Ebay Fantasies – oder: Wie sich Ebay die Zukunft verbaut hat

Nur wenige präsentierten sich in den vergangenen Jahren in einem boomenden Online-Markt so phantasielos wie Ebay (“Wenn der Ebay-Chef klingt wie der Otto-Chef”). Nun steht Ebay vor den Scherben seiner Strategie (“Ebay veröffentlicht die Details zur angekündigten Zerschlagung”) und muss um seine Zukunft bangen.

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Man hält es heute kaum noch für möglich, aber unter der Führung von Meg Whitman (“Ebay am Scheideweg: Abschieds-Interview mit Meg Whitman”) zählte Ebay einmal zu den großen Innovationstreibern im E-Commerce (“Das Spannendste von der Ebay Live! 2008”), sorgte für jede Menge Denkanstöße und war bis zu ihrem Ausscheiden (“Das Jahr der großen Enttäuschungen”) sehr viel experimentierfreudiger und ambitionierter unterwegs als Amazon zu jener Zeit.

Bis 2008 wusste Ebay auch um seine DNA und hat entsprechend agiert. Dann stand Ebay am Scheideweg, geriet kurzzeitig ins Schlingern (“Ebay und die Perspektiven als Online-Resterampe”), um sich dann für den vermeintlich sicheren Weg zu entscheiden.

Seitdem bildet man sich ein, das bessere Amazon werden zu können und müht sich – mit enormem PR-Aufwand – als Online-Stütze für den stationären Handel wahrgenommen zu werden:

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Übersehen hat man dabei jedoch, dass Ebay noch nie mit dem Handel konnte und der Handel noch nie mit Ebay. Wann immer Ebay nicht mit Powersellern und anderen Eigengewächsen arbeiten wollte, sondern mit echten Marken und Händlern, ist das gefloppt.

Der Versuch mit Ebay Express ging ebenso schief (“Ebay Insider: Woran Ebay Express letztlich gescheitert ist”) wie die Ambitionen mit Shopping.com. Und auch sonst blieb Ebay weit unter seinen Möglichkeiten.

Doch anstatt daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen und sich auf das zu besinnen, was Ebay schon immer am besten konnte, wollte man mit dem Kopf durch die Wand, hat dafür sogar noch GSI Commerce übernommen, das unter Ebay nicht schlechter performen könnte (“Ebay und die Sorgen mit dem Enterprise-Geschäft”). Und selbst eine Ebay Plaza für den Modehandel scheint noch nicht vom Tisch.

Ob Ebay und der Handel noch miteinander warm werden, wird sich weisen. Wenn überhaupt, dann klappt das vor allem bei Paypal. Umso gespannter kann man sein, wie überlebensfähig Ebay ohne Paypal ist.

Im dritten Teil unserer kleinen Miniserie soll es um die Themen gehen, die an Ebay vorbeigegangen sind. Siehe auch Teil 1: Was der langjährige Paypal-Chef bei Alibaba macht.

Mehr zu Ebays Weg in die Irrelevanz auch in den Exchanges #40 (“Was ist eigentlich bei Ebay los?”) vom Februar diesen Jahres.

Frühere Beiräge zum Thema:



Kategorien:Ebay, Shopboerse

  1. Jede Wette: alibaba kauft paypal aus der Portokasse :)

  2. Ebay hat in den vergangenen Jahren so viele Dinge falsch entschieden und umgesetzt, so das es mich nicht wundert das niemand mehr gerne und so oft wie früher auf ebay kauft bzw. dort noch Verkäufer sein möchte.

  3. “Ob Ebay und der Handel noch miteinander warm werden, wird sich weisen.” Hmmm also das soll wohl soviel heissen, dass sich zeigen wird ob diese Strategie der Weisheit letzter Schluss war/ist . Nun ja … jetzt nach der Zerschlagung könnten die Kräfte schwinden (A= 65%) , oder aber es gelingt ein echter Relaunch bei Ebay (B= 35%) . Schade wärs wenns bergab geht, weil alles was dazu führt dass man uns mit Amazon alleine lässt ist unschön.
    Deine Einstellung & Einschätzung zu Multi-/Omni-/Cross-/Kulti- Channel teile ich nach wie vor nicht…

  4. wohlwollend formuliert würde ich sie als Irrweg bezeichnen. Abschreiben würde ich Ebay deswegen aber noch nicht. Auch wenn sie zunehmend Marktanteile verlieren, verdienen sie ja noch reichlich Geld.

    Spannend wird jetzt vor allem, ob Ebay in seiner heutigen Verfassung eigenständig überleben kann oder ob es in anderen Unternehmen aufgeht.

  5. Stetig wachsendes Transaktionsvolumen: $77 Mrd. in 2013.
    Davon $20 Mrd. auf mobilen Geräten.
    155 Millionen aktive Käufer.

    Irrelevanz sieht anders aus.

  6. Hallo Jochen, warum hast du meinen Hinweis zu Fashion Collective einfach kommentarlos gelöscht und danach selber einen Artikel drüber gemacht? Für mich ist das schlechter jornalistischer Stil :-(

  7. Mein Fehler! :-( Das darfst du löschen ;-)

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