Wie es sich für eine wachstumsstarke Tech-Company gehört (“Die Rolle von Zalando heute und morgen”), freut sich Zalando im ersten Halbjahr (PDF) nicht nur über ein negatives Working Capital, sondern kann mittlerweile auch seine M&A-Aktivitäten aus dem Cashflow finanzieren (“Zalando hat sich Tradebyte & Co. 28,3 Mio. Euro kosten lassen”):
In Sachen Wachstum allerdings fällt Zalando in diesem Jahr erstmals klar hinter Amazon zurück (“Amazon legt die Wachstumslatte für 2016 auf +28%”), was vor allem an der nachlassenden Umsatzdynamik im Heimatmarkt liegt:
Die Marketingausgaben hat Zalando mittlerweile bei 10,5% gedeckelt. Und eine um 2,1%-Punkte reduzierte Handelsmarge konnte das Wachstum auch nur bedingt befeuern:
Wie Zalando kundenseitig dasteht, lässt sich weiter schlecht beurteilen. Mit entsprechenden Infos zur Kundenentwicklung hält sich Zalando gewohnt bedeckt. Von Kohortenentwicklungen einmal ganz abgesehen macht Zalando weiter weder Angaben zu Stammkunden noch zu Neukunden. Man ahnt allerdings anhand der jüngsten Kennzahlen, dass Neukunden zunehmend an Gewicht verlieren:
Um im aktuellen Marktumfeld und im Wettbewerb mit Amazon, Alibaba & Co. dauerhaft bestehen zu können, müsste Zalando seine Wachstumsambitionen wieder auf 30% nach oben schrauben (“Zalando wächst 740 Mio. € (+34%) auf knapp 3 Mrd. €”).
Entsprechend gespannt kann man sein, ob Zalando hier noch Reserven hat. Denn Understatement gehört ja bei Zalando durchaus zum Prinzip. Zugute halten muss man Zalando zudem, dass es sich weiter in einem tiefgreifenden Wandlungsprozess befindet.
Und nach dem Kapitalmarkttag (“Das Zalando von morgen beim Kapitalmarkttag 2016”), der bei Finanzanalysten einmal mehr auf ein Höchstmaß an Unverständnis gestoßen ist, galt es im abgelaufenen Quartal erst einmal die Börse zu beschwichtigen.
Das jedenfalls ist mit der veränderten Kommunikationsstrategie extrem gut gelungen (“Zalando treibt den GLORE25 wieder über die 100er-Marke”). In der Börsenwahrnehmung steht Zalando nach dieser Woche besser da denn je.
Frühere Beiträge zum Thema:
- Zalando hat sich Tradebyte & Co. 28,3 Mio. Euro kosten lassen
- Zalando wächst auf 1,7 Mrd. Euro (+24%) im 1. Halbjahr
- Im Interview: Die Rolle von Zalando heute und morgen
- Exchanges #132: Wie mächtig kann/soll Zalando werden?
Kategorien:Shopboerse, Zalando
Wird hier auch wirklich nur das Wachstum im Handelssegment (ohne AWS etc) miteinander verglichen ?
Wenn nein, dann ist es imho ein irreführender Vergleich.
Der Amazon – Zalando Vergleich ist nichtssagend. Amazon ist eine Tech-Company, Zalando eine Möchtegern-Tech Company. Amazon hat neben dem reinen E-Commerce Geschäft, wovon Zalando einen Teil abbildet und dort vermutlich sogar umsatzmäßig stärker ist, noch weitere Wachstumfelder wie AWS. Zalando optimiert sich gerade in eine Modeversender Sackgasse hinein. Das Kund(innen)feld ist weitgehend abgegrast, jedoch steigt wie man sieht noch der durchschnittliche Warenkorb pro Kunde an. Aktuell ist nicht zu sehen wie Zalando vom Modeversandthema wegkommt. Aber Amazon hat ja auch mal als Buchversender angefangen.
Zalando hat sich in letzter Zeit eine reihe Interessanter Tech Firmen gekauft und setzt immer mehr auf eigene Entwicklungen / OpenSource. Der Weg geht also auch durchaus schon stark in Richtung “Möchtegern-Tech” und wird vllt auch bald Tech sein.