Inside Ebay: Wenn der Ebay-Chef klingt wie der Otto-Chef

Schon faszinierend: Obwohl Ebay gerade PR-seitig ein gewaltiges Spektakel inszeniert und im Silicon Valley die Einflussreichsten der Einflussreichen für ihren neuen "Best Buddy" John Donahoe trommeln, kann Ebay in der öffentlichen Wahrnehmung kein Land gewinnen.

In einem Börsenrekordjahr wie 2013 kommt ein Ebay weiter kaum vom Fleck, während der Amazon-Kurs zunehmend abgeht wie eine Rakete.

Deutlicher als in dieser Woche konnten die Unterschiede kaum werden. Während Amazon mit seinem Drohnencoup dabei ist, die mediale Lufthoheit endgültig von Apple & Co. zu übernehmen, reagiert der Ebay-Chef auf den Amazon-Coup ziemlich humorlos mit einem verschnupften:

"We're not really focusing on longterm fantasies. We're focusing on things that will change consumers' experience today."

Wer sich wie Ebay aktuell nur noch auf das heute Machbare konzentriert statt auf das morgen Mögliche, hat einen schweren Stand und taucht verständlicherweise im Relevant Set der Web/Tech-Companies nicht mehr auf ("Amazon and the Benefits of Vision").

Alles, was er oder seine Kollegen im Inside Ebay Special bei Bloomberg West von sich geben, hätten so oder so ähnlich auch die Chefs und Direktoren von Otto, Walmart oder Tesco sagen können. Es ist ziemlich genau das, was einem die Unternehmensberater heutzutage so eintrichtern.

Dadurch dass sich der Ebay-Chef als oberster Vertriebler der Branche präsentiert statt als ihr Vordenker, beraubt er sich und Ebay der Möglichkeit, wirklich vorne mitzumischen anstatt sich mit Pseudo-Innovationen für eine untergehende Handelswelt zu profilieren.

Im Vergleich zu Amazon hat Ebay gleich mehrere blinde Flecken: Ob Ebay Web-Services anbieten müsste wie Amazon oder Google oder ob etwas wie die Helpouts nicht hätte von Ebay kommen müssen, sei dahingestellt.

Aber dass Ebay als selbsternannter "führender Player" im Mobile-Markt die Tablet-Welten von iPad, Kindle & Co. so links liegen lässt, kann einem schon sehr zu denken geben.

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Kategorien:Ebay

  1. Ich würd mal so sagen, man traut Amazon(Bezos) zu, dass wenn es/er im Hinblick auf die Möglichkeiten neuer Technologien ins Schwärmen und Ausmalen gerät, diese auch am Ende des Tages in reale, customer value Prozesse umsetzen wird/kann.
    Dies ist ein gewaltiger Unterschied zu den üblichen verbreiteten Hype Herzattacken in dem (Start-Up) Umfeld.
    Bei Amazon kommen mittlerweile Engineering & Innovationskraft zusammen (sh. Kindle etc.). Bei Ebay ist die Inspiration – trotz wirklich interessanter & erheblicher Anstrengungen bsw. im Click & Collect Bereich, in den Untiefen der Ebay Website hängengeblieben.

  2. Absolut und genau diese Denke von Amazon und Google – Visionen auch unbedingt umzusetzen, egal ob es allen schmeckt oder nicht – fehlt fast allen anderen Unternehmen.
    Und dies liegt nicht am Mangel der finanziellen Möglichkeiten bei ebay, zalando und Co., sondern einfach an der Grundintention der Firmenchefs und -lenker.
    Aber nun gut, solche Leute wie Eric Schmidt, Jeff Bezos, Steve Jobs oder Elon Musk wachsen auch nicht wie Pilze im Wald.

  3. Man kann es ein wenig mit der Anlage von Wertpapieren vergleichen: Wer Geld in Auslieferung mit Drohnen zum jetzigen Zeitpunkt investiert, muss dieses Geld als “Spielgeld” übrig haben. Es ist eine hoch spekulative Anlage, die ein riesiger Erfolg werden kann, die aber genauso gut eine Null-Nummer werden kann. Vor 15 Jahren hat sich Amazon derartige Investitionen ebenfalls nicht geleistet, sondern sich intelligenter Weise darum gekümmert das Kerngeschäft mit den vorhandenen Möglichkeiten zu optimieren.

  4. Stimmt. Aber wer, wenn nicht Ebay, hätte Spielgeld übrig … genau das macht deren Phantasielosigkeit ja so enttäuschend.

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