Buch/Handel 2020: Building a Dream Bookstore

Rund 20 Insider der US-Buchbranche versammelten sich Ende Juli in New York auf Initiative des Publizisten Chris Kubica, um über ihre Vision eines perfekten (Online-)Bookstores jenseits von Amazon zu diskutieren („building a dream bookstore“).

Das – neben einigen interessanten Denkanstößen – ernüchternde Ergebnis: an Amazon führt kein Weg vorbei, so Laura J.N. Dawson in ihrer Zusammenfassung:

„The problem with The Amazon Problem, however, is that to the customer, there are no problems. The problems are with Amazon’s interactions with the book industry – much of which the customer never sees and doesn’t care about. As we poked and prodded, dreamed and built, we kept coming back to this: Amazon works for customers. It doesn’t just work – it works brilliantly.“

Weitere Amazon-News

AuthorsUnited vs. ReadersUnited Nachdem auf den in der New York Times lancierten Autorenaufruf „Authors United“ zur Beilegung des Disputs zwischen Amazon und Hachette der Gegenappell des Online-Händler an seine Kunden folgte („Readers United: Amazon probt den Leseraufstand in der Buchbranche“), hat sich auch in Deutschland eine ähnliche Gemengelage entwickelt: auf den Offenen Brief der „Autorinnen und Autoren für einen fairen Buchmarkt“ antwortete Amazon mit einer Stellungnahme zugunsten günstigerer Buchpreise (via Tagesspiegel).

Weitere relevante Diskussionsbeiträge kommen von Indie-Autor Stefan Holzhauer („Offener Brief der Selfpublisher an den Buchhandel“) sowie Hachette-CEO Michael Pietsch (via Good eReader).

Im Zuge der aktuellen Auseinandersetzungen ist das Profil von Amazon-Publishing-Chef Russell Grandinetti weiter gewachsen – der Guardian nimmt das zum Anlass für ein Porträt über die möglicherweise „most influential person in publishing“ (“Kindle champ takes on the books trade”).

Kindle Direct Publishing ermöglicht es unterdessen allen Nutzern des Selfpublishing-Dienstes, angekündigte Titel auf Wunsch bei Amazon vorbestellbar zu machen – und stellt Indie-Autoren damit noch stärker auf eine Stufe mit etablierten Verlagsautoren. (Amazon-Ankündigung)

Neue Vertriebsmodelle

Books From Scratch nennt sich ein originelles Publishing-Startup, das derzeit per Pubslush nach einer Startfinanzierung sucht. Beim Geschäftsmodell von Books From Scratch soll die Crowd nicht nur in die Finanzierung, sondern auch in die Entwicklung der Storylines einbezogen werden. (Pressemitteilung)

Wie gut die Crowd-Finanzierung von Publishing-Projekten funktionieren kann, beweist ein Update von Futurebook zu Unbound: 80 der bisher 110 Projekte von Unbound haben die nötige Finanzierungsschwelle erreicht, von einem Titel wurden bereits mehr als 40.000 Exemplare verkauft.

Digitale Comics: Anlässlich der Genre-Messe Comic-Con wirft Publishers Weekly einen Blick auf die Digitale-Comics-Szene nach der Akquisition von Comixology durch Amazon (” Was hat Amazon da eigentlich übernommen?”). Die Übernahme hat demnach in der Branche Bewegung ausgelöst und beschleunigt neben dem Abschied von DRM die Suche nach alternativen Vertriebsmodellen.

Discoverability

Apple: Die Übernahme von BookLamp („Buch/Handel 2020: Apples unausgeschöpfte E-Book-Potenziale“) sieht Jeremy Greenfield bei Forbes als Indiz für einen kommenden E-Book-Subskriptionsdienst von Apple:

„While recommendation engines are important for online retail operations (…), they’re much more important for content subscription services.

The key for these services is making it easy for their users to find something new to consume, especially when the service has a limited selection.“

Scribd unterstreicht diese Einsicht: Der Subskriptionsdienst mit dem nach eigener Angabe größtem Titelangebot hat eine neue Navigation eingeführt. Nach Ansicht von Good eReader will Scribd damit vor allem die Discoverability verbessern.

Anobii: Einst eine Buch-Community mit einer bewegten Geschichte, fungiert Anobii heute vor allem als Vertriebsplattform. Nun übernimmt Gesellschafter Sainsbury’s den Dienst komplett. (via The Bookseller)

Selfpublishing

Epubli-CEO Jörg Dörnemann zieht vor seinem Abschied Ende September ein persönliches Fazit der bisherigen Entwicklung des Selfpublishing-Anbieters. Demzufolge hat sich Epubli „vom B2C-Webprinter zur B2B-Self-Publishing-Plattform“ weiterentwickelt und setzt auch vermehrt Buchprojekte für Business-Kunden um. (via Gründerszene)

Datenanalyse: Selfpublishing-Experte Matthias Matting nutzt seine Datenbank der Amazon-Top-1000-Verkaufschart für eine Auswertung der Anteile von Verlagen, Selfpublishern, Distributoren und Amazon. Sein Fazit:

„Der Anteil traditioneller Verlage schrumpft. Sie werden von zwei Seiten in die Zange genommen: Von Self Publishern und von Amazon selbst.“

Buchhandel im Umbruch

Thalia will sich mit 33 Prozent an Pubbles beteiligen, das einst als E-Book-Plattform gegründet wurde und heute die Tolino-Reader mit Content beliefert (via Buchreport).

Gleichzeitig spekuliert die Lebensmittelzeitung, dass der Finanzinvestor Advent kurz davor stehe, Thalia zu verkaufen (via Börsenblatt).

Unter der Rubrik Buch/Handel 2020 bringen wir jede Woche das Spannendste zu den strukturellen Umbrüchen in der Buchbranche („Buchlos in die Zukunft“).

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Frühere Beiträge zum Thema:



Kategorien:Buchhandel

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