Umbrüche im Buchmarkt: „The Golden Age of Reading“

von Matthias Hell

Unter der Rubrik Buchlos in die Zukunft
bringen wir jede Woche das Spannendste zu
den strukturellen Umbrüchen in der Buchbranche.

Neue Vertriebsmodelle

Wikipedia E-Books:
Die Möglichkeit, Wikipedia-Artikel im EPUB-Format als E-Books zu exportieren,
ist nicht nur ein praktisches Feature, sondern könnte auch die Grundlage für
ein erfolgversprechendes Geschäftsmodell bieten, meint
Joe Wikert im O’Reilly-Blog
:

„With the
Wikipedia model I can read as much as I want online before I ever bother
splicing together a custom ebook. It’s still free to download, of course, but
what if the Wikipedia introduced a modest fee for downloads (99 cents)? Or,
what if they inserted ads in those downloads and monetized the content that
way? Why couldn’t a traditional publisher do the same?“

Digitale Lehrbücher:
Der Verband Bildungsmedien hat mit „Digitale Schulbücher“ eine Plattform
gestartet, die es Nutzern erlaubt, verlagsübergreifend digitale Bildungsmedien
zu kaufen und diese in einem einheitlichen Regal zu verwalten. (via Heise)

Audobon Birds:
Die Fach-Bibel „Audubon Birds: A Field Guide to North American Bird” dürfte nur
Ornithologen ein Begriff sein – dass der App-Entwickler NatureShare aus dem
Fachwerk nun eine Online-Community macht, weist aber deutlich über den
Tellerrand hinaus. (Pressemitteilung)

Der Verlag der
Autoren
will Dramen-Autoren neue Wege der Online-Vermarktung aufzeigen: Als
Pilotprojekt wird Ulf Schmidts neues Theaterstück „Schuld und Schein“ online
kostenlos publiziert, in ein Social Community-Umfeld eingebettet und die
Uraufführung bei eBay versteigert. (via Börsenblatt)

Neue Erzählformen

Apple iBooks:
Apples E-Book Plattform iBooks wurde ursprünglich mit Blick auf das Fach- und
Lehrbuch-Segment initiiert. Inzwischen nutzen aber auch immer mehr
Publikumsverlage die Software, um damit Inhalte mit Multimedia-Elementen anzureichern.
(via Publishers
Weekly
)

Instant-Bücher:
Nur zwei Tage nach der Wiederwahl von US-Präsident Obama veröffentlichte der
Journalist David Frum über die E-Book-Plattform Vook seine Wahlnachlese „Why
Romney Lost“. Dabei handelt es sich nur um ein Beispiel dafür, wie dank
digitaler Publikation immer zeitaktuellere Inhalte in Buchform veröffentlicht
werden. (via Good
eReader
)

Struktureller Wandel

Macmillan: Mit
den Macmillan-Wörterbüchern schwenkt ein weiteres traditionsreiches Nachschlagewerk
von Print auf Online-only um. Für Herausgeber Michael Rundell ein
Evolutionsschritt nach vorne, wie e-book-news.de unter
dem Titel „Stop the presses“ berichtet
:

„Gedruckte Wörterbücher werden nur alle vier, fünf Jahre
überarbeitet. Online können wir dagegen regelmäßig neue Wörter und
Redewendungen aufnehmen, und damit auf die sich ständig verändernde Rolle von
Englisch als Weltsprache für Wissenschaft, Business und soziale Medien
reagieren.“

Paradigmen-Wechsel:
Robert McCrum, langjähriger Literatur-Chef des Observer schildert, wie er den
digitalen Shift der Publishing-Welt schätzen lernte. Die Gegenwart beschreibt er als „golden age of
reading: a greater consumption of the written word in more formats, from tweets
to de luxe hardbacks, than ever before.” (via Observer)

Buchhandel im Umbruch

Buchhändler vs.
Amazon 1:
Wie die
New York Times berichtet
, weigern sich in den USA aus Rache an Amazon
sowohl Buchketten wie unabhängige Buchhändler, die Print-Veröffentlichungen der
Amazon-Imprints zu listen. Leander
Wattigs Fazit dazu
: „Der aktuelle Boykott des Amazon-Verlags schafft Best
Practices für eine Welt ohne stationären Buchhandel“.

Buchhändler vs.
Amazon 2:
Die Frankfurter Rundschau porträtiert in
einem umfangreichen Beitrag
die „Buchläden in Zeiten von Amazon und Co.“
Beim Filialisten Hugendubel, in der Münchner Traditionsbuchhandlung Lentner sowie
beim vorwärtsdenkenden Berliner Neueinsteiger Ocelot findet die FR dabei
unterschiedliche Ansätze – mit unterschiedlichen Überlebenschancen.

Frühere Beiträge zum Thema:



Kategorien:Buchhandel

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