend war an den Gerüchten Berichten der letzten Woche vieles, vor allem, dass es angeblich einen Bieterwettstreit zwischen Google und LivingSocial gegeben haben soll, den am Ende Google für sich entschieden haben soll:

Dailydealexit

"Der stattliche Übernahmepreis für das 2009 von Fabian und Ferry Heilemann, die auch nach der Übernahme bei DailyDeal an Bord bleiben, gegründete Start-up, soll vor allem durch einen Bieterwettbewerb mit LivingSocial, nach Groupon die Nummer zwei im weltweiten Couponinggeschäft, in die Höhe geschnellt sein. Zudem soll sich auch Groupon selbst kurzfristig für eine Übernahme des Wettbewerbers interessiert haben."

Wenn es den Bieterwettstreit zwischen Google und LivingSocial tatsächlich gegeben hätte, dann wäre es unverständlich, warum DailyDeal an einen marktunerfahrenen Nachzügler wie Google Offers ("Warum Google Offers gegen Groupon kaum Chancen hat") verkauft anstatt sich Anteile an LivingSocial zu sichern, wie es zuvor schon die DailyDeal-Eigner Sefan Glänzer und Michael Brehm getan haben.

Die deutsche Startupszene lässt sich wie die deutsche Wirtschaftspresse gerne blenden und gerät bei klangvollen Namen wie Google, Ebay & Co. stets in höchste Verzückung. Hinterfragt wird dabei selten, wie lukrativ bzw. intelligent die Deals wirklich sind.

Wenn ein Citydeal für 126 Mio. Dollar an Groupon geht und dafür Groupon-Anteile bekommt, die heute mit über 1 Mrd. Dollar bewertet werden, dann ist das ein intelligenter Deal. Wenn jedoch ein Amiando an ein Xing oder ein Brands4Friends an ein Ebay verkauft werden, dann ist stets Vorsicht geboten, zumal wenn bekannt ist, dass sich ein Xing gegenüber LinkedIn auf dem absteigenden Ast befindet oder ein Ebay bestenfalls Marktplatz-, aber keinerlei echte Handelsexpertise mitbringt.

Jenseits der medial umjubelten Deals gab es in diesem Jahr schon eine ganze Reihe sehr intelligenter E-Commerce-Deals, die in der Öffentllichkeit zumeist wenig Beachtung fanden, weil die involvierten Namen wohl nicht klangvoll genug waren: von der Redcoon-Übernahme durch Media Saturn über den Dress-for-less-Deal mit Privalia bis hin zum Hybris-Deal mit iCongo.

Auch unabhängig von den aktuellen Spekulationen kann man sehr gespannt sein, wie lange sich DailyDeal unter Google halten kann. Google Offers wurde erst Anfang des Jahres aus dem Boden gestampft, nachdem die geplante Groupon-Übernahme aus kartellrechtlichen Gründen gescheitert ist. Und wie lange der Geduldsfaden bei Google reicht, sieht man ja gerade wieder an Boutiques.com (ehem. Like.com) ("Der programmierter Flop")

Frühere Beiträge zum Thema:



Kategorien:Live Shopping, Shopboerse

  1. Jochen, hast Du davon schon gehört, dass DailyDeal angeblich ganz kurz vor der Insolvenz stand und es sich um einen Firesale handelte?
    “Brisante Details: Seit der vergangenen Woche beschäftigt die Übernahme von DailyDeal (www.dailydeal.de) durch Google die deutsche Gründerszene. 130 Millionen Euro zahlte der Suchmaschinengigant nach Informationen von deutsche-startups.de für das Start-up. Wie inzwischen zu hören ist, war der Verkauf ein sogennannter Firesale. Das DailyDeal-Team hätte ohne Übernahme nur noch wenige Wochen durchgehalten. Es war schlichtweg kein Geld mehr in der Kasse. Schon in den vergangenen Wochen soll das Berliner Start-up seinen Zahlungsverpflichtungen kaum noch nachgekommen sein. Somit lautetet das Motto bei DailyDeal offenbar “Übernahme oder Insolvenz”. Es wurde zum Glück eine Übernahme! Somit haben die Berliner alles richtig gemacht. Zumal der Preis stimmt!”

  2. Die Frage ist, ob die genannten 130 Fantastrillionen in bar gezahlt wurden, oder an Auflagen gebundene Sachleistungen sind. Die nächste Frage ist, ob mit den 130 Mio. € im wesentlichen lediglich Schulden bezahlt wurden…
    Excitingcommerce wird es herausfinden ;-)

  3. “Wenn ein Citydeal für 126 Mio. Dollar an Groupon geht und dafür Groupon-Anteile bekommt, die heute mit über 1 Mrd. Dollar bewertet werden, dann ist das ein intelligenter Deal.”
    Also, da verkaufe ich aber auch ganz schnell meine Anteile denn das Risiko bei dem Laden ist mir doch etwas groß.
    Sehr schön auch die Meldung von heute Morgen:
    http://www.internetworld.de/Nachrichten/Medien/Medien-Portale/Groupon-korrigiert-erneut-Unternehmenszahlen-nach-unten-Umsatz-zu-hoch-berechnet-60197.html
    Aber kann ja mal passieren, das man den Umsatz doppelt so hoch angibt, als er eigentlich ist, ist einfach ein kleines buchhalterisches Problem ;-)

  4. @Mike: Man sollte den Artikel ganz lesen und verstehen ;)
    Im Vergleich zu anderen Ecommerce Händlern ist der Gutscheinwert der Umsatz. Wenn man jetzt die Zahlung an die Merchants abzieht dann ist das so als ob man beim Ecommerce den Wareneinsatz abziehen muss. Das ist dann aber Marge und nicht Umsatz.
    Wenn es nach irgendwelchen Buchhaltungsstandards so sein muss, dann ändert das für das Geschäft immer noch nichts.
    Man muss jetzt nicht in reflexartiges Groupon bashing verfallen.

  5. Sehe ich auch so. Es gibt genuegend Punkte, die einen an dem Geschaeftsmodell von Groupon & Co. zweifeln lassen, aber die Sache mit dem Umsatz ist ein rein Bilanz-technisches, das liest sich natuerlich reisserischer, wenn man es unkommentiert in eine Ueberschrift packt und dann gibt es natuerlich ganz viele Leute, die sich in der IT super auskennen, in BWL aber nur einen begrenzten Horizont haben. Das ist genau wie mit Griechenland / Banken und Rettungs-Fonds, die Medien schreien: “Der Steuerzahler muss zahlen”, aber bisher war die ganze Sache per Saldo nur positiv. Es macht sich halt schon bemerkbar, dass ARD und ZDF ihren Bildungsauftrag nicht mehr so ernst nehmen. :-)

  6. Ich denke, das man soetwas vor einem Börsengang doch abklären müsste, bzw. vernünftig beraten sein muß bevor man Zahlen veröffentlicht und hierfür einen auf den Deckel bekommt.
    Aber unabhängig davon, kann mir jemand ein paar Deals sagen der in größerer Stückzahl verkauft wurden und sich für den Verkäufer lohnen?

  7. @Mike: wir haben in den letzten 4 Monaten ca. 130 Productdeals mit Groupon in DE, Benelux, Frankreich und UK gefahren, wobei die höchste Stückzahl 13.000 in 2 Tagen waren http://www.groupesales.com Der Großteil war für uns lohnenswert, aber man muß natürlich schon genau hinschauen, was und mit wem man welche Aktionen fährt. Aber diese Sichtweise setze ich mal bei allen professionell Agierenden voraus und dieses nicht nur im couponingbereich.
    Gruß
    Jürgen

  8. Apropos genau hinschauen: Auf den Coupon-Kalkulator von Prof. Skiera wollte ich schon längst mal hinweisen: http://www.coupon-calculator.de/

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