Wanted: Mehr Freundschaftsdienste fürs Social Web

Monetarisierung ist wichtig, aber durch die zunehmend rein kommerzielle Betrachtung driftet das Social Web in eine ungute Richtung (siehe z.B. die Banalisierung von Facebook).

Der eigentliche Kerngedanke des Social Web, nämlich soziale Bindungen aufzubauen und zu stärken, geht dabei zunehmend verloren.

Wir wünschen uns deshalb wieder mehr Freundschaftsdienste fürs Social Web: Plattformen und Dienste, die die Ursprungsidee aufgreifen und die zwischenmenschlichen Beziehungen wieder stärker in den Vordergrund rücken.

Designer und Entwickler sozialer Plattformen sollten sich bei der Konzeption vornehmlich folgende Fragen stellen:

  • Was verbindet Menschen? (Was ist der soziale Kitt?)
  • Wodurch sind Menschen motiviert, anderen etwas Gutes (sprich: einen Gefallen) zu tun?
  • Wie lassen sich durch gemeinsame Leidenschaften soziale Bindungen schaffen?
  • Wie entstehen sie? Und wodurch wachsen diese Bindungen?

Speziell bei Social Shopping Diensten ist es wichtig, die Plattformen auf keinen Fall von den Produkten her zu denken (siehe auch Ist es so schwer, den Social Shopping Nerv zu treffen?). Produkte sind nachrangig im Social Web/Commerce. Wichtig sind die Menschen. Was treibt diese Menschen? Was sind die Themen, über die sie sich austauschen? – Produkte? Eher nicht. Neuheiten, Trends? Schon eher.

Für die Massen ist Klatsch und Tratsch einer der wesentlichen sozialen Treiber. Facebook, Twitter & Co. leben davon. Wichtig sind auch gemeinsame Interessen und/oder Leidenschaften, um in Kontakt zu treten und Freundschaften zu knüpfen. Hier kann man ansetzen.

Soziale Bindungen, Social Bonding, ist einer der stärksten Treiber des Social Web. Das sollte man sich immer mal wieder vor Augen führen. Je stärker man diese Bindungen gestaltet, desto attraktiver und unbezwingbarer wird der Dienst.

Wer sich ernsthaft(!) mit diesen Themen auseinandersetzt und Konzepte/Ideen hat und sich dazu austauschen will, der kann sich gerne an uns wenden (exceed@excitingcommerce.de).

Frühere Beiträge zum Thema:



Kategorien:exceed, Facebook, Social Commerce

1 Antwort

  1. Was bei der ganzen Social Media-Kommunikation fehlt sind die gemeinsamen Aktivitäten, die eine Freundschaft ausmachen. Man kann sich zwar gegenseitig erzählen, was man so macht, aber das wirklich Verbindende ist für mich mehr das, was man gemeinsam tut und erlebt und nicht nur, was man sich erzählt.
    Ein schönes Beispiel dafür ist dieses Projekt: http://storyvisit.org/
    Ist leider in erster Linie für Kinder gedacht, aber die Idee ist super. Damit können Kinder mit ihren entfernt lebenden Verwandten zusammen ein Buch lesen und haben damit eine gemeinsame Aktivität. Gerade für kleinere Kinder passt das gut, da sich diese noch mit längeren Telefongesprächen schwer tun.
    Die Grundidee könnte aber auch für Erwachsene gut funktionieren. So etwas hätte gerade in einer Zeit, in der viele Leute ihren Freundes- und Familienkreis nicht mehr in der räumlichen Umgebung haben, sehr gut.

  2. guter Punkt, „gemeinsame Aktivitäten“ sind aus meiner Sicht auch eines der großen Themen in diesem Kontext.

  3. Wichtiger Gedanke – den man nicht vernachlässigen sollte! 66% der Nutzer von Social Media in den US sind dort, weil sie Kontakte mit Familie und Freunden pflegen wollen. Interessant: nur 14% wegen eines gemeinsamen Hobbies. Selbst Celebrities kommen nach der Studie von PEW resaearch unter ferner liefen.
    http://pewresearch.org/pubs/2131/social-media-facebook-twitter-myspace-linkedin

  4. Ja, aber wieviele wirklich gute Plattformen gibt es, wo man gemeinsam mit anderen seinen Hobbies nachgehen kann (Musik mal ausgenommen)?

  5. Die Idee ist richtig gut. Mehr echte Aktivitäten sprich soziale Kontakte zusammen übers Netz.

  6. Wichtiger Gedanke – den man nicht vernachlässigen sollte! 66% der Nutzer von Social Media in den US sind dort, weil sie Kontakte mit Familie und Freunden pflegen wollen. Interessant: nur 14% wegen eines gemeinsamen Hobbies. Selbst Celebrities kommen nach der Studie von PEW resaearch unter ferner liefen.

  7. Ich glaube das der wahre soziale Gedanke der Menschen auf Dauer nicht mit kommerzieller Nutzung einher gehen kann. Wie du schon schreibst, ist FB viel zu stark von Firmen und Agenturen bevölkert, die irgendwelche Leute mit irgendwelchen Gewinnspielen in irgendwelche Gruppen locken. Alles austauschbar und nichtsagend. Der 0815 User kann doch mit dieser ganzen Werbung gar nichts anfangen und checkt den Zusammenhang auch gar nicht und will den auch gar nicht verstehen. Ein Like ist doch mittlerweile schon kaum mehr etwas Wert.
    Hinzu kommt, dass Konsum und Geschmack etwas angreifbares, verletzliches hat. Der Mensch möchte so etwas nicht in großer Runde teilen. Vielleicht anonym. Dann wiederum kann ich mich aber nicht mit realen Freunden verbinden.
    Zielgruppe <16 ist da noch anders, die sind einfach noch naiver, probiert sich aus und bekommt irgendwann einen Dämpfer. Mobbing über Social Media ist ja sehr präsent.
    Ich glaube eine Trennung der einzelnen Interessen ist dem User sehr wichtig:
    Was vielleicht gut funktionieren könnte wäre z.B. eine Social Media Plattform nur für Hobbies. Sozusagen ein Forum im Web 2.0 Style. Anonymes anmelden, Gruppen für Kategorien. Dazu ein Belohnungssystem mit verschiedenen Statie für sehr aktive Helfer. Und an der Seite ein paar Banner für den Cash.

  8. Schön, dass ihr das Thema aufgenommen habt.
    Wir haben gerade unsere Plattform exchange*me (http://www.exchange-me.de) relaunched, da geht es genau um das Thema. Der Ansatz ist pragmatisch: Man hilft mit dem, was man gut kann und wird dafür mit einer virtuellen („Gefallens-„)Währung bezahlt. Mit dieser Punktwährung kann man wiederum andere Freundschaftsdienste entlohnen. Das Ganze funktioniert also ohne Geld.

  9. Defacto wart Ihr der Anlass für den Beitrag, wobei ich Euch aus gutem Grund nicht erwähnt habe ;)
    Will jemand erläutern, was passieren müsste, damit aus exchange*me ein echter Freundschaftsdienst (im oben beschriebenen Sinne) würde?
    Oder anders gefragt: Warum können bei exchange*me in der jetzigen Form keine starken Bindungen zwischen den Nutzern entstehen?

  10. Jochen, in der Hinsicht hast du Recht: exchange*me will kein weiteres Social Network sein. Es ist ein Marktplatz, der sich jedoch von anderen dahingehend unterscheidet, dass es sich nicht um Geld dreht.

  11. Ich, ich, ich Herr Lehrer:
    Siehe Dan Ariely „Denken hilft zwar, nützt aber nichts“ (im Original „Predictably Irrational“), Kapitel Vier: „Warum wir manche Dinge gern tun, aber nicht, wenn wir dafür bezahlt werden.“
    Kurz gesagt unterscheiden sich die Normen der beiden Welten „sozialer“ und „wirtschaftlicher“ Austausch. Ein Mix funktioniert nicht.
    Zitat: „Wie sich zeigt, ist Geld oft das teuerste Mittel, um Menschen zu motivieren“
    Wer’s noch nicht hat, das Buch auf jeden Fall lesen.

  12. BTW: wobei Geld- und „(Gefallens-)Währung“ in dem Kontext keinen Unterschied darstellen. Währung ist Währung ist wirtschaftlicher Austausch. Ein Gefallen ist ein Gefallen.

  13. @Matthias Wie man es nennt, ist ja nachrangig. Die Frage ist für mich, kann es in dieser Form funktionieren? Werden sich bei exchange*me in der aktuellen Form die Leute treffen und vernetzen wollen, die Ihr anvisiert?
    @Daniel Danke für den Tipp! Dafür gibts 3 *ME-Pünktchen, die Du bei mir einlösen kannst :) – Die Frage wäre für mich in diesem Fall eher, kann man Gefallen dadurch zum Ausdruck bringen, dass man Punkte sammeln lässt …

  14. Ich denke das „Geben und Nehmen“ funktioniert auf sozialer Ebene so nicht, das Bezahlen mit dem Pünktchen-Konto verschiebt die Transaktion in den wirtschaftlichen Bereich. Die soziale Motivation zu helfen / einen Gefallen zu tun hat nichts mit Entlohnung zu tun. Man bezahlt seine Mutter nicht für das Weihnachtsgans-Essen.
    Aber ich kann mir vorstellen, dass man dem Helfer danken kann, vielleicht in Form von Badges, Herzchen, Blümchen, Sternchen, Karma… Aber die sind dann nicht zum Bezahlen geeignet, sondern eher als sozialer Status. So ähnlich wie es in Frage/Antwort-Communities wie Stackoverflow gemacht wird.
    B1eibt die Frage, wie man damit Geld verdient :-)

  15. Daniel, ein interessanter Aspekt. Evtl. ist die Kommunikation als „Gefallen“ hier noch nicht optimal.
    Die (Punkt-)Währung bei exchange*me versteht sich als Komplementärwährung, die nur für den Bereich „private Hilfe / Nachbarschaftshilfe“ gültig ist.
    Interessante Literatur zum Thema gibt es u.a. von Bernard Lietaer, einem der Väter des Euros, der schon länger die Diversifikation des Geldsystems propagiert (aus gutem Grund, wie man (nicht nur) aktuell sieht…). Es gibt hunderte lokale Tauschringe, die mit einer lokalen Währung handeln, jedoch teilweise recht ideologisch sind.
    Ziel von exchange*me ist seit Beginn, diesen Handel pragmatischer zu gestalten und als Online-Marktplatz zu etablieren.

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