Quo Vadis: Die Otto Group trennt sich von Apart-Fashion

Der Otto-Konzern dampft seine klassischen Versandsparten ein und trennt sich von Apart International.

"Apart International gehört nicht mehr zur Otto-Gruppe. Die Unternehmen haben sich getrennt,
per 1. Mai hat Geschäftsführer Bernd Houillon im Rahmen eines MBO
[=Management Buy Out] sämtliche Anteile an dem in Hamburg ansässigen DOB-Unternehmen Apart
übernommen. 

Apart

Apart hat im vergangenen Jahr mit etwa 100 Mitarbeitern einen
Markenumsatz von rund 100 Mill. Euro erwirtschaftet."

Ungewöhnlich ist die Begründung, die neben unterschiedlichen Auffassungen über die Strategie auch technologische Gründe anführt:

"Anlass
für die Trennung sei, dass Apart neben seinem Katalog- und
Internet-Geschäft stark den Bereich Wholesale ausbauen werde. Das
erfordere kleinteilige Systematiken, für die die Otto-Systeme nicht
ausgelegt seien, sagt Houillon."

Apart-Fashion ist im E-Commerce ein Unikum, weil es seit einiger Zeit neben Intershop auch ePages einsetzt.

Otto im Ausnahmezustand

Durch das Quelle-Aus und das 60-jährige Firmenjubiläum blickt Otto auf ein Ausnahmejahr zurück. Der Konzern hat bei allen Versandtöchtern (bis auf Heine) im Geschäftsjahr 2009/10 etwas an Boden gut machen können.

Otto1999-2009

Da die Quelle-Effekte allerdings nicht annähernd so hoch ausgefallen sind wie zu erwarten, bleibt es weiter spannend zu sehen, ob und wie Otto den weiteren Rückzug aus seinen darbenden Versandsparten aktiv gestalten kann.

Zu den wenigen Hoffnungsträgern im Otto-Verbund zählt aktuell Bonprix, das auch – ohne Firmenjubiläum – im letzten Jahr um 11,7% gewachsen ist:

Bonprix

Bonprix setzt stark auf Eigenmarken, versucht mit Jungstil eine jüngere Online-Schwester zu etablieren und hat aktuell ähnlich wie Otto eine TV-Kampagne laufen.

Kann Otto mehr als "E-Commerce mit Stützrädern"?

Der Otto-Konzern hat in den letzten Monaten, wenn auch fünf bis zehn Jahre zu spät, jede Menge neuer Online-Marken gestartet, u.a. DYK360, Schlafwelt, Yalook, yourHome und zuletzt Mirapodo. So wirklich berauschend ist keines der Konzepte, denn sortimentsseitig wird hier nur allzu oft alter Wein in neuen Schläuchen präsentiert.

Wirkliche Perspektiven haben unter den neueren Initiativen vor allem Limango und das ein oder andere eVenture, also Konzepte, die es verstehen, Trends nicht nur hinterherzuhecheln, sondern Marktentwicklungen zu antizipieren und Märkte zu entwickeln und aktiv mitzugestalten.

Doch Otto sieht seine Zukunft längst nicht mehr nur im Versand/Handel: Im Rahmen der Vision 2020 bündelt Otto aktuell den Dienstleistungsbereich. Hermes soll zur Dachmarke für die handelsnahen Services der Otto Gruppe ausgebaut werden ("Erweiterung des Geschäftsmodells: Otto lässt Hermes fremdgehen")

Unabhängig von diesen Entwicklungen hat mich die Zeitschrift Horizont kürzlich zu den (Multi-Channel-)Perspektiven von Otto & Co befragt. Das Interview ist unter dem Titel "E-Commerce mit Stützrädern" erschienen

Frühere Beiträge zum Thema:



Kategorien:Shopboerse, Ultimondo

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