Thinking Bigger: Quo vadis, Holtzbrinck Ventures?

Holtzbrinck hat sich in den letzten fünf Jahren zu einem der wichtigsten E-Commerce-Investoren hierzulande entwickelt. Von Brands4Friends über Citydeal/Groupon und Dawanda bis Zalando gibt es kaum ein vielversprechendes, deutsches E-Commerce-Startup, an dem Holtzbrinck nicht beteiligt wäre.

In den letzten Monaten hat Holtzbrinck seine Investmentarme neu geordnet und unter dem Dach der Holtzbrinck Digital gebündelt und kräftig umgebaut/umbenannt.

Holtzbrinck

Als starker Arm geblieben ist Holtzbrinck Ventures, das künftig mit neuem Geldgeber aus den USA mehr Spielraum für weitere Aktivitäten bekommt.

Einen guten Eindruck davon, wie Holtzbrinck Ventures tickt, bekam man im Juni bei einem VC-Panel, das die Studenten des CDTM ("Center for Digital Technology and Management") in München organisiert haben, und das das VC- Magazin in seiner September-Ausgabe protokolliert hat (PDF).

Die Aussagen von Holtzbrinck-Ventures-Chef Martin Weber über Markt und Möglichkeiten eines deutschen (Frühphasen-)Investors sprechen für sich:

"Weber: Die Möglichkeit, Seed-Investments einzugehen, wurde von der Krise überhaupt nicht beeinflusst, denn es gab und gibt in diesem Bereich kaum Anbieter – niemand will derzeit so hohe Risiken eingehen, und auch in besseren Zeiten sind wenige Investoren bereit, frühphasig zu investieren.

Selbst sogenannte Wagnisfinanzierer verhalten sich hier risikoavers. Anschlussfinanzierungen sind in Krisenzeiten schwieriger, und nur die wenigen Rock Stars unter den Firmen erhalten problemlos Anschlussfinanzierungen mit höheren Bewertungen."

VCMagazin: Wo sehen Sie den deutschen Venture Capital-Markt in fünf Jahren?

Weber: Die Branche steht hierzulande unter großem Druck. Wenn die Venture Capital-Gesellschaften ihre Mentalität nicht ändern, wird es ihnen kaum besser ergehen als in den vergangenen zehn Jahren. Ich sähe gerne mehr pragmatische, verlässliche Investoren, die schnelle Entscheidungen treffen.

VCMagazin: Wie stehen Sie sogenannten Klonen gegenüber, also Gründungen, die auf Geschäftsideen beruhen, die im Ausland, meist den USA, bereits zum Erfolg geführt haben?

Weber: Meiner Meinung nach geht es im Bereich Neue Medien/Internet weniger um Innovation als um die Umsetzung. Warum sollen sich Firmengründer nicht die Geschäftsmodelle anderer Unternehmer anschauen, daraus lernen und ihre Schlüsse ziehen? Es kommt hier nicht so sehr auf die primäre Einzigartigkeit der Geschäftsidee an, sondern auf die Adaption und Umsetzung im jeweiligen Markt und auf das Team.

VCMagazin: Wie beliebt sind studentische Gründer bei Investoren? Investieren Sie in Studenten und Absolventen?

Weber: Studentische Gründer finanzieren wir ständig! Hochschulabsolventen haben eine gute analytische Ausbildung, und wenn sie dann auch noch relevante Praktika vorzuweisen haben, gibt es keinen Grund, ihnen ihre Chance zu verweigern. Zumal wir sie über reines Kapital hinaus mit unserem Rat und unserer Erfahrung unterstützen. In unserem Portfolio haben wir Unternehmer, die direkt nach der Uni gegründet haben und nach dem zweiten Jahr bereits Umsätze im mehrstelligen Millionenbereich gemacht haben – eine tolle Leistung!"

Vom Venture Capital Panel des CDTM gibt es auch eine Video-Aufzeichnung, die allerdings ein eher ernüchterndes Bild von der deutschen VC-Szene zeichnet (s. auch Was die neue VC-Generation auszeichnet)

Lange war Holtzbrinck Ventures alleine auf weiter Flur. Inzwischen beackern erfreulicherweise auch andere den deutschen E-Commerce-Markt – allen voran Tengelmann und eVenture Capital Partners

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Kategorien:exceed, Shopboerse

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