Eines muss man dem Otto-Konzern lassen. Er stellt sich seinen Kritikern. So darf der Management-Experte Reinhard Sprenger im aktuellen Geschäftsbericht (PDF) statt des obligatorischen Vorworts in einen "kritischen Dialog" mit dem Konzernchef treten und dabei auch die grundsätzliche Innovationsfähigkeit des Konzerns in Frage stellen (PDF, S. 13):
Exciting Commerce ist diesmal noch ausführlicher vertreten als im Vorjahr. Dokumentiert ist ein Chat mit Markus Fuchshofen (PDF, S. 61), der den E-Commerce bei Bonprix und bei Jungstil leitet, in dem es so verfängliche Fragen zu beantworten galt wie "Wie finden Sie Jungstil, Herr Krisch?"
Jungstil ist vor allem deshalb spannend, weil es eines von immer noch ganz wenigen Webonly-Experimenten im Otto-Konzern ist. Neuerdings will Jungstil auch auf dem iPhone punkten
Interessant und ungewöhnlich ist auch, dass Jungstil (bzw. Bonprix) auch sonst eigene Wege geht und ganz intershopfrei auf einem Open Source System läuft. Aber das stellte sich erst nach dem Chat heraus. Und macht wohl Dinge möglich, die sich im Otto-Konzern sonst noch eher schwierig gestalten.
Gestern kam im Rahmen der Nährboden-Debatte die Frage auf, ob Otto Exciting Commerce eigentlich auf dem Radar hat? Auch dazu hat Otto gestern Stellung genommen.
Es wird (in der Konsensrepubik Deutschland) immer vermutet, dass man sich mit kritischen Einwürfen ins eigene Fleisch schneidet. Aber manche Unternehmen sind da kritikfähiger als gemeinhin angenommen, zumal sie ja oft selber wissen, wo es hakt – und daher durchaus offen sind für neue Denkansätze.
Schade nur, dass die Fachmedien dieses Regulativ nicht mehr übernehmen. Wo kommen wir hin, wenn selbst in Geschäftsberichten Dinge kritischer hinterfragt werden als in so manchem Fachdienst?
- Debatte: Otto als Nährboden für neue Geschäftsmodelle?
- Otto Geschäftsjahr 2008/09: Katalog-Versender in der Krise
- Otto-Gruppe: Bonprix stellt Jungstil Mitmachkonzept vor
Kategorien:Chronik
Kommentar verfassen