Den Zusammenschluss von Kaufhof und Karstadt hat das Kartellamt problemlos durchgewunken. Verständlicherweise, bei nur noch 5 Mrd. € Umsatz. Da bringt selbst Zalando mehr auf die Waage.
Stattdessen wollen sich die Kartellwächter jetzt Amazon vornehmen (“Einleitung eines Missbrauchsverfahrens gegen Amazon”), das der Branche ein erheblich größerer Dorn im Auge ist.
Wie will Amazon auf dem Marktplatz faire Bedingungen garantieren? Das ist ein Dauerthema auf der K5 Konferenz:
Amazon treffe alle Entscheidungen zum Wohle des Kunden, lautet die Standardantwort. Allerdings räumt Amazon ein, dass letztlich auch Marktplatzhändler Kunden seien.
Marcel Weiß hat sich der Monopolbildung bei Amazon & Co. diese Woche ausführlich angenommen (“Big Tech: Wir müssen digitale Monopolbildung und Marktkonzentration neu denken”) und dabei zwei allgemeine Empfehlungen für die Kartellbehörden herausgearbeitet:
Die erste einfache regulatorische Maßnahme, die heute sofort in den USA wie auch in Europa angenommen werden sollte, lässt sich so formulieren:
Ein Unternehmen, das Skaleneffekte auf Nachfrageseite erfährt und einen dominierenden Marktanteil in einer der teilnehmenden Seiten seiner Plattform erreicht hat, darf keine direkten Konkurrenten übernehmen.
Die zweite regulatorische Maßnahme lautet so:
Exklusivitätsklauseln, die teilnehmenden Seiten einer Plattform, die auf einer Seite einen dominierenden Marktanteil innehat, die Teilnahme an anderen Plattformen untersagt, sind verboten.
Kurzfristig wird es schwieriger, eine Monopolbildung zu verhindern. Speziell eine Zerschlagung von Amazon würde wenig bis nichts bringen, argumentiert er:
“Amazon ist vielleicht das schwierigste Unternehmen unter diesem Blickwinkel. Amazon ist zwar gleichzeitig auch das problematischste unter Kartellgesichtspunkten, aber […] eine Zerschlagung von Amazon wird mit großer Wahrscheinlichkeit gemessen an der Schwere der Maßnahme vergleichsweise geringe Auswirkungen haben.
Aber auch hier stellt sich zusätzlich die Frage, welche Teile überhaupt konkret getrennt werden sollten, um eine bessere Marktsituation zu erhalten. Das ist alles andere als offensichtlich.”
Lesenswerter Text von Marcel Weiß.
Die Kartellbehörden stecken in einem Dilemma, denn alles, was sie jetzt tun würden, um Amazon zu schaden, würde vor allem auch den Verbrauchern/Endkunden schaden.
Wichtiger wäre es, Rahmenbedingungen zu schaffen, die die Machtkonzentration verhindern und so auch in einer Plattform-Welt für mehr Wettbewerb sorgen.
Frühere Beiträge zum Thema:
- Wie sich Amazon gegen Monopolvorwürfe wehrt
- Amazon in der 360 Grad Schau auf der K5 Konferenz 2017
- Exchanges #203: Amazon Logistics auf dem Vormarsch
- Exchanges #191: So smart handeln wie Amazon
Kategorien:Amazon
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