Buch/Handel 2020: „Long live the chunk“ (on connected devices)

von
Matthias Hell

„Publishing
content to a variety of devices and platforms is fundamentally different from
print. This wave of new connected devices means it's time we accept that the
web isn't just a glorified print document. (…) The way content gets laid out,
styled, and presented must be different for different platforms.

The future
of connected devices is content in "chunks," not pages. Content will
break free of the page and "live" in lots of different places. (…) The
page is dead, long live the chunk.”

Um die Möglichkeiten neuer Publishing-Formen voll
auszuschöpfen, gelte es sich von tradierten Vorstellungen zu verabschieden, so Publishing-Beraterin
Karen McGrane in einem im Harvard
Business Review Blog
veröffentlichten Plädoyer. In Zeiten von
E-Book-Shorts, Apps und Tweets lösten kurze, inhaltlich klar umrissene Text-Häppchen
das Seitenformat als Grundeinheit ab.

Neue Erzähl-/Leseformen

Buch-Apps: Publishing-Dienstleister
Inkling befördert den Kult-Reiseführer Lonely Planet ins Mobile-Zeitalter: Die
App-Reihe „Best Trips“ liefere eine kongeniale Enhanced-Umsetzung der Lonely
Planet Reiseführer, meint Good
eReader
.

Unterdessen zeigt Sam Jordison im Guardian
Books Blog
, dass der Mehrwert des App-Formats bei klassischen
Erzählhandlungen noch recht bescheiden ist. Sein Fazit zur groß angekündigten
neuen „Winnie the Pooh“-App:

„It wasn't
quite a book, it wasn't quite a cartoon, it wasn't quite a game – but it was
quite boring”

Literarische
Datenanalyse:
Nicht nur Empfehlungsdienste wie LibraryThing und Booklamp
setzen auf die Analyse von Buch-Metadaten, auch der Literaturwissenschaft
eröffnen computergestützte Verfahren neue Perspektiven. Der Stanford-Professor Franco
Moretti demonstriert das mit verblüffenden Einsichten in altbekannte Klassiker.
(via Financial
Times
)

Neue Vertriebsmodelle

CreateMore: Pottermore bleibt
weiterhin eine der innovativsten Publishing-Plattformen. Wie The Bookseller
berichtet, erweitert Pottermore im Rahmen eines Redesigns sein
Wertschöpfungsmodell und lässt die bisher gewonnenen Erfahrungen in das neu
gegründeten Dienstleistungs-Spinoff CreateMore einfließen. Spannendes weiß
Pottermore-CEO Charlie Redmayne auch über die Ende 2012 herausgebrachte
Digital-only Veröffentlichung „The Book of Spells“ zu berichten:

„It is a
book, but we didn’t publish it as a book. It is a good example of what publishers
need to do: think about all the ways of publishing a piece of content.“

Werbefinanzierung:
Zwei von Yahoo in den USA angemeldete Patente sehen die Einblendung von
Werbeanzeigen in E-Books sowie einen vom Umfang der Werbung abhängigen
Verkaufspreis vor. In einem Beitrag für den Blog
der britischen Bookseller Association
hält Martyn Daniels werbefinanzierte E-Book-Formate
für nicht unwahrscheinlich.

Überblick: Unter
dem Titel „Seriell, datenbasiert, subkompakt“ gibt Smart
Digits
einen guten Überblick über spannende neue Publikationsmodelle. Auch
hier gilt: Neue Devices laden jenseits tradierter Formate zu neuen Möglichkeiten
ein.

Struktureller Wandel

Apple: In den USA
liegt der Anteil des Buchmarkt-Newcomers Apple beim Handel mit E-Books bereits
bei 20 Prozent. TechCrunch
sieht die Wurzeln des Erfolg von Apple vor allem im Fach- und Lehrbuch-Bereich
und erwartet von den aktuellen iBooks-Weiterentwicklungen zusätzliche
Wachstumspotenziale.

Amazon (I): Mit
der erstmals von einem Amazon-Autor erreichten Marke von 1 Million
(formatübergreifend) verkaufter Exemplare hat Amazon als Publisher einen
Meilenstein erreicht. Interessant: Bei dem Auflagen-Millionär handelt es sich
um den deutschen Autor Oliver Pötzsch („Die Henkerstochter“), dessen Bücher
hierzulande ganz konventionell bei Ullstein erscheinen. (Pressemitteilung)

Discoverability

Amazon (II): Um
eine Ergänzung zu seinen Empfehlungsalgorithmen zu bieten, hat Amazon in den
USA mit „Around the World in 80 Books“ ein redaktionell befülltes
Entdeckungsformat als Anregung für das „Summer Reading“ gestartet. (via Digital Book World)

Penguin: Den Verlags-Trend
zum Start eigener Buch-Communities (über den wir
bereits berichteten
) bestätigt Penguin. Die Social Reading Plattform „First
to Read“ lockt mit Vorab-Kapiteln und stellt besonders aktiven Lesern ein Belohnungssystem
mit weiteren Gratisinhaten in Aussicht. (via Publishers
Weekly
)

Unter der Rubrik Buch/Handel 2020 bringen
wir jede Woche das Spannendste zu
den strukturellen Umbrüchen in der Buchbranche
(„Buchlos in die Zukunft“).

Frühere Beiträge zum Thema:



Kategorien:Buchhandel

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