Ernüchternde Zahlen für das 3. Quartal hat Rocket Internet diese Woche präsentiert – und sich in Sachen Ausblick erstmal weiter mit Durchhalteparolen beholfen (““Measure us!” – Oliver Samwer verzweifelt am Kapitalmarkt“):
Das Anlegervertrauen hatte Rocket Internet bereits in den ersten Börsenmonaten verspielt. Und so ist die Lage nun vertrackt: Delivery Hero will nicht an die Börse; Hellofresh darf nicht an die Börse; und die anderen “Proven Winners” können nicht an die Börse, weil die Ergebnisse zu schwach sind.
So quält sich die Global Fashion Group (“Rocket Internet: Wo steht die Global Fashion Group?“) immer noch mit Jabong in Indien (“Jabong: Wie sich Rocket Internet seinesgleichen erwehren will“), das mit negativen (Handels-)Margen operiert und schon im Einkauf verliert.
Auch im Möbelhandel ist von Wachstumsdynamik aktuell nur wenig zu spüren: Die Westwing-Umsätze lagen im 3. Quartal unter Vorjahr bzw. währungsbereinigt gerade mal 13% im Plus. Auf Nachfrage entschuldigte Oliver Samwer das im Investorencall mit einer verfehlten Sortimentspolitik.
Auch Home24 (“Home24 holt sich als AG 120 Mio. € – ganz ohne Börsengang“) schwächelt im 2. Halbjahr, auch wenn es auf Jahressicht noch ganz gut aussieht (“IKEA wächst online auf 190 Mio. €; Home24 kann vorbeiziehen“).
Aktuell lassen sich bei Rocket Internet wenige wirkliche Lichtblicke finden. Nur die Grundeinstellung stimmt weiter: Rocket Internet werde gewinnen, so wird Oliver Samwer nicht müde zu betonen, weil aktuell weder der stationäre Handel noch andere Investoren genügend Geld in die Hand nehmen, um den Rocket-Unternehmen in ihren jeweiligen Märkten Paroli zu bieten. Und damit hat er nicht ganz unrecht.
Immer noch sehenswert ist in diesem Zusammenhang auch Oliver Samwers Einführungskurs in die VC-Denke vom jüngsten Capital Markets Day.
Mit dem ersten Börsenjahr von Rocket Internet und Zalando hatten wir uns ausführlich auch in den Exchanges #113 befasst.
Frühere Beiträge zum Thema:
- Für Hellofresh hat der geplatzte Börsengang kaum Folgen
- Jabong: Wie sich Rocket Internet seinesgleichen erwehren will
- Rocket Internet verliert Kommunikationschef in der Krise
- Rocket Internet: Wo steht die Global Fashion Group?
- “Measure us!” – Oliver Samwer verzweifelt am Kapitalmarkt
- Milliardenfonds: Wann findet Rocket Ersatz für Kinnevik?
- Wie sich die Kinneviks von Rocket Internet emanzipieren
- Exchanges #113: Rocket und Zalando – ein Jahr an der Börse
- Exchanges #59: Wenn die Samwers mit den Kinneviks
Kategorien:Samwer Report, Shopboerse
Ich denke, dass die meisten Investoren einfach noch nicht erkennen und/oder verstehen, dass in diesem Unternehmen das weltweit wohl wertvollest Wissen liegt, was E-Commerce Geschäftsmodelle und Strategien betrifft. Dieses Wissen wird immer mehr wert werden.
hätte ich vor einiger Zeit vielleicht ähnlich gesehen. Rocket nahestehende (Frühphasen-)Investoren bemängeln inzwischen allerdings die Qualität der Teams und der neuen Ventures.
Einfach mal auf Kinnevik achten, die sich ja nicht ohne Grund zurückziehen und bei den neuen Ventures kaum noch an Bord sind …
Das Wissen ist definitiv da, ist aber beschränkt auf einen sehr engen Personenkreis.
Richtig, außerdem hat das Wissen eine Fluktuation in Form von Mitarbeitern die gehen und die Treiben neue Ventures off Rocket. Schau dir WirMachenDruck.de Exit an. 140 Mio für zwei Brüder. Und solche Riesen schlummern noch einige anders wo. Man kann nicht, lediglich mit Gewalt, Gier und Kapital alleine auskommen. Es braucht innovative Unternehmer. Und sorry da ist der gute Oli einfach nicht der Richtige.
Ausgabepreis der Aktie 42,50€, nun unter 20€, allein heute Kursrückgang im gut zweistelligen Prozentbereich. Die Börse (= die meisten Investoren) haben wohl erkannt, was von RI wirklich zu halten ist.