Online-Supermärkte scheitern an der Anschlussfinanzierung

Zweimal stand LeShop vor der Pleite, ehe die Gründer mit der Migros-Gruppe einen strategischen Partner und dauerhaften Investor gefunden hatten, der an den Schweizer Markt für Online-Lebensmittellieferungen geglaubt hat. Das schilderte Dominique Locher nochmal sehr anschaulich auf der K5 Konferenz.

"Zweimal stiegen Investoren ein und verloren wieder den Glauben an die
Geschäftsidee. Zweimal stand Leshop bereits vor dem Aus und einmal haben
sogar die Gründer der Firma diese wieder zurückgekauft.

Das Risiko
(nein, nicht das der Risikolkapitalgeber, sondern das der Gründer) haben
sich gelohnt, LeShop konnte sich etablieren und gehört inzwischen zum
schweizer Handelskonzern Migros."

Wie wenig sich bei den Online-Supermärkten in den vergangenen zehn Jahren geändert hat, zeigen die Insolvenz von Froodies und die Schwierigkeiten bei Supermarkt.de.

Auch wenn Startkapital heute wieder vergleichsweise einfach zu bekommen ist ("Welche eFood-Startups lohnen ein Investment?"), scheitern Online-Supermärkte weiter an den ausbleibenden Wachstumsfinanzierungen.

Das einzige Segment, das im Lebensmittelhandel investorenseitig aktuell noch etwas Euphorie aufkommen lässt, sind Lieferungen im Abo. Linas Matkasse, hierzulande als "Unsere Schlemmertüte" unterwegs, ist eines der wenigen Unternehmen, das eine Wachstumsfinanzierung bekommen konnte.

Schlemmertuete2

Doch der Markt hat nicht nur ein Investorenproblem. Gerade bei überregionalen Lieferungen wird die unzureichende Infrastruktur zum Problem. Das zeigt sehr plastisch das Brandnooz-Debakel mit der Coolbox.

Insofern bleibt weiter die Frage, wer das Thema hierzulande reissen wird: Hat Lebensmittel.de, das sich unter neuer Führung zuletzt extrem gemausert hat, aber auch entsprechende Verluste eingefahren hat, einen genügend langen Atem? Oder ist ein mytime aus dem Hause eines etablierten Lebensmittelhändlers besser gerüstet?

Lebensmittelde

Zumindest eines hat sich getan: Von Real ("Real wächst online auf 21 Mio. € in den ersten 9 Monaten") über Rewe bis Tengelmann bringen gerade alle Supermarktbetreiber ihre Lieferservices auf Vordermann.

Frühere Beiträge zum Thema:



Kategorien:Food, Shopboerse

1 Antwort

  1. Ich denke nicht, dass Lebensmittelversand generell komplex ist. Es ist nur die Frage, was Kunden bereit sind hierfür zu zahlen. Lebensmittel werden von mehreren Unternehmen schon längst erfolgreich verschickt und das brandnooz so diletantisch vorgeht ist wirklich nicht zu vergleichen mit einem professionellem Lebensmittelvertrieb.
    Ich denke die Online-Supermärkte werden es in Deutschland aufgrund der Supermarktdichte sehr schwer haben aber sie werden kommen.
    Jetzt ist die Zeit von innovativen Start-Ups wie http://www.tastybox.de oder die ganzen hellofreshs und co. die einen zusätzlichen Service zum reinen Lebensmittelversand bieten, so eine größere Marge erzielen können um auch den Versand vom Kunden bezahlen zu lassen…ja um den Kunden zum Kauf überhaupt zu bringen.
    Schau mer mal wies in nem Jahr aussieht :)

  2. Alle Online-Konzepte haben eines gemeinsam, sie müssen die Logistik hinbekommen und zwar so, dass es für den Kunden einen echten Mehrwert bringt. Kochrezepte kann ich mir auch selbst aus dem Netz suchen und die Zutaten im Laden kaufen, das allein wird’s kaum bringen. Ich will einfach nicht mehr in den Supermarkt rennen und schnell von zuhause meine gewohnten Lebensmittel einkaufen und diese dann auch innerhalb kurzer Zeit vor der Tür haben. Exakt so, wie Pizza-Lieferdienst. Wer das hinbekommt und das noch zu normalen Supermarktpreisen plus geringe Lieferpauschale, der hat die Sache im Sack. Bisher kann das kaum einer. Die Idee mit den Abos ist bei mir schon vor Jahren mit einem Brötchen-Abo gescheitert. Da bekommt man Lebensmittel, wenn sie geliefert werden, nicht wenn man sie braucht. Glaube nicht, dass sich das durchsetzt.

  3. der Punkt ist, wie gesagt, weniger, ob ein Markt dafür da ist, sondern ob sich Kapitalgeber finden, die das Risiko eingehen wollen. Wer es aus eigenen Mitteln schafft, ist natürlich fein raus.

  4. Offensichtlich sehen aber die Kapitalgeber bei den bisherigen Modellen auch nicht, dass sie funktionieren, sonst würde die Finanzierung dieser Start-ups sicherlich besser aussehen.

  5. bei den geringen Margen im Lebensmittelhandel sind die potenziellen Gewinne und damit die erzielbaren Bewertungen einfach zu gering, als dass sich ein (großes) Investment für einen VC wirklich rechnen würde.
    Anders wäre es bei einem Exit-Markt. Sieht aber nicht so aus, als ob Rewe & Co. da groß zuschlagen würden.

  6. Wie soll sich denn ein Exit-Markt bilden, wenn schon theoretisch die Margen und damit die erzielbaren Bewertungen gering sind?
    Im Gegensatz zu den vielen anderen wilden Stories, womit die Start-Ups gerade VC-Geld einwerben, schafft man in dem Segment noch nicht mal ein theoretisch funktionierendes Modell zu promoten.
    Das sagt eigentlich alles.

  7. Die einzige Chance für Gründer(innen) in diesem Markt ist momentan, es aus eigener Kraft im Kleinen profitabel hinzubekommen. Erst dann werden Investoren hellhörig. Aber das ist einfacher gesagt als getan.

  8. Auch der e-Food Branchenkompass auf dem Online Handelskongress hat auch gezeigt, dass alle Anbieter noch einige Herausforderungen zu meistern haben, egal ob online Vollsortimenter oder erweiterten Lebensmittel-Lieferdienste wie wir, Frisch Diät (http://www.frischediaet.de). Gerade im Bereich Logistik wird sich einiges tun müssen, ich bin gespannt, wie die Tests der Post verlaufen. Investoren für den Bereich zu finden, ist im Moment echt eine Herausforderung.

  9. Jeder der sich ERNSTHAFT mit dem Thema beschäftigt wird verstehen, dass dieses Geschäftsmodell in Deutschland NICHT funktionieren kann. Bei einer Marge von unter 24% lässt sich kein rentabler E-Commerce/Versandhandel betreiben und schon gar nicht, wenn die Logistik dabei noch komplex bzw. teuer ist (Kühlware) und dazu noch eine MHD-Problematik durch u.a. Frischware kommt! Auch wenn alle davon reden, dass es in UK und CH funktioniert, dann liegt schlichtweg daran, dass dort die Margen deutlich HÖHER sind!

  10. Warum es nicht funktionieren wird, leuchtet jedem ein. Deshalb ist die Frage hier im Blog ja auch, WANN und WIE es funktionieren wird ;)

  11. Naja, vielleicht wenn die Deutschen bereit sind, für Lebensmittel 50% mehr auszugeben als heute? Keine Ahnung, wann das der Fall sein wird und ob überhaupt. Vielleicht muss man einfach anerkennen, dass bestimmte Dinge in D schlicht gar nicht funktionieren. Man kann sich diese Erkenntnis auch mit immer weiteren VC-Millionen erkaufen. :-)

  12. Ist das Problem nicht vielmehr, dass das Thema immer als „Online-Lebensmittel für alle Deutschen überall“ gedacht wird?
    Auch hierzulande gibt es Menschen, die wenig Zeit haben oder zu bequem sind oder einfach nicht bei Aldi/Rewe an der Kasse stehen mögen …

  13. Ich denke genau das ist das Problem. Die Lebensmittel-Weltherrschaft wird man sicher mit dem Online-Handel nicht erreichen – aber die Immer knapper werdende Zeit (zumindest für die arbeitende Bevölkerung) und der Wunsch nach entsprechender persönlichen Zeitoptimierung wird dem Thema helfen – trotz aller Discounter Mentalität, Und die immer besser werdende Logistik tut Ihr übriges.

  14. @Jochen, deswegen wäre ich der erste, bei dem das funktionieren würde, ich hasse Lebensmittel-Shoppen. Aber leider habe ich bisher noch kein überzeugendes Modell im Netz gefunden, was mir den Stress tatsächlich abgenommen hätte. Die Liefermöglichkeit war bisher bei fast allen nicht so toll und bei relativ guten Bedienkonzepten des Shops war sie meist inakzeptabel. Ich fürchte, wenn beides zusammen kommt, wird es dann so teuer, dass ich auch wieder selbst in den Supermarkt fahren kann. Was ich nicht verstehe, warum funktionieren Pizza-Dienste in den Städten und Lebensmittel-Lieferdienste nicht? Die schicken mir ne 5 € Pizza innerhalb von 30 Minuten an die Tür, warum geht das nicht mit nem Wochenendeinkauf? Das müsste doch jeder Edeka-Markt als Service glatt mit anbieten. Die Plattform könnte die Dachorganisation betreiben, und jeder Markt speist dort sein individuelles Angebot ein, wie bei Pizza.de. Die Bestellung wird abhängig von der Postleitzahl an den nächsten Markt geschickt und der liefert dann innerhalb 1h aus. Ab 100 € kann das dann kostenlos passieren, ansonsten 5 €.
    Damit hätte man das ganze Stadtvolk schon mal abgedeckt.

  15. Weil die Supermärkte tendenziell nicht aufhaben, wenn Du Zeit hast zum Bestellen … Man könnte es ja mal mit einem Online-Nachtsupermarkt versuchen, der erst nach 18 Uhr ausliefert …

  16. Edeka hat bis 20 Uhr auf, Rewe sogar bis bis 22:00 Uhr. Die Voraussetzungen sind also theoretisch da. Die Marktdichte ist entsprechend hoch, Personal ist zumindest im Markt auch genügend da. Einen Kleinwagen mit 300 € Kosten im Monat sollte sich der Markt auch leisten können oder man macht es intelligent und synchronisiert sich mit den Taxi-Zentralen, dann werden die Leerfahrten entsprechend genutzt. Irgendwo muss es noch einen Haken geben… :-)

  17. REWE hat bis 22 Uhr auf, Kaufland sogar bis 23:30 Uhr.
    Die Zeiten sind schonmal nicht das Problem.
    .
    Ich sehe das Problem vielmehr darin, dass die „Entrepreneure“ in diesem Feld keine Erfahrung im LEH haben. Hat jemand von denen selbst im Supermarkt gearbeitet, weiß wie die Kunden ticken? Hat jmd. von denen 10 Jahre Erfahrung bei Metro?
    Was meint ihr, wieso sich keine ehemaligen Kaufland/Metro/Edeka/LIDL Manager mit solchen Internetsupermärkten selbstständig machen? ;-)
    Wenn ich mir ansehe, wie groß der durchschn. Warenkorb bei einem City Rewe ist, kommen da 70% der Kunden schonmal nicht in Frage für online, weil sie unter 10€ einkaufen.
    Das sind oft Spontankäufe (noch schnell das Abendbrot, hier noch eine Soße vergessen, da noch den Wein für die Party), die man niemals online mit Wartezeiten von 2-3 Tagen machen würde.
    Gibt es Studien, die analysiert haben wie groß der durchschn. Warenkorb ist und mit welcher Vorlaufzeit wieviele Leute ihre Lebensmittel im Durchschnitt kaufen?
    LEH online funktioniert m.E. nur mit same day delivery mit 1 Stunden Zeitefenster. Und das wird so teuer, dass es kein Massengeschäft wird, sondern allenfalls etwas für Leute mit Einkommen von 65.000€+ und das sind in Deutschland die oberen 5% der Einkommensbezieher.
    .
    Desweiteren sehe ich gerade für Städter hier keinen Bedarf, Supermärkte gibt es an jeder Ecke und außerdem noch Wochenmärkte etc. Ich will auch lieber meine Äpfel selbst aussuchen, der eine mag sie lieber rot, der andere grün. Bei Online Bestellungen spiele ich hier immer russisch Roulette.
    .
    Bisher bieten die Modelle auch keine wirklichen Vorteile. Ware genau so teuer wie im Supermarkt, aber Versandkosten zusätzlich (was einen Einkauf um 10-25% teurer macht).
    .
    Sorry boys, der case wird nichts. :-P

  18. Wo auch immer Ihr diese Öffnungszeiten habt, hier dann doch mal ein Verweis auf die gesetzlichen Ladenschlusszeiten:
    http://www.gesetze-im-internet.de/ladschlg/BJNR008750956.html#BJNR008750956BJNG000201308

  19. @Jochen, diese Zeiten stehen an den jeweiligen Märkten bei mir um die Ecke an der Eingangstür. :-)
    Ansonsten kann man sie auch noch hier nachlesen:
    http://www.supermarktcheck.de/supermaerkte/hamburg/55/chain:83/

  20. ja, nur sollte man die Ausnahmen nicht als die Regel verkaufen. Was für Hamburg und Berlin gilt, gilt für München und viele andere Städte noch lange nicht ;-)

  21. Hmmm, warum sich noch keine Manager von Edeka/Lidl und Co. selbstständig gemacht haben? Vermutlich aus dem gleichen Grund, warum z. B. Media Markt 10 Jahre lang den E-Commerce ignoriert hat und warum manche Unternehmen Online Bestellen für einen Trend halten, der irgend wann auch wieder abebbt. Oder hat jemand jemals erlebt, dass bahnbrechende Innovationen von Unternehmen getätigt wurden die in einer extremen Komfortzone Ihr Geld verdienen? (Von Ausnahmen mal abgesehen). Daher glaube ich auch an den Case. IPhone, Zalando & Co. zeigen, dass man Menschen auch von Produkten begeistern kann, die es im Grunde auch in anderen Formen bereits am Markt gibt oder gab.
    Und das mit dem Warenkorb unter 10€ mag vllcnt beim City Rewe mit einem Studentenateil von 50%+ gelten, aber sicher nicht für größere Einkaufszentren. Ich würde realistischer Weise mal von einem Bon von 30-40€ ausgehen. Und dann ist plötzlich auch Same Day nicht mehr das Killer-Kriterium, da es sich um geplante Einkäufe handelt. Dann steht eher eine zuverlässige Lieferung zu einem Wunschtermin oder einer Wunschzeit im Vordergrund.

  22. Wie gesagt, eigentlich müssten sich selbst 10 € Warenkörbe fast rechnen, wenn man es so (oder besser) aufzieht, wie die Pizza-Lieferdienste. Wenn man dann noch ein entsprechendes „Shopping-Erlebnis“ bietet, sprich, den Leuten suggeriert, dass der Abend mit einer Flasche Wein und einem guten Essen noch mal so nett wird, bekommen man, zumindest in den urbanen Zentren locker grössere Warenkörbe mit entsprechenden Margen. Wenn sich so ein Modell nicht rechnet, dann kann man es wohl wirklich komplett vergessen.

  23. Also wenn ich nach mir gehe, bin ich im stationären Handel wohl viel schneller mit meinem Einkauf fertig, als ich es online sein könnte.
    Denn wenn ich schon wieder die Bewertungssterne an den Lebensmitteln sehe, weiß ich schon wie viel Zeit da wieder verloren geht.
    „Eigentlich hab ich immer dieses Öl gekauft, aber das hat nun nur 4 Sterne, gibt’s da ein besseres? Ich schau mal schnell die anderen 30 Angebot durch…“.
    Ich bin froh, dass dieser Teil in meinem Leben noch „offline“ ist.
    Ok, denke daran scheitert jetzt wohl nicht das Thema Anschlussfinanzierung…

  24. Und aus noch aktuellerem Anlass noch das hier zum Thema:
    http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/post-plant-lebensmittel-onlineversand-essen-im-paeckchen-1.1541850
    Und ich bliebe dabei. Je intensiver man ein Thema tot redet desto eher wird es erfolgreich….

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