Buch/Handel 2020: Die Zahlungsbereitschaft “Beyond the Book”

von
Matthias Hell

„In the
long term, if something is digital, it is likely to be free. It will also be
connected. It will be the starting point of a relationship with customers, some
of whom will go on to spend thousands of pounds with you over their lifetime.”

In einem Beitrag
für Futurebook
mit dem schönen Titel „How do you make money when everything
is going free?” bringt der Autor Nicholas Lovell die wichtigsten Argumente zur
Zukunft der Content-Verwertung noch einmal auf den Punkt: Nicht auf den Kampf
gegen die Gratiskultur im Netz sollten sich Verlage und Co. konzentrieren,
sondern auf das Angebot von hochrelevanten, die Bezahlbereitschaft der Kunden ansprechenden
Inhalten.

Neue Vertriebsmodelle

Boox.to: Wie berichtet,
denkt auch die Piraterie-Plattform Boox.to an eine Zukunft jenseits des
Gratis-Modells. Im Interview
mit dem Tagesspiegel
erklärt einer der Boox.to-Macher die Vorstellungen der
„Buchpiraten“:

„Es fehlt ein attraktives digitales Angebot der Verlage. (…)
Die Verlage müssen eine Flatrate aufziehen. Keine halbherzigen Lösungen. (…)
Sie müssen sich die Gesamtheit aller E-Books als ein einziges E-Book
vorstellen. Diese Datei wollen unsere Leser lesen. Dafür würden sie Geld
bezahlen.“

Nuvem de Livros:
Zumindest in Argentinien und Brasilien existiert es schon – das sagenhafte „Spotify
für E-Books“, von dem auch Boox.to träumt. Die brasilianische Buch-Plattform Nuvem de Livros hat in den beiden
südamerikanischen Ländern bereits eine Million zahlende Abonnenten und
überzeugt vor allem mit Lehrbuch-Inhalten. (via The
Digital Reader
)

Haufe-Lexware:
Ein weiteres Beispiel dafür, wie Fachverlage Content erfolgreich vermarkten,
liefert der ehemalige Anbieter von Loseblattwerken Haufe-Lexware. Verlage müssten die
Kunden mit Mehrwerten überzeugen, so Verlagschef Carsten Thies im Interview
mit Buchreport
.

Struktureller Wandel

Kobo: Die
Rakuten-Tochter Kobo hat bei einem
Event in New York nicht nur eine Reihe neuer E-Reader und Tablets vorgestellt,
sondern auch gezeigt, wie die dahinterstehende Lese-Plattform immer mehr
anwächst. Neu sind u.a. die Themen-Welten „Beyond The Book“ sowie
Partnerschaften mit vielen Magazinen und dem Read-Later-Service Pocket (via The
Bookseller
).

Slice: Gut zu dieser Strategie passt auch die Beteiligung an Slice
und dessen Bookshelf-Funktion („Rakuten
übernimmt PopShops und steigt groß bei Slice ein“
).

Buchhandel im Umbruch

US-Buchhandel:
Seit 2009 hätten in den USA mehr unabhängige Buchhandlungen eröffnet als geschlossen,
schreibt der Economist.
Der Schlüssel zum Erfolg seien die Besinnung auf die Kernkompetenzen und die
Relevanz des eigenen Angebots.

Osiander: Wie bereits berichtet,
schlägt sich auch der süddeutsche Filialist Osiander
vergleichsweise gut. Nun spielt die Buchkette mit einem weiteren Service ihre
stationäre Stärke aus: Der Lieferung von Buchbestellungen mittels
Fahrradkurier. (via Börsenblatt)

Discoverability

Buchpreis-App: Das
große Interesse, das der seit 2005 verliehene Deutsche Buchpreis bei den Lesern
auslöst, heizt der Börsenverein des Deutschen Buchhandels nun mit einer eigenen
App an. Leseproben aller Longlist-Titel sowie viele Zusatzinfos sollen zu
Entdeckungen anregen. (Pressemitteilung)

Flipintu: Ein
weiterer Entdeckungsdienst „Made in Germany“ stellt sich bei Smart
Digits
vor: Nutzer der Flipintu-App
werden passend zu ihrem Profil mit geeigneten Lektürevorschlägen versorgt.

Curation-Services:
Zwei spannende Dienste, die Lesern Orientierung in der Flut an
Buchveröffentlichungen bieten wollen, präsentiert der Observer: Stack Magazines ist ein
Online-Magazin zu aktuellen Neuerscheinungen, Emily Books liefert Abonnenten pro Monat
ein neues E-Book.

Unter der Rubrik Buch/Handel 2020 bringen
wir jede Woche das Spannendste zu
den strukturellen Umbrüchen in der Buchbranche
(„Buchlos in die Zukunft“).

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Frühere Beiträge zum Thema:



Kategorien:Buchhandel

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