"Der stille Protest der Frauen – oder: wie lange soll/kann E-Commerce noch ein Männersport bleiben?"
Das habe ich für 2013 einfach mal in die Mega-Trendsetter-Runde von t3n geworfen, wo sich naturgemäß in diesem Jahr keine Online-Trendsetterinnen gefunden haben. Ähnlich im übrigen beim bvh. Da sind auch die Jungs die großen Bescheidwisser.
Eine wirkliche Überraschung ist es also nicht, wenn Frauenwünsche nicht im Trend liegen und ihr Umsatzanteil im E-Commerce fällt und fällt, während die Männer online in einen wahren Shoppingrausch verfallen: Nach den Umsatzschüben der vergangenen Jahre waren auch 2012 wieder 62% der Zuwächse männergetrieben:
Die meisten E-Commerce-Seiten sind frauenuntauglich, nicht im Usability-Sinne natürlich, Frauen kommen schließlich mit Amazon, Zalando & Co. super zurecht (und wer öffentlich anderes behaupten würde, würde für einen Schrei der Entrüstung sorgen), sondern im Umsatzsinne: Denn wer das stark wachsende Segment der Wiederbesteller(innen) ansprechen will, kommt damit nicht weit und kann das Versagen der Shopseiten allenfalls mit einem E-Mail-Marketing-Bombardement wieder etwas wettmachen.
In unregelmäßigen Abständen wollen wir hören, was Frauen zu diesem Thema meinen. Den Anfang macht Annemarie Hache. Sie hat sich im netresearch-Blog Gedanken gemacht, was sie sich von gutem E-Commerce erwarten würde:
"Im Folgenden möchte ich einen Einblick geben, welche Funktionen ich beim
Online-Shopping im Fashionbereich schätze und was ich aktuell noch
vermisse:
- Die Benachrichtigungs-Funktion: „Schreiben Sie mir, wenn meine Größe
verfügbar ist“ (z.B. Zalando) sollte es meiner Meinung nach in jedem
guten Shop geben.- Man sollte mindestens auf einem Bild erkennen, wie der Artikel getragen
aussieht. Was nützen mir sieben Fotos von einem Schuh von allen Seiten
(z.B. mirapodo), wenn ich nicht sehen kann wie er am Fuß aussieht? Görtz
verschafft hier mit wenigen Bildern einen deutlich besseren Eindruck.- Beim „Offline-Shopping“ entdeckt man als Frau meistens Produkte die sich
perfekt in den Kleiderschrank einfügen, nach denen man online aber
vielleicht nicht gesucht hätte.- Als Esprit Stammkunde würde ich mir zum Beispiel Empfehlungen auf Basis
meiner bereits erworbenen Produkte wünschen, um neue Outfits zu
generieren.- Ich selbst hole mir inzwischen bei Stylefruits die Inspiration bzw. Shopping-Ideen, die ich bei den Online-Shops nicht finde."
Wir empfehlen den ganzen Text der Mission Female Commerce ("Wie wollen Frauen online shoppen?").
Auf der Exceed 2013 am 12./13. März in Berlin ist Annemarie Hache genauso vertreten wie Diana Versteege ("SheCommerce: Frauen shoppen anders") und Silke Berz ("Neue E-Commerce-Konzepte braucht die Frau"). Wir wollen dort die Diskussion weiterführen, die wir 2012 begonnen haben. Wer also den Austausch sucht zu diesen und anderen Themen, ist weiter herzlich willkommen.
PS: Beiträge zu Frauenthemen zählen traditionell zu den zugriffschwächsten Beiträgen bei Exciting Commerce. Deshalb diesen oder andere Beiträge gerne mal weiterempfehlen und für Öffentlichkeit sorgen! ;-)
Frühere Beiträge zum Thema:
- bvh-Zahlen 2012: Frauenanteile sinken auf neue Tiefststände
- Bei Design 3000 kaufen 75% Frauen – wer hätte das gedacht?
- Was war, was wird: "Frauenbremse" E-Commerce 2012/13
- Forerunner: Wie Frauen die E-Commerce-Zukunft sehen
- Gender Innovation: Wie wollen Frauen online shoppen?
- 24-Hour Shoppers: Understanding Online Shoppers in Europe
Kategorien:exceed, Frauenmaerkte
Mit Sicherheit ist im Segment der Frauen noch einiges zu machen. Allerdings ist der Beitrag bei Netresearch in meinen Augen nur ein Wannabe-Beitrag um bei diesem Thema mitzureden:
1. Die sog. Basis-Funktionen die angesprochen werden sind bei allen größeren Online-Shops schon lange vorhanden. Virtuelle Kataloge und realistische Produktfotos sind schon seit mehreren Jahren praktisch Standard. Auch Newsletter mit Produktneuheiten etc.
2. Bugaboo (ein tolles Beispiel für Produkt-Innovation) hat mit dem eCommerce überhaupt nichts zu tun. Mal wieder ein Indiz, dass dieser (Agentur-)Beitrag nur Wannabe-Propaganda zum Thema female-commerce ist.
3. Sorry wenn ich so direkt bin aber in letzter Zeit fällt mir einfach auf, dass bei dem Thema viele mitsprechen möchten ohne dabei echte Ideen zu entwickeln oder einzigartige Beispiele aufzuzeigen.
Sehe ich komplett anders.
Zum einen finde ich, dass bei dem Thema jede (Frauen-)Stimme zählt, zum anderen fand ich gerade bei dem Beitrag gut, dass er an der ein oder anderen Stelle weitergedacht hat.
Vor allem aber ist er aus einer persönlichen Sicht geschrieben, im Gegensatz zu den üblichen Agenturwerbebeiträgen, die ja immer gleich ein Regelwerk aufstellen.
Entsprechend finde ich genau solche Beiträge gut und würde mir mehr davon wünschen – gerne auch von Agenturmitarbeiterinnen.
Jochen da die Kommentarfunktion im letzten Dailydeal Beitrag bereits geschlossen ist:
Der Jahresabschluss 2011 ist verfügbar und hochinteressant.
Bei der Burnrate von dailydeal kurz vor der Übernahme konnte eine Insolvenz gerade noch verhindert werden.
@Roland: Schade, dass du meinen Beitrag als Wannabe-Beitrag einstufst. Ich beschäftige mich mit dem Thema erst seit kurzem und wollte mit meinem ersten Blog eine Art Bestandsaufnahme schaffen.
Zu deiner ersten Anmerkung, dass realistische Produktfotos mittlerweile Standard sind: Wie in meinem Beitrag beschrieben, lege ich selbst sehr viel Wert auf Fotos an einem Model. Sieben Bilder des Schuhs von allen Seiten wie z.B. oft bei Zalando oder Mirapodo helfen mir persönlich weniger. Hier gibt es meiner Meinung nach noch erheblichen Verbesserungsbedarf.
@Annemarie Ich freu mich auf weitere Beiträge zum Thema. Und lass Dich dadurch bitte nicht entmutigen! Roland ist an sich ganz nett ;)
@Bernd Danke für den Tipp!
Sehe es auch komplett anders als Roland. Jeder Beitrag zu dem Thema ist gerne gesehen – und wenn er dann noch von einer Frau kommt, die Ahnung von dem ganzen Thema hat, gibts kaum was besseres.
Vielleicht ist Roland einfach ein wenig zickig bei dem Thema *g*.
Kurz zu Rolands Punkten:
1. Sehe ich ganz und gar anders. Vor allem detaillierte Größeninformationen (Welche Größe? Welche Größe trägt das Model? Wie fällt die Größe aus? Welche Maße hat das Model) fehlen noch sehr häufig. Auch die Produktbilder sind nur bei knapp 50% mit Model vorhanden – und bei gefühlt 66% der Shops, die gezielt Frauen ansprechen.
2. Hier soll doch einfach nur das ASOS (As Seen On Screen!) Prinzip verdeutlicht werden, als möglicher und erfolgversprechender Trigger im female commerce.
3. Und ich finde es schade, dass alle mit dem Rotstift kommen und alles anstreichen, was Ihnen nicht gut genug ist :-(
Den Punkt mit Foto+Model (“getragener Artikel”) sehe ich genauso:
Je besser der Artikel “in Action”, also getragen” gezeigt wird (fällt die Bluse eher lang oder kurz aus? …), desto geringer die Hürden für den Kauf und je weniger Hürden desto größer die Shopping-Lust (und geringer der Shopping-Frust).
Ich weiss von Kollegen aus dem Katalogmarketing, dass die Retourenquote eines Artikels maßgeblich von seinem Bild beeinflusst wird. Und auch da ist die Regel: Getragen ist besser als ohne Model. Jedoch muss man beim “getragenen Foto” darauf achten die kritischen Punkte auch bildlich darzustellen. Dass setzt ein entsprechendes Briefing des Fotografen seitens der Einkäufer voraus (“bitte darauf achten, dass heraus kommt, dass der Artikel an der Taille sehr kurz ausfällt”).
Hm meine Kommentare werden leider immer verschluckt :(
Wünsche mir auch mehr solcher Beiträge. Seit einem Jahr wird das Thema hier und an anderen Stellen angesprochen – die Diskussionen dazu sind immer etwas erhitzter.
Wenn allerdings von Agentur- oder Berater- Seite darüber gesprochen wird kommen so oft die selben Themen: Größere Fotos, Styles zusammenstellen etc.
Die Frage – die ich mir auch lange stellte – ist doch WIE kaufen Frauen?
In keinem Modeladen sehe ich Models mit den Schuhen, in keinem Laden setzt sich eine Frau hin und blättert einen Katalog durch und in keinem Laden legt sich eine Frau ein komplettes Outfit auf den Tisch und kauft es dann. (Model-Shots, Blätterkatalog, Styles)
Inzwischen denke ich, dass es nicht um Frau oder Mann geht sondern um Typen von Menschen. Hier ist das Neuromarketing (Limbic-Map) eine viel größere Hilfe für jeden eCommerce-Unternehmer als eine Geschlechter-Einteilung.
Dazu kommen zusätzlich unterschiedliche Produkt-Interessen: Noch kein Modeunternehmen hat es geschafft einen “Männerladen” aufzubauen in den Männer genauso oft reinschauen wie Frauen in ihre Lieblingsboutiquen. Ebenso hat es auch noch kein Elektronikladen geschafft die gleiche Anziehungskraft auf Frauen zu erzeugen.
Der “Ansturm” der Frauen wird erst im eCommerce eintreten wenn auch die Frauen-Themen stärker werden (Wohnen,Schmuck,Kinder etc.). Im Moment ist nur der Modebereich signifikant vorhanden um die “Frauenquote” zu heben.
Diese These untermauert auch der 75% Anteil an Frauen bei Design3000. Um was geht es bei Design3000? Da liest man Geschenke, Wohnen, Essen & Trinken etc. Vergleicht man die Anzahl der D3-Shops und z.B. Elektronik-Shops im Netz wird einem schnell klar warum der Anteil von Männern höher ist.
Genauso gut kann man auch die BVH-Zahlen erklären: Welche Produkte werden bei QVC etc. verkauft? Frauen-Produkte.
Wieviele Katalogversender haben Mode,Wohnen,Geschenke im Angebot und wieviele Elektronik? Da ist das Verhältnis gerade andersrum als online. Somit liegt auch die Frauenquote höher.
Damit möchte ich sagen, dass die genannten Funktionen nur ein Tropfen auf den heissen Stein sind und der Haken woanders liegt ;)
Ich kann Annemarie da nur zustimmen. Klamotten, Schuhe, Taschen … das muss man allen sehen wie es getragen aussieht. Und tatsächlich kann man sogar an den Basics noch was drehen. Mag sein, dass die in vielen großen Shops vorhanden sind, aber sind sie dann gut umsetzt? Das Beispiel mit den Schuhen ist super … ich hab das gleiche Problem regelmäßig mit Taschen. Muss man einfach am Model sehen … und ganz wichtig: ein Foto vom Inneren. Wird ganz oft vergessen! Ach … da gibt’s noch so viele Banalitäten … ;)
Sorry, aber das Mode-Produktfotothema muss detaillierter betrachtet werden! In a/b-Tests in der Realität gewinnen regelmäßig Produktdatstellungen ohne Modelbild (grössere Produktansicht, keine emotionale Ablenkung durch Model, etc.). Richtig ist aber auch, dass Produkte auf Model ZUSÄTZLICH eine gewisse Hilfe bitten. Allerdings zu überproportional hohen Kosten. Die Welt ist keine Scheibe #Aufschrei
@Ro: Keine Frau legt sich im Laden ein komplettes Outfit auf den Tisch und kauft es dann – da hast du sicher in den meisten Fällen recht. Aber darin sehe ich gerade einen Vorteil des online shoppens, weil ich zu Hause in Ruhe alle Outfit-Varianten durchprobieren kann. Ein so simpler Vergleich von online und offline shopping ist vielleicht etwas kurz gedacht. Es gibt einfach sehr viel Potenzial online shoppen für Frauen besser und schöner zu gestalten, nur wird es aktuell noch nicht so gut umgesetzt bzw. genutzt.
Die Themen “Entdecken” und “Inspiration” sind sicher auch ein Grund dafür, dass Pinterest inzwischen bei einer Bewertung von ca. 2,5 Mrd US$ angekommen ist.
http://ow.ly/hXxlP
@Ro Im Laden brauche ich keine Models mit Schuhen, denn dort probiere ich die Schuhe an und sehe mich im Spiegel! Und in guten Läden stehen Puppen, die komplette Styles tragen. Das bringt die Leute auf Ideen, was sie kaufen können. Viel besser, als wenn die Sachen nur auf dem Bügel hängen. Und Kataloge blättert man zu Hause durch, nicht im Laden.
@Thorsten Ich habe ja nicht behauptet, dass es NUR Fotos mit Models geben soll. Und Gegenfrage: Habt ihr die Retouren mit einberechnet? ;) (Und was willst du mit “‘Aufschrei” sagen?)
@Ro Ach ja, noch vergessen: Nein, ich lege im Laden eine kompletten Outfits auf den Tisch, ich probiere sie an und kaufe sie dann. ;)
Nicht 100 %ig zum Thema, aber interessante Einsichten, worauf es Frauen beim Shoppen ankommt. z.B. nicht vom Verkäufer (m/w) “gedemütigt” zu werden
ups. Link vergessen http://culturmag.de/crimemag/zoe-beck-uber-den-onlinehandler-amazon/66745