Umbrüche im Buchmarkt: „I’ll pay you more if you’ll save me time”

von Matthias Hell

Unter der Rubrik Buchlos in die Zukunft
bringen wir jede Woche das Spannendste zu
den strukturellen Umbrüchen in der Buchbranche.

Neue Vertriebsmodelle

Unbound: Schwarmfinanzierung
als Verlagsmodell: Das britische Publishing-Startup Unbound finanziert seine Veröffentlichungen
grundsätzlich per Crowdfunding. Autoren und Verlag begegnen sich dabei auf
einer partnerschaftlichen Ebene. (via Buchreport)

TED Books: Der
Konferenz-Ableger, über den wir an dieser
Stelle bereits berichtet haben
, setzt weiterhin auf das eSingle-Format und
ein Subskriptionsmodell. Wie Herausgeber Jim Daly in einem Update von Publisher’s
Weekly
erklärt, veröffentlicht der Digitalverlag inzwischen aber zunehmend
enhanced eBooks – aus pragmatischen Gründen:

„Enhanced
e-books, Daly said, “are a good addition to publishing. TV didn’t destroy
movies and e-books won’t destroy print, e-books are a new format that gives our
authors another tool for their tool belt.”

Graphicly: Vom Online-Marktplatz
für Comic-eBooks hat sich Graphicly zu einer breit aufgestellten Plattform für
die Veröffentlichung und den Vertrieb von digitalen Inhalten gewandelt. Die
Nachfrage auf Verlagsseite ist so groß, dass das Startup erwartet, im anstehenden
vierten Geschäftsjahr profitabel zu werden. (via Techcrunch)

Buch-Customization:
Das Wechselspiel zwischen Print und Digital befördert immer individuellere
Buchformate: Während der Service Evernote Moleskine-Notizbüchern in der Cloud
ein Doppelleben beschert, ermöglichen Newspaper Club und Blackstrap
Einzelauflagen von Blog- und Newssammlungen. (via Guardian)

Neue Erzählformen

Short eBooks: O’Reillys
Joe Wikert plädiert vor dem Hintergrund von neuen Publishing-Modellen für eine
stärkere Akzentuierung der Erzählökonomie:

„We have
got to get away from thinking every “book” has to be at least a couple of
hundred pages long. (…) Unless the author has a real, compelling story to tell
that requires all those words I suggest they go as short as possible. I’ll pay
you more if you’ll save me time.”

Margaret Atwood:
Nach einer Kooperation mit der Computerspiel-Autorin Naomi Alderman, über die wir
bereits berichteten
, hat Margaret Atwood Gefallen am digitalen Serienformat
gefunden. Ihren neuen Zukunftsroman „Positron“ veröffentlicht die kanadische Schriftstellern
als Fortsetzungsgeschichte auf dem Online-Portal Byliner. (via NPR)

Struktureller Wandel

Amazon: Insgesamt
23 Autoren, die ihre Titel über das Kinde Direct Publishing (KDP) Programm
veröffentlichen, haben 2012 mehr als 250.000 Exemplare verkauft, berichtet
Amazon in einer Pressemitteilung.

Verlegen
leichtgemacht:
Der Australier James Morrison bereitet unter Public Domain
stehende Titel für eine eBook-Veröffentlichung auf – und beweist damit, dass
mit den neuen Publishing-Möglichkeiten im Prinzip jeder ein Verleger sein kann.
(via Bits)

Buchhandel im Umbruch

Barnes & Noble:
Die kriselnde US-Buchkette zeigt sich vom schwachen Weihnachtsgeschäft mit
eBooks und Nook-Lesegeräten enttäuscht. Stationäre Einbrüche ließen sich damit
nicht auffangen und so weist Barnes & Noble für die letzten 9 Wochen des
Jahres einen Umsatzrückgang von 10,9 Prozent aus. (via New
York Times
)

Virgin Megastores:
Während sich auch die französische Einzelhandelsinstitution Fnac im Rückwärtsgang befindet,
musste Virgin Megastores, der große Wettbewerber im Medienhandel, nun Insolvenz
anmelden. ( via Handelsblatt)

Frühere Beiträge zum Thema:



Kategorien:Buchhandel

Kommentar verfassen

%d Bloggern gefällt das: