Der New Yorker Star-Investor Fred Wilson wirft in einem Blogbeitrag (“Platform Monopolies”) einen interessanten Blick aus Investorensicht auf die anhaltenden Querelen um Amazon. Für ihn ist Amazon nur eine Web-Plattform neben anderen, die sich daran machen, bestehende analoge Strukturen durcheinander zu wirbeln. Die Alternativen zu Amazon heißen demnach nicht Hachette oder Bonnier, sondern Wattpad und Pottermore.
„When a platform like Amazon emerges as the dominant monopoly in publishing, who will keep them honest?
We think it’s easier for a more open, less commercial platform like Wattpad to keep Amazon honest than it is for a legacy publishing house.“
Eine gute Einordnung zum Streit zwischen Amazon und den Verlagen liefert aktuell zudem die New York Times. (“Amazon, a Friendly Giant as Long as It’s Fed”).
Eine Branche im Umbruch
HarperCollins hat im Rahmen eines Relaunch seine Webseite um einen E-Book-Shop ergänzt und bietet nun auch eine eigene E-Reading-App an (via Good eReader). „Is Selling Direct Worth It?“, frägt Publishers Weekly – und kommt zu einer differenzierten Antwort: als reiner Verkaufskanal seien die Verlags-Shops meist zweitrangig, könnten aber wertvoll für die Leserbindung sein.
Wattpad hat die Autoren-Community Red Room übernommen. Die mehr als 2.000 dort registrierten Autoren und deren Texte wurden bereits in die Lese-/Schreib-Plattform überführt – und dürften dort für zusätzliche Aktivität sorgen. (via Publishers Weekly)
Skoobe: Bei allem Hype um neue Buch-Streaming-Dienste wie Oyster und Scribd geht manchmal vergessen, dass die deutsche Lese-Plattform Skoobe bereits seit 2012 online ist. Im Buchreport-Interview geben die Macher ein Update zur Entwicklung bei dem Abo-Dienst.
Der Blick nach vorn
Generation Smartphone: Anhand von Oliver Samwers These, wer die Zukunft kennenlernen wolle, müsse 15-Jährige fragen, die alles per Smartphone erledigten, macht sich Kai Wels Gedanken über das Publishing von Morgen. Sein Fazit:
„Wir müssen also die veränderten Anforderungen und zukünftigen Kunden ernst nehmen, sonst werden sie sich nach Alternativen umsehen. Und die gibt es mit Wattpad, readfy und Kompakt bereits jetzt schon.“
The Future of E-Books: E-Book-Pionier Sanders Kleinfeld wirft einen optimistischen Blick auf die technische Entwicklung der Buchbranche. Zu seinen „Five reasons for optimism“ gehören u.a. interaktive elektronische Buch-Formate, bequemere Lesemöglichkeiten und immer bessere Autoren-Tools. (via Medium.com)
Lesen im Häppchenformat
Das Scheitern von Byliner nimmt GigaOM (“Why did Byliner Fail?”) zum Anlass, um einen grundsätzlichen Blick auf das Segment der E-Singles-/Longform-Journalism-Anbieter zu werfen: Ein auf hochwertige, exklusive Texte setzendes Geschäftsmodell sei allein mit Nutzereinnahmen wohl nicht tragfähig.
Longreads hält in seinem jährlichen Report „State of the Longreads“ dagegen fest: „Based on output alone, longform journalism is doing just fine in 2014“.
Brotseiten: Über ihre ersten Erfahrungen mit einem Abo-Modell für mobile Kurztexte berichten die Macher der Schweizer Lese-App Brotseiten im Buchmesse-Blog.
Selfpublishing
Indies suchen Anerkennung: Star-Selfpublisher Hugh Howey beklagt in einem aktuellen Blog-Beitrag, dass es verlagsunabhängigen Autoren an einer eigenen Interessenvertretung fehle. Die britische Society of Authors ist hier offensichtlich schon weiter: „Traditional publishing is no longer fair or sustainable”, erklärte nun deren Vorsitzende Nicola Solomon gegenüber dem Guardian.
Kampfrhetorik: Für fehlgeleitet hält GigaOM-Redakteurin Laura Hazard Owen die im Zuge des Amazon-Disputs im Selfpublishing-Bereich immer häufiger werdende Freiheitskampf-Rhetorik – und fühlt sich unangenehm an das Tea-Party-Milieu erinnert.
Amazon und die anderen
Exklusive Kindle eBooks heißt ein neuer Sub-Store, den Amazon unterdessen eröffnet hat und der – ausschließlich mit Amazon-Titeln bestückt – eindrücklich zeigt, wie umfangreich das Verlagsportfolio des Online-Händlers bereits ist. (via Lesen.net)
Lex Amazon: Mit einem Verbot kostenloser Lieferung wollte die französische Nationalversammlung Amazon das Leben erschweren und den stationären Buchhandel stärken. Jetzt versenden Amazon – und auch die FNAC – eben für 1 Cent, ganz gesetzeskonform. (via Le Monde)
Unter der Rubrik Buch/Handel 2020 bringen wir jede Woche das Spannendste zu den strukturellen Umbrüchen in der Buchbranche („Buchlos in die Zukunft“).
Die Rubrik gibt es auch als Feed und als E-Mail-Newsletter.
Frühere Beiträge zum Thema:
- Buch/Handel 2020: “Kids are reading differently”
- Buch/Handel 2020: “How Firefly will enable discovery and consumption”
- Buch/Handel 2020: Warum ein Scheitern von Byliner bedauerlich wäre
- Buch/Handel 2020: „Wenn Amazon die Schrauben anzieht”
Kategorien:Amazon, Buchhandel
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