Zalando stellt Börsenunterlagen und Finanzberichte online

Zalando hat heute seine Börsenunterlagen (PDF) online gestellt und gibt auf 20 Seiten erstmals detaillierte Einblicke in die Geschäftsentwicklung seit 2011.

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Zudem hat Zalando die Konzernabschlüsse für 2012 und für 2013 veröffentlicht. Zahleninteressierte finden eine Kompaktversion als Factsheet (PDF).

Über die Börsenreife von Zalando hatten wir uns bereits im Vorfeld unterhalten („Extreme #2: Wie börsenfit ist Zalando?“).

Neben den großen, börsennotierten Wettbewerbern wie Asos oder Yoox ist auch spannend zu sehen, wie ein sehr viel kleinerer Anbieter wie Boohoo, der Ende März an die Börse gegangen ist, im Vergleich zu Zalando dasteht („Boohoo präsentiert Zahlen, die Zalando erblassen lassen dürften“).

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Kategorien:Samwer Report, Shopboerse

1 Antwort

  1. Bei einem schnellen Blick auf das Factsheet fällt auf:

    Die Vertriebskosten alleine sind um Millionen höher als die Umsatzmarge – und sie wachsen proportional zum Gesamtumsatz. Ich kaufe also beispielsweise einen Umsatz von 100 Euro für 105 Euro ein. Investitionen in Mitarbeiter, Infrastruktur, etc. sind hier noch nicht mal drin.

    Kann mir jemand erklären, wie ein solches Unternehmen zukünftig profitabel arbeiten möchte?

    Die Frage ist ernst gemeint, ich verstehe es einfach nicht. Vielleicht übersehe ich etwas oder mein wirtschaftliches Grundverständnis ist nicht ausgeprägt genug.

    • Der Trick ist, dass sie eben nicht proportional wachsen. Wenn Du auf Quartalsebene schaust, sieht man auch solche Effekte schon. Ganz abgesehen davon, ist Zalando IMO einfach nur eine Umsatzblase, mit der beim Börsengang Geld verdient werden soll und danach gucken alle in die Röhre

      • Danke für die Antwort, Alex!

        Ich habe gerade in die Quartalstabelle geschaut und sehe da auch nur, dass Umsatz und Vertrieb in einem deutlichen Zusammenhang stehen. Für mich heißt das, dass Bestandskunden nur sehr teuer reaktiviert werden können (z.B. mit Gutscheinen) und die Neukundengewinnung extrem teuer bleibt. Wie soll es denn gelingen, diese Faktoren zu optimieren?

        Und auch wenn man hier Erfolge erzielt und man dann vielleicht insgesamt wirklich profitabel arbeitet: Wie sollen denn Gewinne (keine Umsätze!) erwirtschaftet werden, die eine Bewertung von 4 Mrd. o.ä. rechtfertigen?

        Wie gesagt, ich verstehe es nicht…

      • Ihr habt vollkommen Recht: Es ist völlig unmöglich, das heutige Geschäftsmodell nachhaltig (d.h. ohne Windowdressing) profitabel zu machen. Es ist sehr erfrrischend, zu lesen, dass wenigstens einige Leute das verstehen. Für die jetzigen Investoren ist das egal, denn es gibt, soviel steht fest, genug Idioten, die es nicht verstehen bzw. auf die lächerlichen Stories des Managements und der Banken reinfallen und zu den angedachten Märchenpreisen Anteile kaufen werden – erst beim IPO, später dann von den Altinvestoren.

    • Nina schreibt: „Die Vertriebskosten alleine sind um Millionen höher als die Umsatzmarge – und sie wachsen proportional zum Gesamtumsatz. Ich kaufe also beispielsweise einen Umsatz von 100 Euro für 105 Euro ein. Investitionen in Mitarbeiter, Infrastruktur, etc. sind hier noch nicht mal drin.“

      Die letzten beiden Aussagen sind völlig unzutreffend. Natürlich enthält die Gewinn- und Verlustrechnung in den Positionen „Vertriebskosten“ und „Verwaltungskosten“ die Kosten für Personal und Infrastruktur. International heißen diese beiden Positionen: „SG&A“ – das ist eine Abkürzung für „Selling, General and Administrative Expenses“.

      Wer nicht glaubt, dass die Personalkosten darin enthalten sind, schaue in Erläuterungen zum Jahresabschluss 2013. Ihm kann man beispielsweise entnehmen, dass die Personalkosten für den Zalando-Einkauf in früheren Abschlüssen den „Verwaltungskosten“ zugerechnet wurden und aktuelle nun bei den „Vertriebskosten“ in die GuV einfließen. Vertriebskosten sind also weit mehr als die Kosten für TV-Werbung, Zeitungsanzeigen, Newsletter, Google Adwords & Co.

      • Danke für die Erläuterung!

        Dass Mitarbeiter und Infrastruktur in den Verwaltungskosten drin sind, ist mir klar – etwas anderes habe ich ja auch nicht behauptet.

        Und selbst wenn einzelne Mitarbeitergruppen zu den Vertriebskosten gerechnet werden (woher weiß ich welche?), stimmt doch meine Aussage weiterhin, oder? Wenn ich SEA-Manager für meine AdWords-Kampagne brauche, sind das ja auch Aufwendungen, die nur für den Vertrieb anfallen (und sonst geringer ausfallen bzw. weg fallen würden).

        Die Grundproblematik ist also weiterhin, dass ich mit meinem Umsatz nicht mehr erwirtschafte als ich zur Umsatzgenerierung ausgebe, oder?

        Wieso sollte ein solches Unternehmen also 4 Mrd. wert sein? Um die zu erwirtschaften bräuchte ich ja wahrscheinlich Jahrhunderte…

      • Nein, Nina, die Aussage, dass Zalando 100 Euro Umsatz für 105 Euro „kauft“, kann man so keinesfalls treffen. In den Vertriebs- und Verwaltungskosten sind zusammen alle Kosten aufsummiert, die sich nicht unmittelbar einem Produkt zuordnen lassen. Einem Produkt unmittelbar zuordnen kann man den Einkaufspreis oder die Herstellungskosten (wenn man es selbst produziert). Bei den Vertriebs- und Verwaltungskosten ist alles andere mit dabei: Von der Lagermiete über die Personalkosten vom Pförtner bis zur Stromrechnung für die Bürobeleuchtung. Dies sind geht über die Kosten zur Unsatzgenerierung hinaus.

        Wenn die Vertriebs- und Verwaltungskosten höher sind als der Rohertrag, dann besagt dies nur, dass ein Unternehmen im operativen Geschäft Verluste einfährt. Ob dieses Unternehmen jemals profitabel sein kann, könnten wir nur beurteilen, wenn wir die konkrete Kostensenkungspotenziale kennen würden.

        Ob Zalando tatsächlich 4 Mrd. Euro wert ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Ich persönlich werde keine Zalando-Aktien zeichnen. Wer dies tut und auf eine Wertsteigerung hofft, sollte vielleicht öfter mal in die Kirche gehen…

      • Danke für die Erläuterungen, Christian! Jetzt habe auch ich es verstanden :-)

        Vertriebskosten = deutlich mehr als nur die Umsatzgenerierung.

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