Buch/Handel 2020: „Die Amazon-Empfehlungen waren nie gut“

von Matthias Hell

„Die Amazon-Empfehlungen waren nie gut, die Kindle-Empfehlungen waren noch schlechter.”

Unter dem Titel „Nachrichten aus der Steinzeit der Empfehlungsalgorithmen“ gibt Kathrin Passig bei Neunetz einen Einblick in ihre Erfahrungen mit den Buchempfehlungsmechanismen von Amazon – und liefert damit gleichzeitig eine überzeugende Begründung, warum das Unternehmen im März die Buch-Community Goodreads für 150 Mio. Dollar übernommen hat („Amazon übernimmt Goodreads für bessere Empfehlungen“).

Discoverability

Goodreads-Alternativen: Während die Übernahme aus Amazon-Sicht somit perfekten Sinn macht, tun sich viele Goodreads-Nutzer eher schwer mit den neuen Eigentumsverhältnissen. Wie Publishers Weekly berichtet, wurde die Community auch vom US-Buchhandel genutzt, der sich nun nach Alternativen umschaut. Mit Riffle, Zola Books, Bookish und BookLikes werden in dem Beitrag einige der interessantesten Kandidaten vorgestellt.

Publishing Hackathon: Der Hackathon zum Thema Book Discoverability, auf den wir bereits hingewiesen hatten, hat vergangene Woche in New York stattgefunden. Auch hier präsentierten sich viele spannende neue Dienste für webbasierte Buchempfehlungen. Einen Überblick über die prämierten Teilnehmer gibt Paid Content.

Bookish: Weniger auf Algorithmen als auf den menschlichen Faktor in Form eines für Buchempfehlungen zuständigen Redaktionsteams setzt Bookish. Buchreport stellt die Buch-Community in einem ausführlichen Porträt vor.

Neue Vertriebsmodelle

Pottermore hat in mehr als einer Hinsicht in der Publishing-Branche Standards gesetzt, meint Futurebooks in einem mit guten Einsichten aufwartenden Kommentar zur Auszeichnung der Harry-Potter-Plattform mit dem „Digital Strategy of the Year“-Award der US-Buchbranche:

„In engaging with the community digitally and reshaping what can be done around that content, Pottermore is merely readying itself for the next stage.

It's a publishing business that speaks directly to its audience, and engages with these fans on a commercial level. It has their credit card details, it has their data. Most importantly, it has their attention focused on a platform that is infinitely extendable.

If you see this through the prism of Harry Potter you might think 'so what', view it from the point of view of a publishing business that has the right to exploit this intellectual property further, and it becomes another thing entirely.”

Qantas: Die australische Fluglinie wird zum Publisher. Unter dem Motto „Stories for Every Journey” hat die Airline eine Reihe von kurzformatigen E-Books herausgegeben, die Passagiere im Flugzeug kostenlos auf ihre E-Reader laden können. (via Publishing Perspectives)

Bookrix: Die Münchner Selfpublishing-Plattform hat zum fünftem Geburtstag nicht nur die Möglichkeiten für Manuskript-Uploads vereinfacht, sondern auch einen mit 5.000 Euro dotierten Autorenpreis für das meistverkaufte E-Book ausgelobt. (via Die Self-Publisher-Bibel)

Neue Erzählformen

Interaktive Romane: Der via Kickstarter auf den Weg gebrachte interaktive Roman „The Numinous Place“ verbindet geschriebenen Text mit Video-, Audio- und Comic-Sequenzen und zählt damit zu den am weitesten entwickelten Beispielen für das Genre. Doch werde auch deutlich, dass interaktive Romane noch in den Kinderschuhen steckten und noch weit vom Mainstream entfernt seien, meint Publishing Perspectives.

Interaktiver Schreibprozess: Die Interaktivität muss ja nicht immer gleich das literarische Produkt betreffen. Der Autor Paul Bradshaw plädiert stattdessen für neue Beteiligungsmöglichkeiten, die bei E-Formaten innerhalb des Publishing-Prozesses entstehen. (via BBC Blog)

Buchhandel im Umbruch

Thalia / Buch.de: Laut dem Douglas-Zwischenbericht zur ersten Hälfte des Geschäftsjahrs 2012/13 (PDF) stagnierte der Umsatz von Thalia knapp unter Vorjahresniveau, während die Anzahl der Filialen, der Mitarbeiter und die Verkaufsfläche klar zurückgingen. Die Online-Tochter Buch.de kehrte dagegen im zurückliegenden Quartal nach dem enttäuschenden Weihnachtsgeschäft zu einem Wachstum von 10 Prozent zurück. (Pressemitteilung)

Thalia / Orell Füssli: Michel Kunz, CEO der Schweizer Buchkette Orell Füssli, sieht in der Fusion mit der dortigen Thalia-Landesgesellschaft das Potenzial, um Amazon anzugreifen: Online- und Filialgeschäft sollen miteinander verzahnt werden und E-Books in den Buchhandlungen zum Download angeboten werden. (via Buchreport)

Unter der Rubrik Buch/Handel 2020 bringen wir jede Woche das Spannendste zu den strukturellen Umbrüchen in der Buchbranche („Buchlos in die Zukunft“).

Frühere Beiträge zum Thema:



Kategorien:Buchhandel

1 Antwort

  1. Also Bücher lasse ich mir nicht empfehlen. Wenn der Titel und die Kurzzusammenfassung ansprechend wirken, dann lese ich auch das Buch. Von derartigen Empfehlungen halte ich nicht so wahnsinnig viel…

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