Otto-Chef: “Wir brauchen mehr erfolgreiche Firmen in der Gruppe”

Nachdem die Welt am letzten Sonntag schon mal seinen Nachfolger vorgestellt hat, ist in dieser Woche der amtierende Chef des Otto-Konzerns, Hans-Otto Schrader, dran ("Beherzter Hinterbänkler"). 

Dieser zeichnet nach einem verlorenen Jahrzehnt für den Otto-Konzern (s. Chart) ein für Otto-Verhältnisse ungewohnt realistisches Bild vom Zustand des Konzerns. Vieles, was die Konzern-PR sonst so vollmundig als Erfolg verkauft, wird hier auf sehr sympathische Art und Weise relativiert:

"Wir brauchen mehr erfolgreiche Firmen in der Gruppe", sagt Schrader.
Diejenigen Tochterfirmen, die die Erwartungen nicht erfüllten, müssten
geschlossen oder verkauft werden. Zuletzt traf das den Modeanbieter
Apart, den Schrader an das Management abgab. Weitere Firmen werden
folgen. 

Otto1999-2009

Auch im Ausland macht der Chef kurzen Prozess: In
Großbritannien, der größten Baustelle bei Otto, strich Schrader jede
vierte Stelle. Solche Schritte wurden bislang vermieden."

Noch nicht glücklich kann er mit der Führungsmannschaft sein:

"Wie viele hochklassige Führungskräfte es denn davon bei Otto gebe, kommt Minuten später eine mutige
Nachfrage.

"Der Anteil liegt bei 20 bis 25 Prozent", sagt Schrader, und
einige Zuhörer staunen über diese Antwort.

Heißt das, dass drei von vier
Vorgesetzten keine Idealbesetzung sind? "

Nachdem Amazon – von Ebay mal abgesehen – im letzten Jahr zum größten Versender aufgestiegen ist und als Online-Pure-Player erstmals mehr Umsatz gemacht hat als
Otto (auf allen Kanälen), wird Amazon für Otto zum ernsten Problem:

"Amazon ist da und wird immer besser", sagt Schrader über den inzwischen
wichtigsten Rivalen.

In der kompromisslosen Ausrichtung auf die Kunden
sei der amerikanische Onlinehändler das Maß der Dinge, mit Hochachtung
spricht Schrader über Amazon-Chef Jeff Bezos.

Sollte Amazon auch noch
groß in den Modeverkauf einsteigen, wäre das eine ernsthafte Bedrohung."

Wenn nicht für Otto, dann würde Hans-Otto Schrader am liebsten für Amazon arbeiten, sagt er. Da stellen sich der Unternehmens-PR zwar sämtliche Haare zu Berge. Aber auch solche Respektsbezeugungen wirken nicht unsympathisch. Vielleicht sollte man doch öfter den Chef selber sprechen lassen.

Am Donnerstag stellt der Otto-Konzern die Bilanzzahlen vor. Dann kommt die nächste Propaganda-Welle auf uns zu, und wir werden wieder hören, wie toll und erfolgreich Otto im Online-Handel ist und dass Otto die Trendwende geschafft hat, auch wenn es sich 2009 wohl eher um ein Ausnahmejahr gehandelt haben dürfte ("Quo vadis, Otto?") und Otto die schwersten Jahre noch vor sich hat.

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