Bekommt die Weltbild-Gruppe noch eine (Online-)Chance?

Wenn man sich dieser Tage mit den Weltbild-Onlinern unterhält, dann herrscht dort durchaus Aufbruchstimmung.

Der langjährige Online-Chef Klaus Driever hat die Verlagsgruppe zwar nach bald 15 Jahren verlassen, um nun die Allianz digital zu beschleunigen. Doch nicht zuletzt der Tolino-Stunt zeigt durchaus motivierende Wirkung.

Die Frage bleibt jetzt: Spielen Banken und Gesellschafter mit und finanzieren den ebenso kostspieligen wie unberechenbaren Umbau? Oder kriegen sie kalte Füße und lassen Weltbild an die Wand fahren?

In einem Update zur gestrigen Meldung ("Weltbild-Gruppe sieht sich von Insolvenz bedroht") beschreibt die FAZ heute die Lage bei Weltbild ("Deswegen steckt Weltbild in der Krise"):

Weltbild

"Weltbild hat eine neue Software implementiert und durch eine neue
Kommissionierungs-Anlage die Logistik verbessert.

Parallel zum Ausbau
der Internetaktivitäten wird der stationäre Handel zurückgefahren. Es
werden Geschäfte verkleinert oder geschlossen.

Den Filialen kommt in
Zukunft nur noch eine ergänzende Funktion an der Seite des
Internethandels zu."

Onliner, Geschäftsführung und Gesellschafter unter einen Hut zu bekommen, ist und bleibt die größte (Online-)Herausforderung für die etablierten Häuser (siehe auch Exchanges #06: Disruption an allen Fronten).

Selbst Neckermann, Quelle & Co. sind ja nicht an den Onlinern gescheitert.

Frühere Beiträge zum Thema:



Kategorien:Buchhandel

  1. Wenn Weltbild stationär nicht erfolgreich ist, würde ich Ihnen kein Geld geben. Denn Online gibts nicht viel zu holen. Die Onliner haben Aufbruchstimmung. Na dann los: die Website brauchts

  2. Das Weltbild (bzw. der gesamte deutsche Filialbuchhandel) im stationären Geschäft keine echten Wachstumsmöglichkeiten sieht liegt auf der Hand. Interessant wird, wer den Abbau am konsequentesten und am kostengünstigsten vollziehen wird. Die Ladenflächen sind zu groß/teuer, langfristig angemietet und Verkleinerungen/Standortschließungen sozialverträglich umzusetzen kostet Zeit & Geld. Das ist das eine Zeitfenster was (zwischen)finanziert werden muss.
    Im Distanzhandel sieht Weltbild sich zudem (ähnlich wie Neckermann, Quelle & Co) mit der Print- vs. Online-Problematik konfrontiert.
    Bücher, Musik & DVD sind Sortimente in denen sich die Marktanteile die letzten Jahre in Richtung Amazon verschoben haben.
    Ich kenne keinen Händler der in diesem Sortimentsbereich einen echten USP aufbauen konnte und ein Weltbild-Wachstum über diese Sortimente halte ich für ausgeschlossen.
    Das übrige Sortiment im Stile von Teleshopping-Anbietern oder Nana-Nana funktionierten in der Vergangenheit über Print sehr gut und sind auch der Ursprung der heutigen Sortimentsgestaltung (Offline wie Online).
    Nur in Augsburg wird man langsam auch merken, dass die Kataloge weniger wirken und (dadurch) auch noch ziemlich teuer sind.
    Ein Print-Abbau wird daher auch die Folge sein.
    Das Weltbild mit dem was sie aktuell online treiben auch ohne/mit reduziertem Print bestehen kann, betrachte ich kritisch.
    Schaut man sich die Umsatzzahlen der letzten 3 Jahre an, scheint dieser auch online zu stagnieren.
    Konsequentere Ausrichtung auf das Onlinegeschäft, langwieriger Ab-/Umbau mit teurer Zwischenfinanzierung (falls es überhaupt noch dazu kommt) der “defizitären Phase” oder ein radikaler Umbau.
    An dem Umbauprozess sind bisher schon ein paar andere gescheitert. Von denen war aber bisher keiner radikal.
    Mit der Kirche als Gesellschafter halte ich einen radikalen Umbauprozess von Weltbild für ausgeschlossen. Kündigungen passen nicht ins Bild.
    Man wird sich für den langen und teuren Weg entscheiden, Eigenkapital nachschießen und die Diskussion damit um 2-3 Jahre vertagen.

  3. Danke für die ausführlichen Einschätzungen!

  4. Danke für den Hinweis!

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