Wie hoch kann Rocket Internet den Wert seiner großen internationalen Verlustbringer treiben? Eine erste Antwort auf diese Frage (“Halten die Beteiligungen, was die neue Rocket-Bewertung verspricht?”) hat Rocket Internet heute gegeben (“Kinnevik and Rocket Internet to create global fashion e-commerce group”):
Lamoda, Dafiti, Jabong, Namishi und Zalora, die 2013 zusammen auf Umsätze von 406 Mio. Euro kamen, und dieses Jahr – bei einem Wachstum von 90% (in den ersten 6 Monaten) – rund 770 Mio. Euro erreichen können, werden zur Global Fashion Group vereint und dabei mit 2,7 Mrd. Euro bewertet. Daraus ergibt sich ein Umsatzfaktor von 3,5, der schon mal erheblich über der 1,9 liegt, mit der Zalando zuletzt bewertet wurde.
Die zugehörigen Kennzahlentableaus für 2013 und 2014 gab es von Kinnevik bereits Mitte Juli (PDF):
Über eine Milliarde Euro seien bisher in die Unternehmen geflossen, am 30.6. sollen noch 350 Mio. Euro davon übrig gewesen sein. Bei einem 2013er Jahresverlust von zusammen 232 Mio. Euro dürfte das Geld also noch etwas reichen:
“Since launch in 2011 and 2012, the five e-commerce companies have attracted funding in excess of EUR 1bln from Kinnevik, Access Industries, Summit Partners, Verlinvest, Ontario Teachers’ Pension Plan, Tengelmann and a number of other investors.
With approximately EUR 350m of cash as of 30 Jun 2014, GFG is very well capitalised to continue to execute on its plans and capture its growth opportunities.
Substantially all the direct and indirect shareholders in the five existing e-commerce companies will contribute their shares into a newly formed Luxembourg-based entity.
The three largest shareholders in GFG will be Kinnevik, Rocket Internet and Access Industries, with 25.1%, 23.5% and 7.4% ownership interests, respectively.
“For the purposes of the combination, the five companies were valued according to their last funding rounds, resulting in a valuation of EUR 2.7bn for the combined entity.”
Alles weitere in der gemeinsamen Presseerklärung von Kinnevik und Rocket Internet.
Natürlich wirft auch der heutige Zug von Rocket Internet wieder jede Menge neuer Fragen auf, die wir dann auch in unserem Samwer-Podcast diskutieren werden:
- Warum ist zum Beispiel Holtzbrinck an diesem Deal nicht beteiligt und hat seine Anteile lieber vorher schon an Rocket Internet abgetreten anstatt selber bei der Global Fashion Group einzusteigen?
- Und warum ist es bei Kinnevik genau andersherum (“Raus aus Rocket, rein in die Beteiligungen”)?
Offen bleibt auch, wie Rocket Internet die extreme Bewertungslücke (“Halten die Beteiligungen, was die neue Rocket-Bewertung verspricht?”) schließen will. Hat sich Rocket Internet doch zuletzt mit 4,3 Mrd. Euro bewerten lassen. Rockets 23,5% an der Fashion Group sind anteilig 634,5 Mio. Euro wert, die vom European Founders Fund eingebrachten Beteiligungen wurden mit 255 Mio. Euro bewertet.
Bleiben aber immer noch mehrere Milliarden Euro, die die Rocket-Anteile an Westwing, Home24 und den anderen, eher umsatzschwachen, internationalen Beteiligungen aktuell noch nicht ausgleichen können.
Insofern kann man gespannt sein, mit welchen Stunts uns Rocket Internet als nächstes überraschen wird (“Exchanges #63: Wie gut verkauft sich Rocket Internet?”).
Frühere Beiträge zum Thema:
- Wer bekommt als nächstes Vorzugsaktien von Rocket Internet?
- United Internet treibt die Rocket-Bewertung auf 4,3 Mrd. €
- Rocket Internet übernimmt Samwer-Beteiligungen für 255 Mio. €
- Extreme #1: Wie Rocket die Spreu vom Weizen trennt
- Exchanges #64: Die Paten des Internets
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Wie stichhaltig sind solche Eigenbewertungen eigentlich? Auf meinem Schreibtisch liegt seit Tagen eine angebissene Tafel Schokolade. Die bewerte ich mit 173,27 Euro. Interessierte Anleger können gerne für 25 Euro pro Riegel einen Anteil erwerben.
Okay, bei der Schokolade fällt die unsinnige Bewertung sofort auf. Rocket scheint eher nach dem Motto von Bertolt Brecht zu verfahren: “Unsichtbar wird der Wahnsinn, wenn er genügend große Ausmaße angenommen hat.”