Wer kann hierzulande im Online-Lebensmittelhandel punkten? Besonders freuen können sich die Lebensmittelspezialisten von myTime und REWE. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kunde nach dem ersten Mal wiederkauft, liegt bei myTime bei eindrucksvollen 55% und bei REWE bei 48%. Das lässt sich aus einer (Repräsentativ-)Befragung schließen, die Fittkau & Maaß im April und Mai unter deutschen Onlinern durchgeführt hat (via):
Der gute Wert für myTime deckt sich mit dem Eindruck, den auch Brancheninsider vom Angebot haben, das die norddeutsche Handelsgruppe Bünting im April 2012 an den Start gebracht hat. Geliefert wird seit einem Jahr aus einem zentralen Lager in Oldenburg (PDF), frische Produkte kommen aus dem Oldenburger familia XXL-Markt.
Mit entsprechender Bekanntheit könnte myTime also ein veritabler Player im Online-Lebensmittelhandel werden. Bisher haben allerdings erst 4,9% der deutschen Onliner myTime getestet. Damit liegt myTime noch hinter Allyouneed und Lebensmittel.de mit 6,8% und 6,7%.
Mit Abstand am meisten Lebensmittel bestellen die Deutschen bei Amazon und Ebay, wobei Spätstarter REWE (“Rewe will 2011 zwei Online-Konzepte für Lebensmittel testen”) bei den Mehrfachbestellern schon fast zu Ebay aufgeschlossen hat.
Mit den Ambitionen von REWE hatten wir uns intensiv in den Exchanges #32 (“Das REWE-Jahr des E-Commerce”) befasst. REWE eifert Tesco nach und möchte im Rahmen seiner Digitaloffensive Amazon Fresh zuvorkommen. Das gute Abschneiden in der Befragung dürfte das Team ermutigen.
Auch Tengelmanns Bringmeister schneidet qualitativ gut ab. Allerdings fehlt da das entsprechende Volumen. Ein Newcomer wie Food.de steht da inzwischen besser da.
Gourmondo, mit 17,6% die Nr. 3 hinter Amazon und Ebay, macht bisher am wenigsten aus seinen Bestellern. Aber vielleicht klappts ja im Zusammenspiel mit Lebensmittel.de und Biomondo (“Biomondo: Lebensmittel.de baut Gourmondo weiter aus”).
Frühere Beiträge zum Thema:
- Die REWE Group eifert mit REWE Digital Tesco nach
- Exchanges #32: Das REWE-Jahr des E-Commerce
- Amazon Fresh und die Rolle des Vendor Managers
- Prime Pantry: Wenn Amazon die Vorratskammern auffüllt
- Warum kommt der Dash von Amazon und nicht von Tesco?
- Ocado will sein Knowhow deutschen Supermärkten anbieten
- Was ein Großhändler für den Online-Lebensmittelhandel plant
Kategorien:Food, Shopboerse
Hi!
Fließen in die Statistik auch Abo-Dienste wie Hello Fresh mit ein?
bin nicht sicher, ob die abgefragt wurden. Veröffentlicht wurde dazu zumindest nichts
Wirklich spannend, wie dieser vor einigen Jahren noch als “schwierig bis unmöglich” eingestufte Markt jetzt rasant wächst. Schon heute sind 10% der Parkfläche vor meinem REWE für den Online-Lieferservice reserviert. Es sind die besten Plätze – und ich bin sicher, es werden mehr werden :)
– Christof, http://www.versacommerce.de
“Gourmondo, mit 17,6% die Nr. 3 hinter Amazon und Ebay, macht bisher am wenigsten aus seinen Bestellern. ”
Das ist nicht erstaunlich, in dieser Statistik kann man wunderbar das Kernproblem des Basismarktes von Gourmondo sehen: der Feinkostmarkt ist schwierig, weil die Kunden das Produkt nicht “brauchen” im eigentlichen Sinne. Man “mag” gerne Feinkost, aber man vergisst problemlos wochenlang sein Lieblings-Olivenöl zu bestellen.
Aus diesem Grund ist die Wiederbesteller-Quote auf die Erstbestellung niedrig, die langfristige Loyalität niedrig, die Wiederbestellungen pro Jahr niedrig, der durchschnittliche Einkaufskorb begrenzt (bei >60/70 Euro wird den meisten dann doch mal schwindlig, im Gegensatz zum regulären Wocheneinkauf, der auch mal 200 Euro kosten darf) und so ist als Konsequenz der Return On Investment auf die Kundenakquisekosten auf die lange Sicht niedrig.
Gleichzeitig ist dadurch das erreichbare nachhaltige Wachstum begrenzt, denn das käme aus Stammkunden – wenn aber zuviele Leute nicht wiederbestellen oder mich wieder vergessen…
So stimmen in dem Geschäftsmodell die Parameter nicht.
Supermarkt ist von Seiten Warenkorb, Bestellfrequenz, Treue schon ein ganz anderes Geschäft, da liegen die Tücken in Deutschland woanders… Margen klein, großes Sortiment verpflichtend, Paket ist nicht möglich aufgrund der Vielfalt der Produkte, muss also direkt geliefert werden, dadurch Lieferkosten hoch, v.a. wenn die Drop-Rate der Liefertour nicht stimmt, deshalb auch Wachstum über dezentrale Operations (Stadt für Stadt), d.h. in jedem Standort wieder Anlaufverluste, langsame Akzeptanz wenn mangelnde Flächendeckung… das hat ein Henne-/Ei-Problem mit sehr hoher Einstiegsschwelle. Meiner Meinung nach hat nur einer der großen hier eine echte Chance, denn es wird jenseits der 100 Mio. Euro brauchen das im Großen zum Laufen zu bekommen. Nichts für klassische VCs, das hat sich schon ein paar mal gezeigt. Insofern sehr spannend, was nun mit der Initiative von REWE passiert!