Buch/Handel 2020: Mass Customization für die Buchbranche

von Matthias Hell

Neue Vertriebsmodelle

De Gruyter: Der
Wissenschaftsverlag bietet Nutzern mit dem Service De Gruyter Select ab sofort die
Möglichkeit, aus Inhalten von Zeitschriften, E-Books und Datenbanken eigene
Bücher zu kompilieren, die dann im On-Demand-Verfahren gedruckt werden. (via Buchreport)

Tumblr: Das eigene
Redaktionsteam zur Erstellung von E-Books
hat Tumblr zwar wieder
eingestellt, doch bleibt der Blogging-Dienst weiterhin am Thema Buch interessiert
und startet nun die Lese-Community Reblog
Book Club
. (via Los
Angeles Times
)

Sponsoring: Dass
sich E-Singles auch gut für Sponsoring-Modelle eignen, zeigt das Beispiel des
Sonnenbrillen-Labels Warby Parker, das als Werbeaktion für einen Monat freien Zugang zu
einem Text des Journalisten Joshuah Bearman
auf der Shortform-Plattform
Atavist bietet. (via Paid
Content
)

Streaming-Modelle:
Die in der Publishing-Branche gerade besonders beliebten Streaming-Modelle („Buch-Streaming-Dienste
für alle Interessen“
) werden gerne mit Spotify und Netflix verglichen. Digital
Book World
stellt überzeugend klar, dass es sich dabei um zwei grundverschiedene
Ansätze handelt und warum sich für die Buchbranche eher das Neflix-Modell
anbieten dürfte.

Neue Erzählformen

E-Bildbände:
Coffeetable-Books gehören naturgemäß zu den Buchformaten, die sich elektronisch
nur schwierig umsetzen lassen. Der Observer
berichtet über erste unzureichende Gehversuche von Tate
Publishing
und Phaidon,
sieht aber dennoch Potenzial für genuine E-Kunstbücher.

Twitter-Projekt: Schreiben
nach Bestellung: Penguin hat drei Krimiautoren engagiert, nach Fan-Anregungen,
die mit dem Twitter-Hashtag #youdunnit versehen sind, jeweils eine Erzählung zu
schreiben. Die Ergebnisse werden als Kurz-E-Books veröffentlicht. (via The
Drum
)

Struktureller Wandel

Selfpublishing:
In US-Medien macht derzeit die Nachricht die Runde, dass Schauspieler Jim
Carrey ein Kinderbuch veröffentlicht. Dass er dabei auf einen
Selfpublishing-Service setzt, halten nur die Wenigsten für erwähnenswert – Good
eReader
sieht darin ein Symbol für den Publishing-Wandel.

Amazon hat auf
dem britischen E-Book-Markt einen überragenden Marktanteil von 79 Prozent. Zwar
gibt es dort keinen nationalen Wettbewerber wie hierzulande Tolino, doch kommen
selbst Apple, Google und Kobo in UK nur auf einstellige Prozentanteile. (via The
Bookseller
)

Polemik: Jonathan
Franzen stemmt sich in einem im Guardian
veröffentlichten Rundumschlag mit aller Kraft gegen den fortlaufenden Wandel –
nicht zuletzt, weil er das Rollenbild des klassischen Schriftstellers bedroht
sieht:

„Amazon
wants a world in which books are either self-published or published by Amazon
itself, with readers dependent on Amazon reviews in choosing books, and with
authors responsible for their own promotion. (…) But what happens to the people
who want to communicate in depth, individual to individual, in the quiet and
permanence of the printed word, and who were shaped by their love of writers
who wrote when publication still assured some kind of quality control and
literary reputations were more than a matter of self-promotional decibel
levels?”

Buchhandel im Umbruch

Bastei Lübbe hat
seinen angekündigten Concept Store „Siebter Himmel“ in Köln eröffnet.
Buchreport berichtet in Wort
und Bild
und bietet damit reichlich Anschauungsmaterial für die Frage, ob so tatsächlich
die Zukunft des Buchhandels aussieht.

Stationärer Handel:
Vielleicht ist ja auch die Rückbesinnung auf klassische Händlertugenden die
Zukunftslösung. Das legt zumindest ein Artikel
des österreichischen Nachrichtenmagazins Format
nahe, der über die Renaissance der inhabergeführten Buchhandlungen in der
Alpenrepublik berichtet.

Unter der Rubrik Buch/Handel 2020 bringen
wir jede Woche das Spannendste zu
den strukturellen Umbrüchen in der Buchbranche
(„Buchlos in die Zukunft“).

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Frühere Beiträge zum Thema:



Kategorien:Buchhandel

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