Buchhandel 2020: “Amazon gives us a level playing field”

von Matthias Hell

Unter der Rubrik Buchhandel 2020
("Buchlos in die Zukunft") bringen wir jede Woche das Spannendste zu
den strukturellen Umbrüchen in der Buchbranche.

Neue Vertriebsmodelle

Amazon: Mit „Whispersync
for Voice“ ermöglicht es Amazon den Nutzern seines Streaming-Dienstes
bereits, zwischen
E-Book und Hörbuch hin- und herzuwechseln
. Im Zuge der „Connected Car“-Initiative
hat das Unternehmen nun seinen Cloud Player mit den Bordsystemen des
Autoherstellers Ford verknüpft. Laut
GigaOM
dürfte der logische nächste Schritt die Integration der
Whispersync-Hörbuchtechnologie in den Automobilkontext sein.

Bookwire: Die naheliegende
Synergie zwischen E-Book und Hörbuch erkennt man auch beim Frankfurter
Publishing-Dienstleister Bookwire. Bislang war das Unternehmen ausschließlich
auf den Vertrieb und die Vermarktung von E-Books spezialisiert, nun will man auch
einen eigenen Hörbuchvertrieb aufbauen. (Pressemitteilung)

Discoverability:
Die Frage nach wirksamen Empfehlungsmechanismen im Netz („Discoverability
is a business problem, not a user problem“
) beschäftigt weiter die
Blogosphere. So verweist Good
eReader
in diesem Zusammenhang auf das Leseportal Slice und seine Bookshelf-Funktion
und berichtet Publishing
Perspectives
über den auf einen hohen Entertainment-Faktor setzenden
Empfehlungsdienst The Nudge List. Mit am einleuchtendsten wirkt allerdings ein
Beitrag des Bloggers und Self Publishers David
Gaughran
, für den Amazon das Thema Discoverability aus Autorensicht bereits
erschöpfend gelöst hat – und der genau darin auch den Grund für die aktuelle
Diskussion sieht:

„We don’t
tend to have access to the front tables at Barnes & Noble – either online
or in the physical stores. The whole point of those front tables is to draw
readers’ attention, to intercept them before they start browsing the shelves.

Amazon
gives us much more of a level playing field; those all-important opportunities
for visibility – those digital front tables – are open to everyone. And because
those front tables are displaying the books customers actually want to read,
rather than the ones large publishers most want to sell, people buy more books.

The danger
for large publishers is clear: they aren’t just losing control of which books
get published, but also which books get recommended.”

Neue Erzählformen

„Most
digital textbooks are just overpriced, static versions of their printed
counterparts.”

Das beklagt Michael Boezi, VP des Textbook-Distributors Flat
World Knowledge, in einem Gastbeitrag für Publishing
Perspectives
. Boezi spricht in diesem Zusammenhang von einem bislang
uneingelösten Versprechen bei E-Books im Wissenschafts- und Lehrbereich und
erinnert an das große, hier noch zu erschließende Potenzial:

„On one
hand, it’s the promise of a new learning experience, with spinning molecules
and interactive modules. On the other, it’s the long-awaited solution to the
industry’s painful pricing practices. Maybe even both, if we dare to dream it.”

Struktureller Wandel

Personalfrage: In
einer aktuellen Analyse macht Buchreport
für die Weiterentwicklung der Publishingbranche erheblichen Anpassungsbedarf in
personeller Hinsicht aus. Den Verlagsmanagern fehle oftmals das Verständnis für
innovative Geschäftsmodelle. Klemens Werner, Chef der Handelsblatt Fachverlage,
erklärt dazu:

„Die Krise, in der sich diese Branche befindet, hat viel
mehr mit den Managern als mit den sich verändernden Märkten zu tun. Hier ist
eine Professionalisierung erforderlich.“

Symbolfrage: Einen
weiteren Grund für die Krise der Verlage sieht der französische Autor François
Joseph de Kermadec im Festhalten der Branche am Symbol des Buchs. Während man
noch immer auf das gedruckte Buch und seine hochstehende Attribuierung setze, hätten
es die Nutzer von heute längst mit elektronischen Texten in einer stetig
wandelnden Formatvielfalt zu tun. Nötig für die Buchbranche sei daher die
Schaffung geeigneter neuer Symbole. (via TOC)

Buchhandel im Umbruch

Anti-Amazon-Allianz?
Die Buchketten Thalia und DBH (Weltbild/Hugendubel), die Deutsche Telekom und
Bertelsmann laden zu einer „E-Reading-Pressekonferenz“ – und sorgen damit für
erhöhte Aufregung: Die Erwartungen schwanken zwischen der Vorstellungen einer neuer
E-Reader-Plattform und einem gemeinsamen Subskriptionsdienst. Auf jeden Fall soll
es um eine Strategie gegen die Marktdominanz von Amazon gehen. (via Lesen.net)

Barnes & Noble:
Wie schwer der Angriff auf Amazon tatsächlich ist, zeigt in diesen Tagen der
amerikanische Buchhändler Barnes & Noble. Wie bei der ebenfalls
angeschlagenen Elektronikkette Best Buy plant auch hier der Gründer – Leonard Riggio
– den Rückkauf seines Unternehmens. Allerdings interessiert sich Riggio nur für
das Store-Geschäft und heizt damit Gerüchte an, Barnes & Noble plane die
Einstellung seines verlustträchtigen Nook-Readers. (via The
Bookseller
)

Frühere Beiträge zum Thema:



Kategorien:Buchhandel

Kommentar verfassen

%d Bloggern gefällt das: