Hat Jet.com das Zeug zum nächsten Amazon, oder ist es eher ein weiteres Fab.com? Alexander Graf hat diese Woche seiner Skepsis Ausdruck verliehen (“jet.com und die ganz ganz große Vision”), siehe auch die Kommentare dort. Marcel Weiß ist nicht minder skeptisch, sieht aber auch die Potenziale (“Ist Jet.com ein erfolgversprechender Amazon-Herausforderer?”).
Wenn der Online-Handel ein bisschen mehr Web-/Tech-Verständnis hätte bzw. wenn Webtechies ein bisschen mehr Sinn für Online-Handel hätten, dann könnten wir heute schon ganz andere E-Commerce-Modelle sehen.
Als Wired-Autor hat Marcel dieses Dilemma unlängst auch am Beispiel von Ebay durchdekliniert (“eBays verlorene Zukunft”). Siehe zu diesem Thema auch die Exchanges #83 (“Was wird aus Ebay?“).
Bei Exciting Commerce behandeln wir derlei Fragestellungen überlicherweise in den Exchanges – zuletzt am Beispiel von Amazon (“Amazons Dash-Strategie unter der Lupe“) und von Zalando (“Zalando im Innovationsfieber“).
Wer es jedoch lieber schriftlich will, dem bietet Marcels Jet-Beitrag einen guten Einstieg.
Frühere Beiträge zum Thema:
- Jet.com: Das nächste Amazon oder das nächste Fab.com?
- Warum Jet.com möglichst schnell die Umsatzmilliarde knacken muss
- Hat Jet.com das Zeug zum nächsten Amazon?
- Exchanges #85: Die zweiten Anläufe im E-Commerce
Kategorien:Shopboerse
Hallo Jochen,
Was hältst Du von folgendem Denkansatz? Jet.com bindet gezielt große Amazon Marketplace Händler an, dadurch sind viele Preise bereits auf Amazon-Niveau. Dafür bräuchte man nur die Möglichkeit deren Amazon-Feeds zu verarbeiten. Nun benutzt man die Provision (bei Mode z.B. ca. 18%) um den Kunden Rabatte zu geben. Der Händler bekommt also genau so viel wie von Amazon, der Kunde zahlt weniger und Jet.com hat weniger Marge als Amazon. Mal angenommen der Marketplace ist für Amazon eine Cashcow, dann kann Jet.com diese gezielt melken.
Weiterhin finde ich den Ansatz höhere Rabatte bei Bundles zu geben sehr innovativ und potent. Auch dies könnte man mit externen Händlern, die trotzdem immer den gleichen Preis bekommen, wunderbar abbilden. Man holt sich quasi die Preishoheit auf die eigene Seite, indem man sich selber variable Margen einräumt. Wenn man dann noch bereit ist negative Margen in Kauf zu nehmen und gezielt die Bestseller von Amazon angreift, könnte der Effekt für den Kunden verblüffend sein.
Wie komme ich auf die Idee? Ich habe auf Jet.com Angebote gefunden, die exakt das gleiche Bild und den gleichen Ausgangspreis wie die Amazon-Angebote hatten. Nur gab es darauf noch mal 5% Rabatt obendrauf. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass die ernsthaft versuchen selber die Ware einzukaufen. Wenn mir als Amazon-Händler jemand anbieten würde, dass ich den gleichen Preis wie von Amazon ausbezahlt bekomme und er eine Alternative zum Monopolisten aufbauen will, wäre ich schnell dabei. Auch wenn es, genau wie bei Amazon, das schaufeln am eigenen Grab bedeutet.
Gruß, Steffen
Ich denke, das beschreibt ganz gut, worauf Jet.com spekuliert. Ich bin echt gespannt, ob die Rechnung aufgeht und alle Beteiligten mitspielen.