Schutzgeld.de und die zweite Phase des Live Shopping

Es ist schon bemerkenswert, dass Schutzgeld.de (s. Die Schutzgeld-Story) auch ein Jahr nach seinem Aus immer noch zu den Vorzeigebeispielen und unerreichten Highlights im Live Shopping zählt. Niemand hat das Woot!-Prinzip so konsequent und mafiös adapiert wie das einstige Schutzgeld-Team.

Und das ist auch das eigentlich Ernüchternde an den vielen Live Shopping Experimenten der letzten drei Jahre: dass so unendlich viel Dröges und Uninspiriertes dabei ist, das schon aufgrund seiner Machart – ein langweiliges Angebot pro Tag – keinerlei Aussichten auf dauerhaften Erfolg hat.

Im Förderland-Interview lässt Schutzgeld-"Pate" Peter Faisst, Gründer und Geschäftsführer der Düsseldorfer Marketing Factory, ein Jahr nach dem Ausstieg noch einmal seine Erfahrungen mit dem Live Shopping Modell Revue passieren:

"Wir haben ja nie gesagt, dass dieses Modell grundsätzlich nicht
funktioniert, ganz im Gegenteil haben wir ja bewiesen, dass man damit
eine Menge bewirken kann. Unser Punkt war lediglich, dass eine
Kapitalisierung im deutschen Markt mit nur einem Produkt am Tag nie
möglich sein wird.

Schutzgeld

Als Aktions- und Community-Mechanik halten
wir Liveshopping für ein hervorragendes Mittel, um z. B. die weit
verbreitete Langeweile im Onlinehandel zu bekämpfen und auch, um fein
segmentierte Shopping-Communites aufzubauen.

Bedauerlicherweise
haben aber die etablierten Händler dieses Modell entweder nicht
aufgegriffen oder es eben völlig langweilig und ohne jeglichen Esprit
umgesetzt. Wen soll denn etwa ein "zackzack", ein "yatego spot
shopping" oder ein "ebay wow" hinter dem Ofen hervor locken? Aber
vielleicht kommen die kreativen und ambitionierten Projekte ja erst
noch in der zweiten Phase des Liveshopping."

Das Interview enthält viel Erhellendes und ein paar gute Spitzen z.B. in Richtung "freundliche Investoren". Dass sich Live Shopping Seiten hierzulande allerdings niemals rentabel betreiben lassen, kann man so pauschal nicht stehen lassen.

Die profitable Umsetzung erfordert sicherlich einiges an Geschick und eine gewisse Mindestgröße. Aber zumindest iBOOD zeigt nicht nur extrem erfolgreich in Holland, sondern zunehmend auch hierzulande, dass One Day One Deal Aktionen sehr wohl funktionieren.

Eigenen Angaben zufolge arbeitet iBOOD schon seit einiger Zeit profitabel und, auch wenn die deutschen Umsätze noch nicht an die holländischen heranreichen, macht iBOOD auch hierzulande mittlerweile ein Vielfaches der Umsätze seiner direkten Wettbewerber. Leider sind die Umsätze derzeit aber nicht öffentlich kommunizierbar.

Zur Orientierung: Die Marketing Factory zählt zu den Exciting Commerce Innovationspartnern der ersten Stunde. iBOOD ist einer der Hauptsponsoren der Live Shopping Days 2010.

Frühere Beiträge zum Thema:



Kategorien:Live Shopping, Woot

1 Antwort

  1. Peter Faisst hat leider immer noch den falschen Beruf. An ihm ist ein guter Kabarettist verloren gegangen, aber vielleicht macht ihn auch genau das zu einem außergewöhnlichen Unternehmer.

  2. „Dass sich Live Shopping Seiten hierzulande allerdings niemals rentabel betreiben lassen, kann man so pauschal nicht stehen lassen.“
    Jochen, das steht aber nun mal da bei Förderland und das wirst Du auch mal schön brav da stehen lassen, sonst gibt’s ein paar auf die vorwitzigen Fingerchen vom bösen Onkel ;-)
    Ansonsten wissen wir ja, dass Du von der schreibenden Zunft bist, nicht von der rechnenden und das ist ja auch gut so.
    Wenn aber nun jemand in einem Land mit 16,5 Mios Einwohnern immer noch mehr (absoluten!) Umsatz macht, als in einem mit 85 Mios, dann sagt das ja schon viel. Den Rest rechnen wir mal nach, wenn wir uns das nächste Mal treffen. Einen Bierdeckel haben wir da sicher zur Hand und einen Stift auch …

  3. @ Dennis:
    Dennis, mein Lieber, vielen Dank für Deinen Kommentar. Den beruflichen Tipp hättest Du mir mal vor 30 Jahren geben sollen. Ach, da warst Du noch nicht geboren?? Na gut, das lassen wir mal gelten als Ausrede …
    Wenn Du allerdings, wie viele Deiner Altersgenossen, Mario Barth zu den Kabarettisten zählst und Sammy Drechsel für einen Handwerker aus dem „Marienhof“ hälst, sieht die Sache schon anders aus. Dann sollten wir Dir mal ein paar Betonschuhe anpassen …
    Ansonsten gilt, wenn Ihr jungen Leute mal etwas inspirierter agieren würdet, dann müsste ich mich nicht immer so aufregen. Was ja immerhin in meinem Alter mit nicht unerheblichen gesundheitlichen Risiken (Hoher Blutdruck, gesteigerte Puls- und Atemfrequenz …) verbunden ist.
    ;-)

  4. @Peter:
    Bitte untertänigst um Verzeihung, natürlich war stets und immer nur das strahlendste Beispiel der Vater des Gedanken, und so meinte „cabaret“ mitnichten schabernack treibende Hofnarren sondern wortgewaltige Herolde ihrer Zunft.
    Außerdem darf von einem Vertreter der Sex, Drugs and Rock’n’Roll Epoche etwas mehr Gemütsruhe erwartet werden, als das er sich ob der vermeintlich ausbleibenden Inspiration der nach ihm folgenden Generation gleich an seiner eigenen Gesundheit vergreift. Ganz originell ist das nämlich auch nicht, hier hat schon Aristoteles Urheber- und damit ältere Verkehrsrechte.
    ;-)

  5. Es ist ja immer nur eine Frage was man mit solch einem Projekt erreichen möchte.
    Möchte man inspririert, hip und trendy sein und stirbt in Schönheit oder hechelt man dem schnöden Mammon hinterher. Jeder mag da seinen Weg wählen.Ich finde das abgeschaltete Projekt Schutzgeld heute nicht mehr so spannend.

  6. Hmm, die Beiträge von Jochen werden zwar langweiliger, aber dafür werden die Kommentare wieder besser.
    Unterhaltsam – sofort weitermachen :-)

  7. @ Dennis: Ich sehe wir verstehen uns, mein Sohn ;-)
    Wenn Du mal einen neuen Job suchst sag‘ Bescheid!

  8. Die Kommentare vom „Paten“ bringen mich immer wieder zum lächeln. Vielen Dank dafür und mehr davon!

  9. @Pater Peter:
    Na, mit mafiaähnlichen Strukturen, daß ist mir dann doch zu gefährlich ;-) Schönes Wochende.

  10. @Pate
    „Wenn aber nun jemand in einem Land mit 16,5 Mios Einwohnern immer noch mehr (absoluten!) Umsatz macht, als in einem mit 85 Mios, dann sagt das ja schon viel.“
    Genau – über das Potenzial in dem Land mit 85 Mio. Einwohnern :-)
    @Kaul Puhn
    Na dann, umso besser :-)

  11. @ Jochen: Potenzial kannst Du nicht essen und davon kann man auch weder Miete noch Mitarbeiter bezahlen. Potenzial ist das, was Du offenbar noch nicht erreicht hast (warum??) und wovon niemand weiss, ob Du es je tun wirst.
    Die Hoffnung stirbt wieder mal zuletzt ….

  12. @Kommissar: Wir hecheln inspririert, hip, trendy und in Schönheit dem schnöden Mammon hinterher :-D
    Und schutzgeld (und auch liveshopping insgesamt) fanden wir bereits vor dem Abschalten nicht mehr so spannend, daher haben wir’s ja abgeschaltet.

  13. @Pate Zuversicht und ein bisschen Glaube an die „exciting future of e-commerce“ gehören dazu :-)
    Und wenn der holländische Markt für Umsätze im achtstelligen Bereich gut ist, dann sollte doch im deutschen Markt ein bisschen mehr drin sein. Da ist die Potenzialrechnung relativ einfach.
    Wundert mich nur: Im Blumenmarkt seht Ihr ja offenbar auch Potenzial … oder wissen der Pate und sein Butler mehr als unsereins, die wir uns mit mühsamen Potenzialschätzungen abplagen müssen ;-)

  14. Potenzialrechnung ist immer einfach, wenn man das Potenzial einfach hoch genug ansetzt nach dem Motto „Das weiss eh‘ keiner besser …“
    Der Blumenmarkt hingegen ist – im Gegensatz zu dem Liveshopping-Markt – ein etablierter Milliardenmarkt in DE und erst 5% kaufen ihre Blumen online. Und das ist heute so – nicht erst in der Zukunft. Dass da noch ein paar vom realen Blumenladen ins Netz wandern werden, ist wenig spekulativ. Und dass die etablierten Player hier Lücken lassen für unser Markteing, ist auch leicht erkennbar.
    Und es ist ein hoch-margiger Markt. Hier rechnen sich Aktivitäten eben recht schnell und der Anteil an Hoffnung ist daher gering(er).
    Hab ich btw auf der anderen Seite des Bierdeckels berechnet, auf dessen Vorderseite das Liveshopping den kaufmännischen Tod gestorben ist ;-)
    Aber natürlich ist dennoch nichts ohne Risiko … und dass wir die „exciting future of e-commerce“ sehen, wird niemand bestreiten wollen, wo wir doch bereits in der „exciting presence of e-commerce“ ein wenig mit mischen.
    Allerdings empfehle ich denn doch bezgl. Glauben eher den Kirchgang und gelegentlich (nicht immer!) trifft der schöne Satz von Helmut Schmidt „Wer Visionen hat, der sollte mal zum Arzt gehen“ den Kern. Eine kaufmännisch saubere Analyse hat jedenfalls noch keinem geschadet …

  15. Dann sind wir uns ja wieder mal einig ;-)

  16. @ Jochen: Aber natürlich sind wir uns mal wieder einig: Liveshopping ist tot, es lebe der Online-Blumenhandel =:-0

Schreibe eine Antwort zu Peter FaisstAntwort abbrechen

Entdecke mehr von Exciting Commerce

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen