Hat Zooplus ein Neukundenproblem? Und wenn ja, wie groß ist es?

Zooplus zählt zu den großen Enttäuschungen in der Corona-Zeit. Statt auf ein Wachstum von 25-30% kommt es dieses Jahr nicht mal auf 20%. Letztlich fehlen dafür Umsätze von 100 bis 200 Mio. Euro. Und es bleibt die große Frage: Warum kommt ein Zooplus in so einem Jahr nur auf Neukundenumsätze von gut 300 Mio. Euro, die kaum über denen von vor zwei Jahren liegen?

Hat Zooplus das Neukundenpotenzial tatsächlich schon ausgeschöpft? Im Chart (oben) wirkt es so, als ob die vergleichsweise teuer gewonnene 2019er-Kohorte letztlich doch besser performt hat als die günstig gewonnene 2018er-Kohorte.

Und auch wenn die Neukundenumsätze bei der zweiten Bestellung dieses Jahr sehr eindrucksvoll sind, so sind die 135 Mio. Euro bei der ersten Bestellung einfach viel zu wenig. Das liegt gerade auf dem Niveau von 2017. Hat Zooplus also bei der Gewinnung neuer Kunden zu sehr gespart? Oder warum sind da in einem Corona-Jahr nicht die nötigen 75 Mio. Euro mehr drin?

Zooplus verweist immer stolz auf die Qualität und die Performance seiner Kohorten, muss sich aber bei den Neukunden definitiv etwas einfallen lassen. Denn dass der stationäre Handel auch während der Corona-Zeit geöffnet hatte, ist keine wirklich gute Entschuldigung.

Das war im Lebensmittelhandel nicht anders. Und selbst ein Dickschiff wie Ocado hat, obwohl am Limit seiner Kapazitäten, 2020 weitaus höhere Wachstumsraten erzielen können als Zooplus.

So findet sich in den GLORE50 – abgesehen von denen mit Sortimentsproblemen – weit und breit kein anderes Unternehmen, das in der Corona-Zeit eine so schlechte Performance hingelegt hat wie Zooplus.

Alle Charts stammen aus den Unterlagen vom Kapitalmarkttag (PDF), die noch sehr viel mehr Einblicke bieten.

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Kategorien:Food, Shopboerse

1 Antwort

  1. Spannende Zahlen…. und ein unangemessener Unterton im Text.

    Ich habe nichts mit Zooplus zu tun, aber finde die schärfe des Tons völlig daneben und er verletzt sicherlich einige hart arbeitende Kollegen.
    Natürlich kann man Kritik üben, aber ich würde mich freuen, wenn du auch zur Selbstreflexion etwas in der Lage bist.

    Es schreibt auch niemand hier: „Ey Jochen, wann hast du bitte das letzte mal operativ eCommerce gemacht? Hast du da überhaupt jemans etwas auf die Reihe bekommen? Zu der Zeit kam das eCommerce-Wachstum noch aus dem Wachstum der Internetnutzer in Deutschland.“

    Neukunden gewinnen wird auch immer schwerer, da irgendwann bestehende Werbekanäle ausgeschöpft sind und nicht immer gleich relevante neue Möglichkeiten zur Verfügung stehen (Volumen, Kosten, Qualität, etc.)

    • sorry, aber die Gesamtperformance ist unterirdisch, wenn man bedenkt, dass die Corona-Phase für viele eine Wachstumsphase war. Dafür habe ich versucht, mich zurückzuhalten.

      Wäre das Stammkundengeschäft nicht so gut gelaufen, käme Zooplus kaum noch auf zweistellige Wachstumsraten … andererseits ist das Stammkundengeschäft aber auch nicht so gut, dass es die fehlenden 100 bis 200 Mio. Euro ausgleichen kann. Über die Gründe kann man spekulieren (falsche Strategie, keine neuen Märkte, die hinzukommen, Schwächen im Marketing, etc.).

      Die operativen Kennzahlen sehen im Gegensatz dazu zwar super aus. aber Zooplus sieht sich ja selber noch als Wachstumsunternehmen. Insofern muss man es auch als solches bewerten. Andere Unternehmen haben sich dieses Jahr einen Vorsprung von ein bis zwei Jahren gesichert. Zooplus ist eher zurückgefallen.

      • Da stimme ich dir absolut zu.

        Nichtmal 20% Wachstum und eine Marge bei 4% sind unterirdisch im Jahr 2020.

        Hellofresh schafft über 100% Wachstum und über 10% Marge, da wäre ich als Aktionär von Zooplus mehr als neidisch und würde mich fragen wie Zooplus die letzten Monate so verschlafen konnte.

  2. Woran machst Du fest, dass es so wirkt, als ob die vergleichsweise teuer gewonnene 2019er-Kohorte letztlich doch besser performt hat als die günstig gewonnene 2018er-Kohorte?

    Wenn ich mir das Chart so ansehe, scheint es normal dass die Kohorte im zweiten Jahr nachlässt.

    BTW: Bei einem so „alten“ Unternehmen wie Zooplus, würden mich persönlich solche Kennzahlen ja eher aus Margen- und nicht aus Umsatzsicht interessieren. Dementsprechend auch die Zahlen interpretieren.

    Aber ich bin bei Zahlen bekanntermaßen auch nicht sonderlich „excited“, sondern eher „hanseatic“. ;-)

    • na, da bist du ja bei Zooplus richtig aufgehoben … hanseatischer geht nicht mehr.

      Bei der 2018er-Kohorte lag der Umsatz im Folgejahr bei 85%, bei der 2019er-Kohorte bei 91%.

      • Touche. :-)

        Aber wenn die teure 2019er Kohorte nur geringfügig besser performt als die günstig eingekaufte 2018er Kohorte finde ich es nicht mal so hanseatisch, sondern eher naheliegend auch die Kosten bzw. Marge in den Vergleich zur Erfolgsbewertung der beiden Kohorten mit einfliessen zu lassen.

        Ändert aber nichts an Deiner Kernaussage. „Enttäuschend“ scheint der richtige Ausdruck bei Betrachtung der Zahlen.

      • darauf bezog sich das hanseatisch: Denn Zooplus lässt ja Kosten, Margen, etc. in die Erfolgsbewertung einfließen. Findet sich alles in den Unterlagen …

        Nur mich hat in dem Fall (und in Corona-Zeiten besonders) vor allem die Umsatzentwicklung interessiert. Denn anderen gelingt ja gerade beides: hohe Umsatzdynamik UND Rekordergebnisse.

  3. Hi Jochen,

    ich habe deinen Artikel vor ca. 2 Jahren gelesen und mich dadurch selbst mehr mit dem Thema der Kohortenanalyse beschäftigt. Danke für diesen Anstoß.

    Mich würde interessieren wie es bei zooplus weitergegangen ist. Ich konnte im Netz keinen aktuelleren Bericht der Kohortenumsätze finden. Hast du dazu vielleicht etwas? Ich würde es spannend finden.

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