Umbrüche im Buchmarkt: „Wir sollten uns klar abgrenzen“

von Matthias Hell

„Vor einigen Jahren war ich noch der Meinung, dass wir einen Alternativ-Shop zu Amazon anbieten müssen. Heute sage ich: Das macht keinen Sinn, Amazon hat sich durchgesetzt. Wir sollten uns stattdessen klar abgrenzen, indem wir eine buchbezogene Empfehlungs- und Kommunikationsplattform auf den Markt bringen.“

Was die starke Marktmacht von Amazon.de für die Online-Positionierung des traditionellen deutschen Buchhandels bedeutet, verdeutlicht der Versandbuchhändler René Kohl bei Buchreport. Er plädiert für lokale Verfügbarkeitsinformationen sowie den Aufbau einer händlerübergreifenden Kunden-Plattform für das eBook-Geschäft.

Neue Vertriebsmodelle

Kickstarter: Der Autor David Lang hat seinen bei O’Reilly erscheinenden Ratgeber „Zero to Maker: A Re-Skilling Guide for New Makers” als Kickstarter-Projekt konzipiert. Im Interview erklärt Lang unter anderem, warum er – anders als Seth Godin – Crowdfunding auch für Autoren geeignet hält, die beim Aufbau einer eigenen Interessenten-Community noch ziemlich am Anfang stehen:

„Done right, Kickstarter is not the last step. It’s the beginning of something new – having a community to co-create with. (…) Book writing is a lonely process. I’d rather make the entire experience something the readers can participate in.”

Bookish: Zwei Jahre Vorbereitungszeit und drei aufeinanderfolgende CEOs sprechen nicht unbedingt für einen reibungslosen Start. Doch immerhin ist mit Bookish nun eine verlagsübergreifende Buchempfehlungs-Plattform gestartet, die von den Branchengrößen Hachette, Penguin und Simon & Schuster getragen wird. (via Paid Content)

Literaturcafe.de: Interessante Vergleichswerte zum Erfahrungsbericht über das „Jahrbuch Netzpolitik“ bietet das Resümee von Literaturcafe über den Verkauf des Ratgebers „Amazon Kindle: Eigene E-Books erstellen und verkaufen“. Neben Verkaufszahlen gibt es dabei auch Erfahrungen mit dem eBook-Verleih. (via Literaturcafe)

Neue Erzählformen

Interactive Fiction: Gamer mögen keine langwierigen Erzählhandlungen, während sich Lese-Fans meist wenig zu Spielen hingezogen fühlen. Wie das „Interactive Fiction“-Projekt „The Walking Dead“ zeigt, können jedoch gerade aus der Verbindung der beiden Welten spannende Erzähleffekte entstehen. (via Futurebook)

Struktureller Wandel

Audiobook Creation Exchange: Immersion Reading und die Ivona-Übernahme zeigen, welche Visionen und Potenziale Amazon mit dem Hörbuchmarkt verbindet. Ein zusätzliches, eher unbekanntes Element stellt in diesem Zusammenhang die von der Amazon-Tochter Audible.com betriebene Plattform Audiobook Creation Exchange dar, die Autoren, Agenten und Verlage bei der Umsetzung von Hörbuch-Projekten unterstützt. (via Mediabistro)

Selfpublishing: Selfpublishing-Dienste gibt es mittlerweile zuhauf. Einen ebenso nützlichen wie informativen Überblick über die wichtigsten zur Verfügung stehenden Anbieter hat die „Self-Publisher-Bibel“ zusammengetragen.

Buchhandel im Umbruch

Ex Libris: Einen Umsatzrückgang von rund 25 Prozent musste die im Medienhandel aktive Migros-Tochter Ex Libris in den vergangenen zwei Jahren hinnehmen. Nun will die Schweizer Handelskette jeden fünften Standort schließen und das Sortiment in Richtung Unterhaltungselektronik erweitern – möglicherweise durch eine Kooperation mit dem mehrheitlich zur Migros gehörenden Elektronikversender Digitec. (via NZZ)

Unter der Rubrik Buchlos in die Zukunft bringen wir jede Woche das Spannendste zu den strukturellen Umbrüchen in der Buchbranche.

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Kategorien:Buchhandel

1 Antwort

  1. Ich persönliche sehe diesen Umbruch im Buchmarkt ja eher als eine Art Revolution. Viel zu lange hat sich hier nicht wirklich etwas getan. Die großen Publikumsverlage gaben den Ton an und kleinere Verlage haben diejenigen aufgenommen, welche anderswo abgelehnt wurden. Zusätzlich entwickelten sich noch Privatverlage welche die Veröffentlichung eines Buches als Dienstleistung anbieten (http://www.frieling.de/). Leider muss man hier zwischen seriösen Anbietern welche auch wirklich eine Qualitative Leistung bieten und den puren Abzockeverlagen unterscheiden. Durch Self-Publishing und den eBook-Markt ist endlich mal Bewegung in dieses starre Gefüge gekommen und ich bin auf die weitere Entwicklung sehr gespannt.

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