Warum geht Kisura an Karstadt und nicht an den Otto-Konzern, der hier – wie im letzten Otto-Podcast thematisiert – noch die ein oder andere offene Flanke hat?
Für ein Startup wie Kisura kann es sicherlich nicht die Erfüllung sein, im Berliner Karstadt am Hermannplatz zu enden. Dennoch gelingt es Karstadt & Co. momentan, erstaunlich viele Onliner-Unternehmer zu locken, während die Otto-Gruppe weitgehend unbeteiligt am Rande steht.
Können es sich Otto und About You auf Dauer tatsächlich leisten, ein Thema wie Stitch Fix so einfach links liegen zu lassen, während sowohl Zalando (“Wenn Zalon-Kunden vor Begeisterung ins Schwärmen geraten”) als auch Amazon hier Ambitionen haben?
Kisura mag nichts sein im Vergleich zu Stitch Fix, aber letztlich war/ist es hierzulande allein auf weiter Flur. Und wenn schon nicht vollends überzeugt, hätten Otto & Co. hier zumindest zeigen können, dass im Otto-Konzern auch Gründerinnen eine Chance bekommen und mit ihnen einen Neuanfang wagen können.
Dass der Otto-Konzern solche Chancen ungenutzt lässt, passt allerdings durchaus ins Bild: “Not invented here” heißt das Syndrom, das man momentan bei Otto in extremer Form findet. Jetzt, wo man endlich aufgewacht ist, würde man am liebsten alles selber machen (“Otto steckt 85 Mio. Euro in die Otto Group Digital Solutions”).
Doch das macht natürlich kein Techkonzern, der mit dem Innovationstempo der Branche mithalten will. Etwas, was auch Zalando lernen muss(te). Und so sieht man gerade im direkten Vergleich fast in allen Bereichen die Unterschiede:
- Während sich Zalando bei den Media Solutions auf Zukäufe wie nugg.ad & Co. stützt, baut sich Otto seinen Vermarkter von Grund auf selbst.
- Während Zalando für seine Partner Solutions Tradebyte gekauft hat, hat Otto nichts dergleichen und ist und bleibt einer der besten Tradebyte-Kunden.
Aus Sicht von Karstadt und Signa Retail war es jedenfalls sehr smart, sich den Zugriff auf Kisura zu sichern. Da hierzulande gerade weder die Otto-Gruppe noch Zalando (noch irgendjemand anderes) großes Interesse an Zukäufen im Retailbereich hat, kann Signa in aller Ruhe seine Retail-Gruppen aufbauen.
Ob man das aus Otto- (bzw. aus Zalando-)Sicht später einmal bereuen wird, lässt sich heute noch schwer sagen. Beschweren darf man sich allerdings nicht, wenn man jetzt tatenlos zusieht.
Frühere Beiträge zum Thema:
- Bestätigt: Karstadt schnappt sich auch Kisura aus der Insolvenz
- Kisura muss trotz Stitch-Fix-Begeisterung in die Insolvenz
- Wo die Otto-Gruppe jetzt den größten Nachholbedarf hat
- Exchanges #189: Otto und die anderen 2018
Kategorien:Shopboerse
Kisura ist insolvent gegangen, weil sie kein Geld verdienen und eine Finanzierungsrunde geplatzt ist.
Es wird schon seine Gründe haben, warum die Runde geplatzt ist.
Ich würde daher nicht unbedingt davon ausgehen, dass Kisura ein must have für Otto ist.
von “must have” war nicht die Rede, sondern von “besser als nix”
“besser als nix” kann Otto aber auch selbst machen. Dennoch stellt sich natürlich die Frage, warum sie das KnowHow und Learnings nicht eingekauft haben.
Ich frage mich, warum Otto das hätte tun sollen? Karstadt kauft sich Digitalkompetenz, auch gerne mal günstig (über die “Restrampe”) ein, was vielleicht (?) Sinn machen kann. Aber warum für Otto? Ich denke wirklich nicht, dass es ein Gender- oder ein Not-invented-here hier der Grund ist. Mit ABOUT YOU ist man einfach nah dran und Digitalkompetenz gibt es dort, also kein Grund für irgendein Zukauf eines nicht funktionierenden Geschäftsmodells. Vertikale Integration lohnt sich erfahrungsgemäß erst ab einer gewissen Größenordnung, also ab Zalando oder natürlich Amazon Niveau, da ist ABOUT YOU noch nicht. Lass’ die Frage in ein oder zwei Jahren nochmal stellen. Ob sich Zalando allerdings mit nugg.ad ein Gefallen getan hat, wird sich zeigen. Die Zahl der Gesellschafter/Eigentümer sowie Geschäftsführer dieser Firma kann ja gut einen Newsfeed füllen ;-) und dafür gibt es auch Gründe.
Signa will an die Börse – Bewertung ist Umsatz multipliziert mit X, EBIT nahezu egal. Wenn der Kaufpreis stimmt…wird alles was nicht bei 3 auf dem Baum ist gekauft.
Da stimme ich prinzipiell zu. In diesem speziellen Fall aber nicht, denn die winzigen Kisura Umsätze werden die Nadel für Signa nicht bewegen.
immerhin: About You schließt ein Engagement in dem Bereich nicht komplett aus
https://twitter.com/TarekMueller/status/986354613216534528