von Matthias Hell
Dass das Elektroniksegment zu den Vorreitern im Onlinehandel
zählt, zeigt sich nicht zuletzt daran, dass die ersten Marktteilnehmer in
diesem Bereich bereits 2012 die Umsatzschwelle von 500 Mio. Euro übersprangen, bzw.
sich daran machen, diese Marke in diesem Jahr zu knacken (siehe auch "E-Commerce XXL: Wie groß kann der Online-Handel werden?").
Gleichzeitig führt das
allerdings dazu, dass sich der Fokus oft auf die Spitzengruppe rund um
Cyberport, Notebooksbilliger und Alternate verengt. Dabei ist ein Blick auf die
zweite Reihe der Elektronikversender – die zum Teil ebenfalls Umsätze im
dreistelligen Millionenbereich erzielen – auch ausgesprochen aufschlussreich:
- Pearl konnte seinen
Umsatz im Geschäftsjahr 2011 um 1,1 Prozent
auf 146,7 Mio. Euro steigern. Der aus dem Kataloggeschäft stammende
Elektronikversender setzt dabei stark auf Eigenmarken und seit 2012 auf das eigene
Shopping-TV Pearl.tv.
- Einen Umsatz von 129,6
Mio. Euro – und damit ein Minus von 7,6 Prozent – verzeichnete im
Geschäftsjahr 2011/12 die ursprünglich im Filialgeschäft beheimatete Atelco Computer AG. Das
Unternehmen betreibt neben dem Onlinestore Atelco.de
die Schwester-Shops Anobo.de, Hardwareversand.de sowie AV-Electronix.
- Computeruniverse,
der neben Cyberport kleinere Elektronikversender im Burda-Portfolio, kam 2011
auf einen stagnierenden Umsatz in Höhe von 78,1 Mio. Euro. Als Konsequenz hat
das Unternehmen inzwischen den Einkauf im wichtigen Postengeschäft an Cyberport
ausgegliedert.
- Die Stagnation hinter sich gelassen hat dagegen Notebook.de, das 2012 um 40 Prozent auf 50 Mio.
Euro wachsen konnte. In diesem Jahr plant der Onlinehändler die Eröffnung
einer zweiten stationären Filiale in Frankfurt.
- Ein noch vergleichsweise geringes Umsatzvolumen, aber dafür
hohe Wachstumsraten gibt es bei der Franchise-Kette PC-Spezialist: Zwar wurden die ursprünglich
anvisierten 33 Mio. Euro verfehlt, doch mit 27,3 Mio. Euro erzielte PC-Spezialist
2012 online trotzdem ein Plus von 60,5
Prozent. Weniger erfolgreich ist das im vergangen Jahr gestartete Dienstleister-Portal
meine-IT, das nach dem Vorbild von MyHammer zu
einem Online-Branchenbuch umgestaltet werden soll.
Wie der Überblick zeigt, unterscheidet sich die zweite Garde
der Elektronikversender in einiger Hinsicht von den Spitzenreitern der Branche:
So ist vor allem die Umsatzentwicklung von einer recht hohen Volatilität gekennzeichnet,
was in vielen Fällen durch kurze Produktzyklen und schnell wandelnde
Markttrends bedingt ist. Unter anderem beim rasanten Siegeszug der Tablets und
Smartphones ist es den großen Elektronik-Onlinehändlern deutlich besser
gelungen, auf die Marktentwicklung zu reagieren.
Zudem verfügen die meisten kleinen Elektronikversender über
ein recht ausgeprägtes Standbein im stationären Handel, was sich jenseits aller
Multichannel-Theorien angesichts der tatsächlichen Branchenentwicklung inzwischen
eher unvorteilhaft auswirkt.
Frühere Beiträge zum Thema:
- Rewe stellt Promarkt, Dixons stellt Pixmania zum Verkauf
- Media Saturn: "Wir werden dieses Jahr die Milliarde knacken"
- Freenet übernimmt Gravis-Läden und forciert Online-Geschäft
- Cyberport wächst 2012 von 364 Mio. auf 538 Mio. Euro (+48%)
- Alternate/Wave bleibt mit 559 Mio. € Umsatz vor Cyberport
- Getgoods wächst 2012 auf 402 Mio. Euro (+ 27%)
Kategorien:Shopboerse
In der Tat interessant, auch mal die zweite Reihe zu betrachten.
So unterschiedlich wie die Umsatzentwicklungen sind auch die Geschäftsmodelle. Erstaunlich finde ich die Entwicklung von notebook.de. Wenn die Zahlen in Euro und nicht in Lire ausgedrückt sind, ist es enorm, dass ein Unternehmen, das nicht einmal eine Kapitalgesellschaft ist, sich so rasant entwickelt.
Dagegen ist die Entwicklung von PC Spezialist eine Nullnummer. Wie kann ein Unternehmen, das sich selbst eine hohe Einkaufskompetenz zuschreibt und eine in allen Bereichen starke Struktur haben sollte, seine Umsatzziele so deutlich verfehlen?