Groupon beugt sich Druck und ersetzt operative Kennzahlen

Finanzinvestoren sind es gewohnt, nach Schema F zu arbeiten und interessieren sich jenseits ihrer Finanzkennzahlen nicht wirklich für die operativen Geschäfte eines Unternehmens.

Diese Erfahrung musste auch Groupon machen – und hat sich nun dem öffentlichen Druck gebeugt und veröffentlicht künftig seine operativen Steuerungsgrößen nicht mehr. Diese waren von der Finanzindustrie als irreführend und dubios angeprangert worden. Unternehmensintern wird die Größe aber auch weiterhin zur Bewertung und Steuerung der Geschäfte verwendet.

Groupon hat in den ursprünglichen Börsenunterlagen eine um die Marketingaufwendungen bereinigte, operative Kennzahl ausgewiesen, damit sich interessierte Investoren – unabhängig von den Wachstumseffekten – ein besseres Bild von Groupons Geschäftsmodell und der Nachhaltigkeit des Wachstums machen können.

Gerade in starken Wachstumsphasen macht es Sinn, die Einmalaufwendungen bei der Neukundengewinnung von den laufenden Kosten zu trennen. So lässt sich besser nachvollziehen, wie nachhaltig ein Geschäftsmodell ist, sprich: ob die gewonnenen Kunden regelmäßig wiederkehren und zu dauerhaften Umsätzen führen.

Wachstumsbedingt macht Groupon hohe Verluste, arbeitet allerdings trotz hoher Marketingaufwendungen im Kern cashflowpositiv. Das zugrunde liegende Kalkulationsmodell hat Florian Heinemann kürzlich erläutert.

Statt der monierten Kenngröße weist Groupon nun im neuen Börsenprospekt leichter nachvollziehbare Kenngrößen wie die Wiederbestellraten aus. So lässt sich also auch weiterhin abschätzen, wie nachhaltig Groupon wirtschaftet.

In Chicago, dem Heimatmarkt von Groupon, hat jeder der 700.000 Kunden in den zwei Jahren zwischen Juni 2009 und Juni 2011 im Schnitt 5,9 Groupons gekauft, in Boston, ebenfalls einer der reiferen Groupon-Märkte, liegt die Bestellhäufigkeit der dort 340.000 Kunden im selben Zeitraum bei 4,8.

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Kategorien:Crowdsourcing, Live Shopping, Samwer Report, Shopboerse

1 Antwort

  1. Finanzinvestoren sind sicher selbständig in der Lage Einmalaufwendungen bei der Neukundengewinnung von den laufenden Kosten zu trennen.
    Ich finde es bedenklich, dass ein Unternehmen neue Kennzahlen einführt, denn das erinnert mich an die lächerliche Cash Burn Rate, die zur Jahrtausendwende aussagen sollte, wie „erfolgreich“ ein StartUp ist, da es doch so viel Geld verpulvert.

  2. Ich wüsste nicht, was bedenklich daran ist, wenn Unternehmen der Öffentlichkeit mehr Informationen zur Verfügung stellen als nötig. Bewerten kann sie dann ja jeder, wie er will.

  3. Ich weiß schon, was daran bedenklich ist. Man versucht damit zu blenden bzw. schön zu rechnen, wie es die Financial Times treffend beschreibt.
    Es ist absurd zu behaupten, dass das Unternehmen „im Kern“ cashflow-positiv sei. Hier noch mal zum Nachlesen, wie sich der Cashflow definiert: http://de.wikipedia.org/wiki/Cashflow

  4. Durch und durch verdorben, diese Welt. Danke für die Aufklärung!

  5. Gegen mehr Informationen hat niemand was, aber wenn sie anstelle der ueblichen Infos kommen, ist das in der Tat verwirrend. Immerhin plant man ja einen IPO und das P steht fuer public. Also ist es schon geplant, die Aktien nicht nur an Branchen-Insider zu verkaufen, sondern sehr wohl an ein breites Spektrum von Anlegern und die schauen nun mal auf Zahlen, die sie ggf. auch mit anderen Beteiligungen in ihrem Portfolio vergleichen koennen. Ich faend’s trotz allem alles andere als negativ, wenn Groupon zu einer guten Bewertung an den Markt kommt, von Glorifizierung halte ich allerdings auch nichts.

  6. Absolut Deiner Meinung. Von „anstelle“ kann im Fall von Groupon aber keine Rede sein. Groupon hat alle regulären Finanzkennzahlen vorgelegt, und eben noch ein paar weiterführende. Von Glorifizerung halte ich auch nichts, aber eben auch nichts von genereller Verdammung.

  7. Der Herr Blodget wird langsam nachdenklich. Aber je mehr Geld in dem Laden steckt, desto unwahrscheinlicher wird es, dass da schnell Schluss ist VOR dem IPO. Dieser wird imho unter allen Umstaenden durchgepruegelt. Wenigstens die eine Mrd. $ die jetzt drin stecken muss wieder rauskommen. Und noch scheint das Schneeballsystem ja zu funktionieren.

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