Buch/Handel 2020: Amazon gibt Vollgas

von Matthias Hell

„Amazon
isn’t holding anything back right now in a bid to lure readers away from other
ecosystems and sign new ones up. The company in the last few months has
unveiled a copious amount of new programs to distinguish themselves from the
competition.

Publishers
and online bookstores can learn a lot from Amazon in terms of looking at what
the competition is doing and integrating it into their own ecosystems. Most
have found, though, that it’s easier to just maintain the status quo than it is
to unleash features that their readers would like and help distinguish
themselves from a crowded market.

It takes time, energy, and research to make
this all happen and it is no small wonder that Amazon is cornerstoning the
market.“

Nicht nur Good
eReader-Chefredakteur Michael Kozlowski
dürfte den Eindruck haben, dass Amazon
das Tempo im Publishing-Bereich derzeit deutlich erhöht. Zusätzlich zu dem
letzte Woche vorgestellten Subskriptionsdienst Day One („Amazon setzt
seine Publishing-Prioritäten“
) hat der Online-Händler in den letzten Tagen eine Reihe
weiterer Initiativen präsentiert, die das Kindle-Ökosystem noch einmal
attraktiver machen:

Kindle First ermöglicht
es Kindle-Nutzern, ausgewählte Titel bereits einen Monat vor der offiziellen
veröffentlichung zu lessen. Der Service ist auf ein Buch monatlich pro Kunde
beschränkt und kostet 1,99 Dollar, für Amazon Prime-Kunden ist er kostenlos. (Pressemitteilung)

Kindle Countdown
Deals:
Selfpublishing-Autoren und Publisher können mit dem Service ihre
Bücher mittels Live-Shopping-Impulsen promoten – die betreffenden Titel werden
für eine limitierte, mit einem Countdown dargestellte Zeit preisvergünstigt angeboten.
(Pressemitteilung)

Amazon Source: Das
Programm soll dem Kindle den Weg in die Indie-Bookstores öffnen. Buchhändler
erhalten eine Provision von 10 Prozent für jeden Titel, der auf einen in ihrem
Geschäft gekauften Kindle-Reader geladen wird. (Pressemitteilung)

Neue Vertriebsmodelle

HarperCollins:
Aufgeschreckt durch die Amazon-Innovationen raffen sich die traditionellen
Branchenteilnehmer zu Neuerungen im Kleinformat auf: HarperCollins bietet in
Zusammenarbeit mit der britischen Buchkette Foyles nun für acht Titel
Print-/E-Book-Bundles ohne Aufpreis an. Amazons Kindle
Matchbook
umfasst dagegen Bundles für mehr als 70.000 Titel. (via The
Bookseller
)

Mit der App Unbound
bietet HarperCollins zudem zusätzliche elektronische Inhalte zu seinen
Printtiteln. (via Publishers
Weekly
)

BitLit: Ebenfalls
auf Print-/E-Book-Bundles spezialisiert ist das Publishing-Startup BitLit. Wer mit der dazugehörigen App gekaufte
Printbücher scannt, wird über die Verfügbarkeit von kostenlosen bzw.
preisreduzierten E-Book-Ausgaben informiert. (via Futurebook)

„The ebook
business is out of sync with consumers. If you look at the Book Industry Study
Group’s latest survey of “Consumer Attitudes Towards Ebook Reading,” you’ll
find that the industry is more than likely leaving money on the table.“

Laut
Edward Nawotka
wünschten sich viele Leser Print-/Digital-Bundles, wiederverkaufbare
E-Books und plattformübergreifendes Lesen. Dass vieles davon noch heute
Zukunftsmusik sei, zeige dass die Branche vergessen habe, wer ihre wahren
Kunden seien, so der Publishing Perspectives-Chefredakteur in seinem lesenswerten
Rant.

Discoverability

Public Domain Review:
Mit anregenden Teasern zu Büchern und anderen Medieninhalten zeigt das
Web-Projekt Public Domain Review nicht
nur die Vielfalt an gemeinfrei im Netz verfügbaren Werken, sondern demonstriert
auch anschaulich das Potenzial kuratierter Buchempfehlungen. (via The
Observer
)

Lovelybooks: Die
Buch-Community sucht nach dem angekündigten Abschied von Projektleiterin Mirjam
Mieschendah einen CEO (Stellenausschreibung).
Wie
Buchreport ausführt
, muss sich dieser auch mit der wachsenden Konkurrenz
durch das „US-Original“ Goodreads auseiandersetzen, das bald einen internationalen
Titelkatalog anbieten will.

Struktureller Wandel

Abflachendes E-Book-Wachstum:
Laut einer amerikanischen Marktstudie flacht das E-Book-Wachstum ab. Digital
Book World
sieht in dem Markttrend einen Weckruf für mehr Experimente mit
alternativen Publishing-Modellen. Für besonders chancenreich hält das
Web-Magazin Subskriptionsdienste, E-Book-Bibliotheksservices und
Direktvertriebsmodelle.

Mehr Verlagspleiten:
Laut Guardian
hat die Zahl der Insolvenzen britischer Verlage im vergangenen Jahr um 42
Prozent zugenommen. Verlage, die sich nicht mit neuen E-Publishing-Modellen
auseinandersetzen, sehen sich durch sinkende Margen bedroht.

Unter der Rubrik Buch/Handel 2020 bringen
wir jede Woche das Spannendste zu
den strukturellen Umbrüchen in der Buchbranche
(„Buchlos in die Zukunft“).

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Kategorien:Amazon, Buchhandel

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