Wer sich vertiefen möchte: Rocket Internet hat die Halbjahresergebnisse (PDF) seiner Beteiligungen veröffentlicht – von Hellofresh über Home24 und Westwing bis zur Global Fashion Group:
Alles weitere heute beim Kapitalmarkttag von Rocket Internet.
Frühere Beiträge zum Thema:
- Rocket Internet nimmt Aktien im Wert von 200 Mio. Euro zurück
- Rocket Internet: Oliver Samwer kündigt Food-Offensive an
- Extreme #5: Die Börsentricks der Samwers
Kategorien:Samwer Report, Shopboerse
Ich kann mir dieses Posten nicht erklären:
Auszahlungen an die Anteilseigner des Mutterunternehmens (Vorabausschüttungen) über 286 Mio. Euro.
Weiß irgendwer, wann mitgeteilt wurde, dass diese Ausschüttung vor dem Börsengang getätigt wurde.
Die Information über die Vorabdividende standen im Börsenprospekt. Das Thema war hier schon Diskussionsgegenstand (siehe Kommentar vom 9. August): http://excitingcommerce.de/2014/08/07/rocket-internet-neuer-investor-treibt-die-bewertung-auf-33-mrd-e/comment-page-1/
Finde ich schon frech von den Altaktionären, sich selbst eine Divendende von 286 Mio zu genehmigen und dann nach dem Börsengang den Neuaktionären mitzuteilen, dass man zur Stärkung der Kapitalkraft künftig auf Dividenden lieber verzichten möchte.
Wenn ich auf Folie 5 schon die Angabe von GDP als “Massive Opportunity” sehe, sagt das doch alles. Wenn soll so eine Zahl auch nur irgendwie beeindrucken bzw. welche Aussage soll damit transportiert werden? Das beeindruckt doch nur Erst-Semesterstudenten (und wahrscheinlich nicht mal die..).
Westwing mit 27 Mio Verlust im ersten Halbjahr, das dürften dann gute 50 Mio Verlust werden im Gesamtjahr. Heißer Reifen. Home24 ähnlich aber nicht ganz so krass. Ja. Was soll man dazu sagen.
Wenn man mich fragt, dürfte keine Firma, die mit roten Zahlen an die Börse geht, Dividenden oder Ausschüttungen an Aktionäre tätigen!
Allein wenn man diese einfache Regel einführen würde, dann wäre die Börse als Exitmöglichkeit uninteressant, der Marktwert der Firma realistischer und alle Leute, die nur das schnelle Geld im Börsengang sehen und gar kein Interesse am Aufbau einer nachhaltigen Firma haben, abgeschreckt.
Offensichtlich wird bei Rocket eine neue Spielart des Geschäftsmodells “Take the money and run” gespielt: Hier wurde ein Batzen Geld als Dividende schon vom Tisch genommen, bevor die Neuaktionäre überhaupt da waren. Man hat die angebliche Turbo-Kuh noch mal schön selbst gemolken, bevor sich die neuen Bauern für teuer Geld daran beteiligen durften.
Die Rocket Aktie ist und bleibt eine gewagte Wette auf die Zukunft. Im Vergleich dazu erscheinen Pferdewetten und Roulette geradezu als mündelsichere Geldanlagen.
“Take the money and run” ist super – das muss ich mir merken.
Ich habe ganz stark das Gefühl, das heutzutage Umsatz / Wachstum das ist, was bei der ersten Blase 2000 das Geschäftsmodell war – das weder Geschäftsmodell noch Umsatz bzw. Wachstum langfristig ein Unternehmen überleben lassen, scheinen viele noch nicht verstanden zu haben (oder nicht verstehen wollen)….
Wenn man’s mal weniger “deutsch” (Neid) betrachtet, dann würde man sagen, es wurde ein Weg gefunden, das Risiko der Altaktionäre zu senken, was ich grundsätzlich für legitim halte. Und da dies im Börsenprospekt ausgewiesen wurde, kann auch niemand behaupten, er wäre getäuscht worden.
Klar, man kann immer darüber streiten, ob das “Schrauben-Müller” Geschäftsmodell besser und nachhaltiger ist, aber man darf schon mal fragen, warum die größten IT-Buden (von SAP mal abgesehen) alle aus den USA kommen, wo dieses “Take the money an run” Modell, wie es hier genannt wird, völlig normal ist. Was dabei auch unterschlagen wird, ist der Fakt, daß sowohl in den USA als auch hier mit dem Geld nicht weggerannt wird, sondern es wird zu mindestens 80% wieder in neue Projekte investiert. Ein Oliver Samwer fällt nicht gerade dadurch auf, daß er sich auf Luxus-Yachten oder feiernd in Saint Tropez ablichten lässt.