Das hat man im Online-Handel noch viel zu selten, dass konzeptionell sehr unterschiedliche Systeme gegeneinander antreten wie gerade Picnic und Rewe in NRW.
Während Picnic bei der Zustellung auf ein Gratismodell setzt, hat Rewe diese Woche seine neue “Lieferflat” präsentiert (Vergleiche auch die ersten Tests in Köln):
Strategisch manövriert sich Rewe damit in eine sehr ungeschickte Ecke und beschränkt sich auf diesem Weg zunehmend selbst in seinen Möglichkeiten.
Statt von Amazon Prime zu lernen und den Rewe Home-Service als Premium-Angebot für besonders treue Kunden zu positionieren, das sich perspektivisch noch mit weiteren Mehrwert-Services aufladen lässt, geht Rewe genau in die gegenteilige Richtung und verkauft sich mit einer im Detail vielleicht ziemlich ausgeklügelten, aber konzeptionell doch eher lieblos (um nicht zu sagen: trashig) benannten “Lieferflat” weit unter Wert.
Im direkten Vergleich mit Picnic werden Rewes konzeptionelle (Denk-)Fehler zunehmend klarer, denn Rewe versteht den Home-Service offenbar nicht als die Zukunft von Rewe, sondern lediglich als zeitgemäßes Add-on zum Ladenkauf.
Anbieter, die vor allem das Kundenwohl im Auge häten, würden sich in der Begriffswelt nie auf den Lieferaspekt allein beschränken, sondern von Beginn an auf den Kundennutzen (Zeitersparnis, Bequemlichkeit, etc.) zielen.
Das Denken vom Kunden her fällt Rewe aber offenbar noch recht schwer, wie man auch schon bei anderen Themen sehen konnte. Bezeichnend auch, dass es bei Rewe neben dem Lieferservice neuerdings auch einen Paketservice gibt. Siehe auch Wie sich Rewe und Real in der Marktplatz-Logik unterscheiden.
Zu den konzeptionellen Aspekten vergleiche auch den Ansatz von Keller Sports und von Zalando (“Zalando Plus ersetzt Zalando Zet als Premiumprogramm”).
Frühere Beiträge zum Thema:
- Wie sich Rewe und Real in der Marktplatz-Logik unterscheiden
- Brauchen REWE und Amazon ihre eigenen Zustelldienste?
- Picnic: Eindrücke und Highlights vom Deutschland-Start
- Edeka ist mit 20% bei Picnic Deutschland eingestiegen
- Die Tücken der Rewe Lieferflat im Supermarktblog
Kategorien:Food
Kleine Ergänzungen:
1) Ocado hat in UK im April 2008 den “Delivery Pass” in der Basisversion eingeführt. Heute läuft es unter dem Produktnamen “Smart Pass”.
2) Bestes Features des “Smart Pass” ist die Zusage, dass der Kunde vor Feiertagen und vor saisonalen Spitzen im Dezember IMMER eine bevorzugte Auswahl an Lieferslots angeboten bekommt im Checkout. Ohne Smart Pass hat man sonst manchmal nur geringe Chance, überhaupt einen Lieferslots für Zustellung im Großraum London zu bekommen. (“Priority access to Christmas deliveries: We can’t guarantee you a Christmas delivery slot but, if you’re a Smart Pass member and you signed up before 1st October, we’ll give you access to them before anybody else.”)
Food for thought…:)
Udo