Von Marcel Weiß
Auf der diesjährigen f8-Entwicklerkonferenz hat Facebook, Tradition verpflichtet, wieder einmal umwälzende Änderungen an der eigenen Plattform verkündet, wie wir bereits kurz berichtet hatten.
Die wichtigste Neuerung, die auch für den E-Commerce spannend wird, ist ein neuer Weg für Apps, alle Nutzer-Aktivitäten auf Facebook protokollieren zu lassen:
"Das heißt dann zum Beispiel, man kann von Facebook mitprotokollieren lassen, welche Filme oder Serien man auf der On-Demand-Streaming-Plattform Netflix angeschaut hat, oder welche Songs man auf Spotify anhört.
Um den Newsfeed nicht zu überfüllen, werden die Freunde diese Aktivitäten in der Timeline, dem neuen Profil-Bestandteil von Facebook, und im neuen Ticker in der rechten Spalte sehen können."
Da auf diese Weise der Umfang der Nutzerdaten auf Facebook enorm zunimmt, werden auch die Möglichkeiten mit diesen Daten spannender weil vielfältiger. Ein interessanter Weg zur Nutzung der Daten, sobald die neuen Apps auf Facebook freigeschalten werden, ist etwa eine weitreichende Personalisierungsmöglichkeit.
Auf neumusik.com habe ich zwei Beispiele für Musikstartups beschrieben:
"Nehmen wir einen Facebooknutzer an, der geschaute Filme auf Netflix etc. und gelesene Artikel auf Pitchfork etc. von Facebook mitprotokollieren lässt:
Ein Musikstartup könnte zum Beispiel Musik aus den Soundtracks der jüngst vom Facebook-Nutzer geschauten Filme zusammenstellen.
Oder ein Musikstartup erzeugt automatisch eine Playlist von Musik, deren Reviews der Facebooknutzer auf Pitchfork und anderen Onlinemagazinen gelesen hat."
Ähnliches lässt sich zum Beispiel für den Modebereich denken. Nach der Veknüpfung mit dem Facebook-Account könnte ein Fashion-Startup die konsumierten Filme und Texte in Online-Modemagazinen nach verknüpfbaren Produkten durchsuchen und diese der Nutzerin automatisch anzeigen:
'Schuhe und Kleider, die du im Film XY gesehen hast und bei uns kaufen kannst:'
Mashups auf hohem Niveau werden damit sehr lukrativ; sofern die neuen Features auf Facebook entsprechend angenommen werden. (Wovon zumindest ich fest ausgehe.)
Als wir letztes Jahr die Einführung des Like-Buttons für das Web analysierten, kamen wir zu dem Schluss, dass das nicht zuletzt Amazon und seinem Datenschatz gefährlich werden könnte.
Für die diesjährigen Erweiterungen der Facebook-Plattform gilt das noch viel stärker aufgrund des Potentials, sehr viel mehr Daten ansammeln zu können. Wir schrieben letztes Jahr zu Facebooks Daten und dem Onlinehandel:
"Online-Shops werden in der Lage sein, über den Import von Facebook-Daten ihr Angebot individuell anzupassen. Denn auf einfache Weise kann der Online-Shop dann, sofern der User zustimmt, viel über dessen Vorlieben und Interessen erfahren.
Nicht nur Amazon, das bereits auf viele Daten zugreifen kann und Käufer über die Personalisierung langfristiger halten kann, sondern auch kleinere Online-Shops werden diese Funktionalität über Facebook erhalten. Das kann potentiell bedeuten, dass kleinere Online-Shops attraktiver werden und der Vorteil von Amazon in diesem Bereich schmilzt.
Nun wird es mindestens ein, zwei Jahre dauern, bis diese Verschiebungen nennenswerte Auswirkungen auf den E-Commerce-Markt haben. Aber für einige E-Commerce-Anbieter ist es sinnvoll, sich bereits heute mit den Möglichkeiten auseinanderzusetzen."
Diese Handlungsempfehlung können wir nach den neuesten Entwicklungen nur noch einmal mit Nachdruck unterstreichen.
Frühere Beiträge zum Thema:
- F8 Highlights: Facebook aktiviert sein Langzeitgedächtnis
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- Netzwerte 010: Facebook als Motor für Social Commerce
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Kategorien:Facebook, Social Commerce
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