Von Marcel Weiß
Nach der geplatzten Übernahme von Groupon will Google es mit Google Offers selbst versuchen. Nachdem Mashable am Freitag als erstes darüber berichtet hat, kam schnell die Bestätigung:
"Google is communicating with small businesses to enlist their support and participation in a test of a pre-paid offers/vouchers program.
This initiative is part of an ongoing effort at Google to make new products, such as the recent Offer Ads beta, that connect businesses with customers in new ways.
We do not have more details to share at this time, but will keep you posted."
Google Offers wird laut Mashable über den Google Checkout laufen.
Kann Google mit so einem Angebot Erfolg haben? Das wurde am Wochenende schon in den Kommentaren zum DailyDeal-Beitrag heftig diskutiert.
Dafür spricht:
- Google hat eine gut gefüllte Kriegskasse. Google könnte die Konkurrenten zu einem Preiskampf zwingen, was die Margen für Groupon und Co. nach unten drücken könnte. Wie man mit einem aggressiven Preiskampf einen aufstrebenden Konkurrenten in die Knie zwingt, hatte Amazon jüngst erst im Vorfeld der Übernahme von diapers.com vorgemacht.
- Google kann auf einige eigene Dienste zurückgreifen, um Google Offers vom Start weg zu helfen. Sehen wir vom unglücklichen Google Checkout ab, gibt es Dienste wie Google Maps und den Yelp/Qype-Konkurrenten Hotpot, die bereits darauf ausgerichtet sind, Google in eine Geschäftsbeziehung mit lokalen Händlern zu bekommen. Daneben könnte Android, das mobile OS von Google, ebenfalls eine wichtige Rolle spielen, indem Google eine Offers-App mit Push-Funktion pusht.
- Groupon steckt enorm hohe Ausgaben in die Werbung mit AdSense. Google kann das eigene AdSense nutzen, um Google Offers bekannter zu machen. Google fehlt der Email-Kanal, den Groupon aufgebaut hat? Google kann direkt in der Web-Oberfläche des beliebten GMails Werbung für Google Offers anzeigen.
Dagegen spricht:
Was Groupon, LivingSocial und co. machen, ist sehr arbeitsintensiv. Googles Unternehmenskultur basiert auf dem und bevorzugt immer das Gegenteil: Google versucht alles von der Websuche bis zu Google News automatisiert mit Algorithmen zu lösen. Google Offers widerspricht der 'DNA' von Google fundamental. (Genau so wie es das auch für Groupon gegolten hätte, wäre die Übernahme passiert.)
Nun mag es sein, dass Google plant, schnellstmöglich in eine ähnliche Richtung zu gehen, wie sie Groupon mit der Plattform für die Groupon Stores einschlägt. Google könnte hoffen, dass man auf diesem Weg schnell von der lästigen Handarbeitsphase hin zum wohligen Algorithmus kommt. Das Problem ist aber, dass Google erst einmal den notwendigen Sog dafür aufbauen müsste.
Es bleibt auch abzuwarten, ob Googles Marke und der mögliche Preiskampf ausreichen, um gegen Groupon und Co., die bereits wichtige Erfahrungen sammeln konnten, bestehen zu können.
Search Engine Land über die Herausforderungen für Google:
"There are three keys to success in this daily deals space: consumer reach, local sales outreach and content.
Self service may work over time but is not a viable way to acquire deals/content in the near term. To that end Google has about 300 sales reps in Mountain View selling Boost and Tags. This would presumably be another product to sell to small businesses.
Google has massive reach with many of its products but it would need to acquire email addresses (via an opt-in sign up) before it could build distribution. It could do that via Google Maps presumably. Groupon, as the largest of the many daily deal competitors, has 50 million email subscribers around the world."
Es mag sicherlich spannend sein, zu beobachten, wie sich Google in fremden Gewässern schlagen wird, Groupon & Co. können aber vergleichsweise gelassen bleiben. Es gibt Themen, die Google eindeutig mehr liegen.
Frühere Beiträge zum Thema:
- Groupon bleibt unabhängig – und das ist besser für alle!
- Groupon startet Groupon Stores als Live Shopping Netzwerk
- Amazon steigt mit $175 Mio. bei Groupon-Klon LivingSocial ein
- Groupon holt 950 Mio. Dollar für sich und die Altinvestoren
Kategorien:Crowdsourcing, Live Shopping
Nicht zu vergessen, dass die meisten Gutschein-Anbieter bereits jetzt Exklusivitätsklauseln in ihren Verträgen haben.
Irgendwann ist auch das letzte Restaurant und die letzte Boutique im Exklusivvertrag eines beliebigen Wettbewerbers gefangen.
Allerdings dürfte es interessant werden, wenn Google Angebotsbundles a la VIP-Platzierung in Google Offers + Google Hotpot + Google Maps = ein Produkt / ein Preis anbietet
Und am Ende weiss ich nicht so richtig, was das ganze noch mit eCommerce zu tun hat, wenn man eine Truppe von 10 Leuten zusammentrommelt, die dann an der naechsten Doener-Butze fuer 1,50 € Doener futtert. :-)
Kann mir auch gut vorstellen, dass einige Käufer Google keine Zahlungsmodalitäten preisgeben wollen. Wobei das kein Killer-Kriterium gegen Google sein sollte.
warum werden im groupon konzept viele mitarbeiter benötigt?
@Konrad Die Sales-Armee von Groupon bringt lokale Ladenbesitzer dazu, (oft zum ersten Mal) eine konkrete Aktion im Internet zu machen. Die Geschäfte wollen auf Qualität gecheckt und dann aquiriert sein.
@Claus: die 10 Leute, die an der Dönerbude kräftig sparen, haben immerhin online einen Gutschein erworben.
Google hat natürliche die größte Sichtbarkeit im Markt, schließlich hat Google in vielen Ländern der Welt ein Such-Monopol. Durch die vielen weiteren Dienste von Google kommen täglich noch mehr Menschen mit Google in Kontakt. Offers bekannt zu machen, sollte also nicht das Problem sein.
Ob sich der Endverbraucher aber tatsächlich erstmals dazu bewegt, bei Google etwas zu kaufen, steht jedoch auf einem anderen Blatt geschrieben.
Google Offers wird spannend. Es ist das 1. Mal, dass Google direkt mit Online Verkäufen an Konsumenten herantritt. Bislang hat Google lediglich den Mittler zwischen Verkäufern und Käufern dargestellt. Mit Offers wird Google dann auch zum Anbieter von Waren. In Verbindung mit Suchanfragen und Google Mail ergeben sich bestimmt sehr spannende Profile und nicht zuletzt wohl auch neue Aspekte aus Sicht des Datenschutzes (zumindest in GER).