Amazon macht mit der "Neuerfindung des Lesens" ernst und will nach Shelfari (2008) und LibraryThing (2008 via Abebooks) nun auch Goodreads ("Meet Your Next Favorite Book") übernehmen, um es in sein Kindle-Universum zu integrieren:
"Amazon.com, Inc. today announced that it has reached an agreement to acquire Goodreads, a leading site for readers and book recommendations that helps people find and share books they love.
“Amazon and Goodreads share a passion for reinventing reading,” said Russ Grandinetti, Amazon Vice President, Kindle Content. “Goodreads has helped change how we discover and discuss books and, with Kindle, Amazon has helped expand reading around the world."
Die Gründer freuen sich und die Investoren auch – zu recht, wenn die Bewertungen im hohen neunstelligen Bereich auch nur annähernd stimmen. Letzte Schätzungen gehen von 150 Mio. Dollar aus. PandoDaily hat einen der besten Beiträge dazu ("Amazon bought Goodreads, but won't break it").
"Discoverability", die Auffindbarkeit von (neuen) Büchern und Texten, wie sie Goodreads ermöglicht, ist ein zunehmendes Thema in der Online-Buchbranche. Deshalb haben wir diesen Aspekt unlängst auch als eigenständige Rubrik in unser wöchentliches Roundup zum Buchhandel 2020 aufgenommen.
Wie radikal anders sich Amazon die Zukunft des Lesens vorstellt, hatten wir schon an der Kopplung von Audible mit dem Kindle und im Zuge der Übernahme des (Vor-)Leseservices Ivona skizziert.
Marcel Weiß weist diese Woche zudem in neunetz darauf hin, wie Amazon den Kindle auch für alle anderen Medieninhalte aufpeppt ("Alles aus einer Hand mit Kindle Fire, X-Ray, IMDB und Instant Video").
In den USA treibt eine Allianz aus Großverlagen Bookish als Goodreads-Alternative voran. Hierzulande hat sich Holtzbrincks LovelyBooks gerade eine Frischzellenkur gegönnt (siehe auch LovelyBooks-Chefin Sandra Dittert im Interview von 2007).
Frühere Beiträge zum Thema:
- Zuhören und mitlesen: Wie Amazon Audible und Kindle koppelt
- Ivona: Wie Amazon den Hörbuch-/Markt für gesprochene Texte aufmischt
- Wie Amazon sein Mobil-Geschäft mit Kindle & Co. vorantreibt
- Amazon Kindle Fire: Der Anfang einer Plattform
Kategorien:Amazon, Buchhandel, Facebook, Shopboerse
Schöne Übersicht, Jochen! Etwas mehr Meinung/Deutung des Deals hätte ich aber noch gut gefunden.
Meine Meinung habe ich auf dem Buchblog veröffentlicht: http://buchblog.de/amazon-kauft-goodreads/
Und Amazon hat sicherlich keinen neunstelligen Betrag für eine schlecht monetarisierbare Community mit 16 Millionen Usern (inkl. inaktive) gezahlt, dafür hätten sie’s selbst aufgebaut. Der Businessweek-Artikel ist wohl eher auf Klicks aus ;)
Danke für den Hinweis! Deine Anmerkungen sind fundierter als alles, was ich hätte schreiben können. Ich versuche mich da im ersten Moment bewusst immer zurückzuhalten und auf andere zu verweisen.
Bemerkenswert finde ich nur, wie wenig sich der (Buch-)Handel engagiert. Wenn, dann sind es hier wie da die Verlage, die etwas auf die Beine zu stellen versuchen.