Wie reagiert Amazon auf die Drohungen der Paketdienste?

„Das Paket muss zum Kunden, nicht der Kunde zum Paket“, kommentiert Amazon-Chef Ralf Kleber die jüngsten Drohungen/Vorschläge der Paketdienste und deren mangelnden Investitionsdrang heute in einem ausführlichen Interview („Wie sich der Amazon-Deutschlandchef die Zukunft vorstellt“):

„Wie unser Unternehmenschef Jeff Bezos sagt: Es ist Tag eins, immer. Auch, was Zustellung angeht, sind wir am Anfang. Mit Sicherheit streben all diese Unternehmen Effizienz an. Das heißt, dass sich noch sehr vieles tun wird.

Alle haben erkannt, dass auf der letzten Meile Innovation gefordert ist; und Amazon sieht sich als Förderer von Innovationen. Das Motto lautet: Das Paket muss zum Kunden, nicht der Kunde zum Paket.

Wir haben uns selbst auf die letzte Meile begeben, um zu lernen.“

Seit gut zwei Jahren („Amazon baut Amazon City Logistik für Deutschland auf“) versucht sich Amazon hierzulande von den Paketdiensten zu emanzipieren („Wo steht Amazon Logistics in den Metropolregionen?“) und seine eigenen Vorstellungen von kundenfreundlichen Zustellservices zu verwirklichen:

Zuletzt hat Amazon Flex in Berlin an den Start gebracht, um mehr Zusteller für seine Prime Now Dienste zu gewinnen. Zugleich versucht es, mit Amazon Locker auszugleichen, was an Packstationen fehlt.

Im Interview wird deutlich, wo Amazon in der Zustellung die Potenziale sieht und die Prioritäten setzt:

„Die Weihnachtszeit ist für uns die schönste Zeit. Weil wir seit Jahrzehnten hart daran gearbeitet haben, um den Kunden speziell in der Zeit zu entlasten und Freude zu liefern. Im Transportgeschäft und in der Logistik muss man immer mit einer gewissen Flexibilität umgehen können – Glatteis auf der Autobahn etwa, das die Zustellung verzögert. Wir sind gut vorbereitet und wollen auch in diesem Jahr alle Pakete pünktlich unter den Baum bringen.“

Mehr zum Thema auch in den Exchanges #186 („Die Logistik am Limit 2017/18“)

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1 Antwort

  1. Die Lockers sind ein schöner Ansatz, aber langfristig wird das sicherlich nicht ausreichen, den Konflikt zwischen schnell wachsendem Ecom und langsam wachsender Logistik aufzulösen. Wie wäre es denn mit effizienterer Nutzung?
    Da neben der Zustellung auch Handlingaufwand anfällt und Verpackung, sollte man meinen, dass Amazon selbst ein Interesse daran hat, durch Bündelungen und größere Baskets die Logistik effizienter zu machen. Genau so ein Interesse erkennt man bei Amazon allerdings nirgendwo. Zum Teil stehen sie sich selbst im Weg, beispielsweise kann ich nicht in einer Bestellung zwei verschiedene Artikel anders bezahlen – d.h. zwei Bestellungen für zwei Konten sind immer nötig. Zum anderen werden Vielbesteller, meist Prime-Kunden wie ich, in keiner Weise incentiviert, effizienter zu ordern. Ich kann kostenlos Expressversand haben und mir möglichst viel einzeln bestellen, um jedes item so schnell wie möglich zugeschickt zu bekommen. Wenn ich aber zugunsten von Amazon langsamere Versandmodi wähle oder Bestellungen bündele, gibt es keinerlei Belohnung dafür.

    • …und nicht selten ist Amazon mit dem Wunsch, die Bestellung in möglichst wenigen Sendungen zu erhalten völlig überfordert und liefert trotzdem drei verschiedene Produkte (vermutlich von drei verschiedenen Standorten) in drei verschiedenen Paketen.

      • Volle Zustimmung! Das was Amazon da an Verpackungsmanagement an den Tag legt ist eine glatte 6.
        Wenn Amazon dieses Thema besser geregelt bekommen würde, wären sicherlich auf einen Schlag 20% weniger Pakete auf dem Weg und ein noch viel größerer Prozentsatz an Verpackungsmüll vermieden.

      • Ja, das kann aber auch nur funktionieren, wenn alles im gleichen Versandlager liegt, was evtl. noch bei Amazon selbst bzw. FBA-Orders funktioniert, nicht aber, wenn die Lieferanten Amazon-Partnerseller sind. Was da eigentlich passieren müsste, wäre eine Sammlung der Pakete an der letzten Meile, eine Bündelung und dann Zustellung. Das kriegt Amazon vielleicht eines Tages hin, wenn sie selbst zustellen, bis dahin ist das aber eher schwierig bis unmöglich.

      • Was mehrere Artikel pro Paket angeht, hast du recht. Wobei es mir als Kunde da vollkommen egal ist, wie Amazon das hinbekommt. Hauptsache sie verschicken meine Bestellung von z.B. drei Teilen nicht in drei Paketen sondern in einem. Wenn sie doch dei Pakete schicken sollten, dann ist das nicht nur stressig für mich. meine Nachbarn und den Postboten sondern auch eine Umweltsünde. Das bleibt mir als Kunden haften.
        Getreu dem Motte: Die können froh sein, dass ich noch so faul bin und dennoch bei ihnen einkaufe. Faulheit und Bequemlichkeit siegt hier gegen Vernunft und Nachhaltigkeit. Traurig aber millionfache tägliche Realität.

        Ein anderes Thema sind aber auch die vollkommen überdimensionierte Verpackungen für die verschickte Ware. Das ist ein Problem, welches Amazon selbst in den Griff kriegen muss.

      • @Claus: Das ist ja logisch, dass die Marketplace-Händler die ihren Versand selbst machen davon ausgenommen sind. Aber Amazon bietet ja explizit die Auswahl an, die Lieferung in so wenig Sendungen wie möglich zu verschicken. Aus dieser Option machen sie gefühlt nichts.

        Hoffentlich liest Amazon hier mit: Hier wird Consulting zum Nulltarif angeboten:
        – Incentivierung vom Standardversand
        – Incentivierung von Paketvermeidung
        – Sammlung von Produkten und „Verdichtung“ auf der letzten Meile

        Das ist doch mal ein Ansatz.

      • @Malte Auch bei Amazon selbst ist das schwierig, denn mittlerweile unterhält Amazon viele Regionallager um schneller zu liefern zu können. Dann kommen die Artikel in vielen Fällen aus unterschiedlichen Versandlagern und damit hast Du logistisch das gleiche Thema, als wenn die Artikel von Marktplatzteilnehmern kämen. Amazon hat bereits Algorithmen im Einsatz, die vorhersagen, welche Artikel in welchen Regionen gekauft werden und danach werden die Lager bestückt. Das widerspricht natürlich einer Zustellung in einem Paket zur selben Zeit. Amazon optimiert hier ganz klar auf Zustellzeit und nicht auf Umweltschutz.

    • Das Lockersystem ist jedenfalls keine oder nur eine Scheinlösung für „Das Paket muss zum Kunden, nicht der Kunde zum Paket“.

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