Eines der großen Mysterien im Online-Modemarkt ist und bleibt Farfetch. Auf der einen Seite ist der Marktplatz für Luxusmode ein typischer Fall von Helfersyndrom im E-Commerce (Exchanges #65).
Auf der anderen Seite wird er investorenseitig weiter mit Geld zugeschüttet (“Farfetch kündigt 86 Mio. Dollar Finanzierungsrunde durch DST Global, Condé Nast und Vitruvian Partners an”):
“Die Fashion-E-Commerce-Plattform Farfetch kündigt eine 86 Mio. Dollar Finanzierungsrunde an, die von dem Technologieinvestor DST Global angeführt wird.
Inklusive der aktuellen Investmentrunde hat Farfetch bislang insgesamt über $195 Millionen Dollar an Finanzierungsmitteln erhalten.
Zu den weiteren Investoren von Farfetch zählen aktuell: Condé Nast International, Vitruvian Partners, Advent Ventures Partners, Index Ventures, Novel TMT und e.Ventures.”
Ein paar Gedanken zu Farfetch (“Early Farfetch investor discusses his fashionable unicorn”) gab es diese Woche von Index Ventures (“The Opportunities and Challenges of Building a Lasting Ecommerce Brand”), das sich ja als Investor im Mode-Segment positioniert hat (“Warum Index Ventures massiv aufs Mode-Geschäft setzen will”).
Sehr viel schlauer wird man dabei allerdings auch nicht.
Farfetch soll aktuell für Boutiquen weltweit hochpreisige Mode im Wert von 1 Mio. Dollar am Tag vermitteln (“Fashion Marketplace Farfetch Raises $86M Led By DST At A $1B Valuation”):
“The company’s gross merchandise value currently is at around $1 million per day, with the average basket for each customer at between $600 and $700 (a total value that typically covers several items).
It’s not clear if the company is profitable right now but it is investing in growth right now. That growth has been very strong up to now.
In 2010, when Farfetch picked up its first funding from Advent Venture Partners and Frederic Court, its GMV was only $25,000 per day.”
Auch wenn diese im Unterschied zu Farfetch ohne Warenkorb arbeiten, können Stylefruits & Co. da in niedrigeren Preissegmenten locker mithalten (“Stylefruits verdoppelt die vermittelten Umsätze auf 600 Mio. Dollar”).
Ein bisschen weckt Farfetch immer Erinnerungen an Mydeco im Möbelbereich (“MyDeco Goes Made.com: Eine Startup-Ikone verflüchtigt sich”). Aber weiß: Vielleicht hat Farfetch ja noch das ein oder andere Ass im Ärmel.
Mehr auch bei Business of Fashion (“How Farfetched is Farfetch’s $1 Billion Valuation?”).
Im Luxussegment ging zuletzt Mytheresa an Neiman Marcus (“MyTheresa: Was steckt hinter dem Exit an Neiman Marcus?”).
Und wir sind gespannt auf die Einschätzungen des langjährigen Geschäftsführers von Mytheresa beim nächsten K5 Dinner (“BestSecret, Notebooksbilliger, Rocket Internet beim K5 Capital Dinner”). Dort hat man Farfetch als Wettbewerber jedenfalls sehr ernst genommen.
Frühere Beiträge zum Thema:
- Die Otto-Zukunft mit Farfetch, Ozon und Projekt Collins
- Farfetch, Monoqi, RenéSim: Condé Nast im Shoppingfieber
- Farfetch Mode holt $18 Mio. von Ottos eVC Partners & Co
- Exchanges #65: Das Helfersyndrom im E-Commerce
Kategorien:Shopboerse
Ich glaube nicht, dass vertikale (Preis-) Suchmaschinen wie Stylefruits & Co. mit Farfetch verglichen werden können. Auch nicht das Transaktionsvolumen, da diese in den meisten Fällen auf CPC Basis abrechnen und sich hinten raus ein geschätztes Transaktionsvolumen vor Retouren schön rechnen.
Farfetch ist ein klassischer Marktplatz und aus meiner Sicht eines der besten Beispiele, wie in kurzer Zeit viel Inventory mit internationalen Top Designern aufgebaut wurde, was für ein “High End Online Fashion Pure Player” so niemals möglich wäre. Auch das Helfersyndrom sehe ich nicht, da auch für ein Mytheresa der Einkauf dieser Designer nur über das stationäre Geschäft geklappt hat.
Ich bin gespannt, in welche Richtung es bei Farfetch weitergeht. Optionen haben die genug, leider auch wesentlich mehr als die Vertikalen.