Die öffentliche Demontage von Media Saturn und Karstadt

Der Überlebenskampf des deutschen Einzelhandels (“Exchanges #48: Last Man Standing”) treibt gerade die seltsamsten Blüten (“Wie schnell kann Douglas Thalia und Christ abstoßen?”).

Warum Karstadt nicht wie bzw. mit Quelle (und später Neckermann) das Zeitliche hat segnen dürfen, das weiß nur der damalige Insolvenzverwalter. Seit der gestrigen Erklärung dürfte für das ausgemergelte Handelshaus der abermalige Gang zum Amtsgericht endgültig vorgezeichnet sein.

Absurder als das Trauerspiel um Karstadt (“Karstadt-Chefin Eva-Lotta Sjöstedt wirft hin. Das ist ein katastrophales Signal.”) ist nur noch die öffentliche Demontage von Media Saturn.

Ein taktischer Fehler mit Folgen

Bei Media Saturn hat Erich Kellerhals mit seiner öffentlichkeitswirksamen Chefsuche nun genau das erreicht, was er um jeden Preis zu verhindern suchte: Die Metro-Gruppe konnte geschickt die Gunst der Stunde nutzen (“Media Saturn Umsätze brechen um 6% ein; der Chef tritt züruck”) und ihren langjährigen Favoriten Pieter Haas letztlich doch noch als Geschäftsführer von Media Saturn einsetzen.

Natürlich hätte Erich Kellerhals den Gesellschaftern frühzeitig einen alternativen Nachfolger präsentieren können, diesen allerdings öffentlich zu suchen, war ein schwerer taktischer Fehler, der sich prompt gerächt hat.

Das könnte er sich schweren Herzens eingestehen und nun als fairer Verlierer vom Platz gehen.

Doch dass es bei Media Saturn längst nicht mehr um die Sache geht, sondern vornehmlich um persönliche Animositäten, unterstreicht er auf seiner Website, wo es inzwischen um so essentielle Fragen geht wie “Versucht die Metro das Image von Herrn Kellerhals durch Herrn Haas zu beschädigen?”

Wer solche Sorgen hat …

Doch nicht nur bei Media Saturn ringen die Gesellschafter ums Überleben. Ein Update, wie Best Buy sein Schicksal meistern will, gab es kürzlich u.a. im Brief an die Aktionäre (PDF).

In England tritt Dixons die Flucht nach vorn an und tut sich mit Carphone Warehouse zusammen (“Dixons Carphone Fusion: “A new retailer for a new digital age””).

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  1. Ob Karstadt zwingend pleite gehen müsste, nur weil sich Kaufhäuser angeblich überlebt haben, ist die Frage. Meines Wissens gibt es selbst in DE noch Kaufhäuser (auch außerhalb des Premium-Segments), die profitabel arbeiten. Nur sind die idR. flexibler aufgestellt als Karstadt und dadurch in der Lage sich anzupassen.

  2. Werden Kommentare hier nicht freigeschaltet, wenn man mal etwas kritischer wird?

  3. Guter Hinweis im Manager Magazin: “Karstadt – ein Sündenfall der Politik” über die Rolle der damaligen MInisterin: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/handel/karstadt-ein-suendenfall-der-republik-a-980619.html

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