Was wollen Frauen im E-Commerce? Das war eines der Schwerpunktthemen auf der Exceed 2012. Wer konkrete Lösungen erwartet hatte, der wurde sicherlich enttäuscht. Darum sollte es auch nicht gehen, denn aus heutigen Websites lassen sich nur bedingt gute Shoppingseiten für Frauen machen. Und wer es versucht, der wird allenfalls suboptimale Ergebnisse erhalten.
Um Frauen auch online ein adäquates Shoppingerlebnis bieten zu können, wären komplett neue Denkansätze vonnöten. Deshalb konnten die Panels und Interviews auf der Exceed 2012 allenfalls Anregungen geben. Wer jedoch genau hinhörte, der konnte sich schon ein ganz gutes Bild machen, worauf es letztlich ankommt:
Imedo-Chefin Julia Derndinger (links) sagte: "Wir haben doch schon alles!" Also strengt Euch gefälligst an. Westwing-Gründerin Delia Fischer (rechts) beschrieb, wie sie beim Shopping ihre Vorstellungskraft aktiviert und sich praktisch schon "in den Schuhen sehen muss", die sie haben will. Auch bei Westwing achte sie darauf, dass Frauen eine Vorstellung davon bekommen, wie das Produkt wirkt. Und Bellegs-Gründerin Daria Saharova prägte den Spruch vom "virtuellen Glas Prosecco", das einem den Einkauf versüßt.
Roman Zenner hat alle drei Teilnehmerinnen nach dem Panel zum Interview gebeten:
Im Grunde sind es weniger funktionale Elemente und rein technische Lösungen, die entscheiden, ob echte Shoppingfreude aufkeimt. Es sind sehr viele weiche, oftmals implizite Faktoren, die eine Rolle spielen und entscheiden, ob und wie ein Angebot ankommt.
Deswegen trifft es der Begriff "Gender Innovation" auch sehr gut, denn E-Commerce für Frauen ist keine Optimierungsaufgabe. Wenn, dann gilt es, E-Commerce für Frauen komplett neu zu erfinden. Bisher zeigen die Zahlen nur, dass wir online auf dem Holzweg sind. Und es gibt allenfalls erste Indizien, wohin die Reise gehen könnte. Entsprechend spannend und herausfordernd ist die Aufgabe für alle, die sich ihr ernsthaft stellen wollen.
Wir wissen, dass bei Frauen der soziale Faktor eine erheblich höhere Rolle spielt. Wahrscheinlich ist sogar, dass es nach iPhone, iPad, Kindle & Co. erst einen weiteren, neuen Gerätetypus braucht, ehe das Thema so richtig abheben kann und Frauen online eine ähnliche Leidenschaft fürs Shopping entwickeln wie anderswo.
Bisher klappt E-Commerce bei Frauen vor allem, wenn Frauen im Männermodus shoppen und schon ziemlich genau wissen, was sie wollen. Die, die wirklich erfolgreich sind bei Frauen, setzen jedoch auf komplett andere Mechanismen.
Danke auch an Beate Rank von Rakuten, Annemarie Grund von Baby Basket und Sabrina Schönborn von SugarShape für ihren Input auf der Exceed 2012 zum Thema "Frauen im E-Commerce".
Frühere Beiträge zum Thema:
- Exceed 2012: E-Commerce-Frauen, vereint Euch!
- Citrus Lane, Plum District, Julep und mehr Ideen für Frauen
- Gender Innovation: Wer knackt den Online-Code der Frauen?
- Was die Modebranche leichtfertig an Online-Potenzial verschenkt
- 24-Hour Shoppers: Understanding Online Shoppers in Europe
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Was mir bei der Diskussion über “Frauen-Shopping” auffällt ist leider immer wieder, dass eben die praktischen Ansätze fehlen. Selbst die genannten Frauen setzen diese Punkte nicht um obwohl sie die Chance dazu hätten.
Westwing ist ein hochwertiger Shoppingclub – sieht super aus aber funktioniert von der Struktur des Aufbaus und allem anderen wie alle Shoppingclubs.
Bellegs sieht ebenfalls aus wie viele andere Shops, gute Usability keine Frage aber der Prozess ist auch hier wie bei allen anderen.
Habe mir über Ostern mal ein paar Stunden QVC & Co. angesehen. Selbst ich als Mann merke wie die Lust zum Kaufen steigt. Wenn man(n) etwas analysiert und eine Aktion z.B. von Harald Glöckkler ansieht merkt man tatsächlich, dass das ganz anders funktioniert als es heute im eCommerce üblich ist.
Eine Frau wird bei den Aktionen zur “Kaufexstase hochgeschaukelt” – sozusagen zum Höhepunkt GEFÜHRT. Würde man dieses Konzept auf den eCommerce übertragen so würden wir wegkommen von einer einzigen Produktseite und hinkommen zu einem Verkaufsprozess der 3-6 Produktvorteile (davon sind viele emotional – weniger Hardfacts) auf unterhaltsame Weise darstellt und die Frau somit zum Kauf verführt. Im 6. Schritt muss sie soweit sein, dass sie sich wie eine Prinzessin fühlt und denkt der Shop hat ihr hier eine persönliche Präsentation eines unglaublich tollen Produktes gemacht.
Denke schon, dass dies machbar ist.
Ich muss Roland da in allen Punkten recht geben. Die genannten Shops unterscheiden sich bis auf die Tatsache, dass eine Frau die Chefin ist nicht sehr von anderen Shops. Man muss bei allen ein mehr oder weniger konkretes Bild davon haben was man will … dann findet man es auch (abgesehen von Schnäppchen oder zeitbegrenzten Aktionen bei denen genau diese Limitation den Kaufimpuls auslöst).
Aber dass (Ausgangsbasis: Der User weiss ungefähr was er will) ist ja genau dass was den E-Commerce aktuell so langweilig (bzw. männerlastig) macht (bzw. zu Optimierungsarien treibt, an denen man jeden Punkt und jedes Komma für den User auf dem Weg zum erfolgreichen Checkout testet).
Was wir ja aber suchen (und was hier im Blog ja immer unter dem Stichwort “Frauen-Shop” firmiert) ist doch nichts bedarfsdeckendes, sondern etwas bedarfsweckendes/insprierendes. Also eigentlich ein User/in, der in einen Online-Shop geht und sagt: “Ich hab grad etwas Geld übrig und will mir was schönes kaufen; was habt ihr denn?”
Versucht mal unter der Prämisse aktuelle Online-Shops zu nutzen. Ihr werdet teilweise verzweifeln, denn nur allein mit diesen Prämissen werdet ihr nicht fündig bzw. fühlt euch nicht ernstgenommen (Kauf-Frust; da ist es wieder das gefühlte “Glas Online-Prosecco”).
Aber genau obiges Szenario ist die zentrale Ausgangssitaution für Shopping-Bummel von Frauen in Fußgängerzonen (losziehen und schauen was es so gibt und sich überraschen lassen). Da kommt man dann eben heim mit ner Jeans an die man vorher nicht gedacht hat.
Wenn wir (unabhängig vom Geschlecht) also auf diese Frage (Wie können wir Kunden überraschen) keine Antwort haben, dann wird die Gender-Innovation nicht so zünden wie sie eigentlich könnte.
Meinen Sie wirklich, dass Männer nicht inspiriert und verführt werden möchten?
Doch auf jeden Fall! Ich denke aber, dass es einfacher ist Männer mit “weiblicher” Herangehensweise zu ködern als Frauen mit “männlicher” Art und Weise.
Hab ja geschrieben, dass selbst ich als Mann mich zum Kaufen verführt gefühlt habe. Leider ist halt der Pompöös Nici-Anzug mit Gold-Elementen nicht mein Favourit in Sachen Styling ;)
“selbst ich als Mann”
love it :)
Aber das ist auch meine Hypothese: Shoppingkonzepte, die bei Frauen ankommen, werden auch bei Jungs gut funktionieren.