Buch/Handel 2020: Und was soll aus dem Börsenverein werden?

Spardruck und schrumpfende Mitgliederzahlen zwingen den Börsenverein des Deutschen Buchhandels zum Umdenken. Auf seiner Zukunftskonferenz stellte sich der Branchenverband deshalb letzte Woche selber zur Disposition – und diskutierte unter dem Motto: „Vorsicht Zukunft: Welchen Börsenverein braucht die Branche?“.

boersenverein

Ein positives Fazit der Veranstaltung zieht das Vereinsorgan Börsenblatt:

„So sieht der Börsenverein im Jahr 2020 aus: Er wird seine Dreigliederung nach Sparten durch themenzentriert arbeitende Task Forces oder Kommissionen ersetzt haben. Seine Wirtschaftstöchter wird er lukrativ verkauft haben. Autoren, Selfpublisher, technologische Dienstleister, große Online-Händler, überhaupt alle Teilnehmergruppen am Buchmarkt wird er als Mitglieder gewonnen haben.“

Kritischer liest sich dagegen der Veranstaltungsbericht von Buchreport:

„Bei der pointierten Projektion in die Zukunft kamen auch radikale Evolutionsschritte auf den Tisch, die bei konservativen Kräften in der Organistation für weiche Knie sorgen dürften. Beispiele: Auflösung und Neuauftritt als „Spitzenverband Content und Medien (…)“

Neue Vetriebsmodelle

Byliner: Der Mitte des Jahres in Schieflage geratene Subskriptionsdienst Byliner („Buch/Handel 2020: Warum ein Scheitern von Byliner bedauerlich wäre“) wird von der E-Book-Plattform Vook übernommen. An die Stelle des Abo-Modells tritt künftig allerdings ein eher an Selfpublishing-Dienste angelehntes Verlagskonzept. (via Publishing Perspectives)

Oyster: Nach Scribd zieht mit Oyster auch der zweite viel-gehypte E-Book-Subskriptionsdienst Jahresbilanz. Inzwischen bietet die Plattform eine halbe Million Titel von mehr als 1.600 Verlagen – und will Abonnenten mit internen Entdeckungsmechanismen überzeugen (via Publishers Weekly):

„Our core mission is to help consumers find books they wouldn’t have found otherwise. At first people will go to Oyster to look for specific titles but over time that’s shifted to discovery through our recommendation services.“

Penguin Random House schließt nach sieben Jahren Spinebreakers, seine Online-Community für junge Leser und Hobby-Autoren. Angesichts der Übermacht von Plattformen wie Wattpad will der Großverlag künftig Online-Foren unterstützen, an denen das Zielpublikum „bereits präsent“ ist. (via The Bookseller)

Neue Erzählformen

Team-Produced Stories: Die Autorin J.J. Gadd berichtet darüber, wie sich in E-Formaten nicht nur vielschichtige, rollenspielartig angelegte Geschichten realisieren lassen, sondern diese auch neue, kollektive Formen der Autorenschaft begünstigen. (via Digital Book World)

Animierter Bildband: James Kerrs GIF-Animationen von Gemälden alter Meister sorgen im Netz für Furore. Nun hat der Künstler eine Kickstarter-Kampagne gestartet, um seine gesammelten Werke als Enhanced E-Book zu veröffentlichen. (via The Verge)

Cover-Generator: Eine große Schwäche bei selbstpublizierten E-Books und gemeinfreien Titeln sind die an Photoshop-Hobbykunst erinnernden Buchcover. Die New York Public Library bietet nun in einem Blogeintrag Einblick in ein faszinierendes – und auch ästhetisch überzeugendes – Experiment mit computergenerierten E-Book-Covers.

Amazon-News

Konditionenstreit: Im weiterhin ungelösten Konditionenstreit zwischen Amazon und Hachette legt die Autoreninitiative Authors United mit einem offenen Brief an den Verwaltungsrat des Online-Händlers nach. Das Dokument enthält auch Aufschlussreiches über die wirtschaftlichen Auswirkungen des Disputs und die Marktmacht von Amazon:

„These sanctions have driven down Hachette authors’ sales at Amazon.com by at least 50 percent and in some cases as much as 90 percent.“

Personalie: Nach der Comixology-Übernahme („ComiXology: Was hat Amazon da eigentlich übernommen?“) unterstreicht Amazon mit der Abwerbung des Marvel-Managers und Comic-Veteranen Ron Perazza die Bedeutung dieses Publishing-Bereichs. (via Comicsbeat)

Selfpublishing

Preisnominierung: Auf Nominierungslisten zu Literaturpreisen sieht man verlagsunabhängige Autoren bislang noch selten. Eine Ausnahme stellt nun die Aufnahme von Indie-Autor Mel Sherratt in die Longlist des – von den Lesern vergebenen – Awards der Crime Writers’ Association dar. (via The Bookseller)

Preisdruck: Nach ePubli präsentiert jetzt auch BoD neue Konditionen, Wettbewerber Tredition will nachziehen. Die Selfpublishing-Anbieter wollen es Autoren damit ermöglichen, Titel zu günstigeren Preisen anzubieten und trotzdem attraktive Honorare zu erhalten. (via Börsenblatt)

Unter der Rubrik Buch/Handel 2020 bringen wir jede Woche das Spannendste zu den strukturellen Umbrüchen in der Buchbranche („Buchlos in die Zukunft“).

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