Wie DHL der Branche bei den Packstationen hinterherhinkt

Nicht nur Hermes ist am Limit. DHL hat auf die jüngsten Berichte („DHL rät: Nutzen Sie diese Packstation lieber nicht!“) mit einer Pressemitteilung reagiert („DHL Packstation weiter auf Erfolgskurs: Netzwerk in Deutschland auf 3.400 Automaten erweitert“), deren Vorlage einem irgendwie bekannt vorkommt („DHL Packstation weiter auf Erfolgskurs: 300 neue Packstationen in Deutschland bis Ende 2014“). Aus den für 2014 angekündigten „300 neuen Packstationen“ ist dann allerdings erst Ende 2016 etwas geworden:

Während das Bestellvolumen bei Amazon & Co. in den letzten 10 Jahren explodiert ist, hat sich in Sachen Packstationen kaum etwas getan („Warum DHL nicht stärker in den deutschen Markt investiert“).

Erst seit Amazon ernst macht („Wie Amazon DHL mit eigenen Paketautomaten überholen will“), geht es wieder leicht voran. Der Bedarf dürfte allerdings schon heute um ein Vielfaches höher liegen:

Denn nicht nur der Marktführer hat Nachholbedarf („Wie sehr hat DHL die E-Commerce-Entwicklung unterschätzt?“). Auch Hermes hat die Online-Dynamik gehörig unterschätzt („Hermes zieht die Logistikbremse und führt Obergrenzen ein“).

Dabei macht Online heute noch keine 10% des Einzelhandels aus und wird sich aller Voraussicht nach in den kommenden Jahren sehr schnell verdoppeln und verdreifachen.

Der Online-Handel muss sich also fragen: Sind DHL & Co. für derlei Entwicklungen gerüstet? Und im Zweifel wie Amazon selber initiativ werden („Was bringt Amazon die Unabhängigkeit von DHL?“).

Mehr zur Logistik am Limit auch in den Exchanges #170 („Der Online-Handel vor dem Kollaps“) und in den Exchanges #180 („Picnic und die City-Logistik“).

Frühere Beiträge zum Thema:



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1 Antwort

  1. Nein Jochen, ich glaube das ist etwas zu einfach, zu sagen, die Paketlogistiker hätten die Entwicklung unterschätzt. Das glaube ich nicht. Die stoßen nur halt einfach an „physikalische“ Grenzen in Form von:
    Fahrermangel, Umschlagkapazitäten, vollen Autobahnen, verstopften Innenstädten etc.
    Und Fakt ist, es müsste vielleicht 10x soviel in dem Bereich investiert werden. Da aber ausnahmslos alle mit viel zu geringen Margen (bzw. teilweise gar keinen) im Paketgeschäft operieren, sind solche Monster-Investitionen einfach mal nicht drin. Zumindest nicht aus dem Cash-Flow der Logistiker. Und weil man am Ende auch pro Paket in D nur ganz wenig Geld generieren kann, strecken Dir auch Kapitalgeber dafür nichts vor. Wenn ich pro versendetem Paket 1,50 € verdiene, kann ich mir auch schnell ausrechnen, wie viel ich dafür in Zukunft investieren kann. Dafür müssen aber die Preise hoch und dazu muss erst mal die Einsicht im Markt bei Käufern und eCommerce-Händlern reifen. „Kostenfreie Lieferung“ wird sehr sehr bald nicht mehr ein cooles Serviceversprechen der Händler sein, sondern „zuverlässige Lieferung“ oder „Lieferung bis an Ihre Haustür“. Die Logistik wird in den nächsten Jahren die größte Wachstumsbremse des eCommerce werden und es wird wirklich Zeit, dass sich auch die Online-Händler darüber klar werden und in dem Punkt stimme ich Dir voll zu, da reicht es nicht, dass Amazon das erkannt hat. Es wäre schon mal ein Anfang, wenn sich bei den Händlern mal die Einsicht durchsetzt, dass man für 2,95€ kein Paket zum Endkunden bringen kann, auch nicht mit Elektroautos und Drohnen.
    Ich war bisher immer der Meinung, dass Amazon mit eigenem Logistiknetzwerk kaum ne Chance hat, weil sie mit den Kosten nicht hinkommen. Aber mittlerweile habe ich meine Meinung da geändert. Die müssen gar nicht billiger sein, die müssen nur zuverlässiger sein als DHL & Co. und das dürften sie leicht hinbekommen.

    • Unterschätzt oder nicht? Du musst dir nur die Marktprognosen von DHL & Co. ansehen und sie mit den realen Wachstumsraten/Bestellvolumina vergleichen. Das spricht eigentlich für sich selbst …

    • Letztlich haben DHL & Co. doch dasselbe Problem wie der Handel. Sie wollen mit althergebrachten, ineffizienten Methoden Märkte bedienen, die komplett andere Strukturen und Ansätze erfordern.

      • Da haben wir es wieder. Jochen fordert das Beamen! Wieso hat das verflucht nochmal keiner bisher erfunden ? Das Haptikproblem im E-Commerce wäre gelöst, die Logistik per Knopfdruck und selbst den Designberater könnte man sich nach Hause beamen lassen.

        Können die alle nur Lame-Commerce oder was stimmt mit denen da draussen nicht ?
        Wenn man nicht alles selbst macht… ;-)

      • @Kai sehe ich auch so. Klar sind die Logistiker nicht die Schnellsten in der Umsetzung unter der Sonne, aber keiner könnte behaupten, dass die nicht alles mögliche versuchen, um die Sachen in den Griff zu bekommen. Und klar hätten sie auch noch mehr Packstationen aufstellen können, aber selbst wenn sie die 3-fache geplante Zahl aufgestellt hätten, wären es immer noch zu wenige Fahrer und die Probleme einfach um 6 Monate verzögert.
        Schau Dir doch die ganzen sogenannten Innovationen in der Logistik an, von Kofferraumzustellung über Paketboxen oder verschliessbare Taschen an der Haustür und Drohnen. Die Liste ist mittlerweile endlos lang. Hat nur eine Sache davon ne Relevanz im Markt geschafft? Oder ist gar in Richtung Problemlösung unterwegs? Jochen, wenn Du immer sagst, „zu träge, falsche Einschätzungen, zu wenig Innovation“, wäre es cool, wenn Du mal ein paar Alternativen bringst, die tatsächlich auch funktionieren (können) und die es über den Status „cooler Pilot“ hinaus geschafft haben. Wie Kai schon sagte, beamen wäre tatsächlich ne Lösung, funktioniert nur leider nicht. Bis dahin müssen die Pakete physisch von A nach B. Erklär‘ mal dem Ski-Fahrer, der vor ner anrollenden Lawine flüchtet, dass er sich einfach nur ein paar pfiffige Gedanken machen muss und schon wird alles gut.

      • @Jochen

        Ähm, mit diesen Beispielen zeigst Du nicht, dass einer von denen wirklich das Zeug hat, die Probleme zu lösen, wir gerade in D in der Paketlogistik haben. Das ist ein bisschen Food und ein Amazon-Pilotprojekt in den USA (auch Food).

        Was ich meinte war. Wer ist hier in D auf einem guten Weg das Problem Zustellung, verstopfte Innenstädte / Autobahnen im Paketbereich wirklich flächendeckend zu lösen?
        Da fällt mir niemand ein. Auch Amazon nicht. Die wälzen nämlich auch noch (mindestens) 95% ihrer Pakete auf DHL & Co. ab. Und immer da, wo es spannend zu werden drohte, haben sie dann im letzten Moment doch wieder DHL den Auftrag gegeben.

      • Die „Probleme, die wir gerade in D in der Paketlogistik haben“, lassen sich auch nicht lösen. Da ist der Kollaps vorprogrammiert.

        Die Frage ist doch, welche Logistikstrukturen der Handel braucht, wenn sich das Volumen verdoppelt, verdreifacht, vervierfacht. Es ist doch absurd zu glauben, dass sich das im Rahmen einer n:m-Logistik heutiger Prägung lösen lässt.

        Momentan baut sich jeder Logistiker quasi sein eigenes Internet wie einst AOL, Compuserve, etc. Sinnvoller wäre es an gemeinsamen, geteilten und vernetzbaren Strukturen zu arbeiten.

        Offenbar braucht es aber Branchenfremde wie die Picnic-Macher, um an alternativen Strukturen (Kreislaufsystemen, etc.) zu arbeiten, die bei hohem Bestellaufkommen um ein Vielfaches effizienter (und auch robuster) sind als z.B. ein Prime Now.

      • Ok, jetzt kommen wir der Sache schon näher. Klar braucht es komplett neue Denkansätze. Die Idee, dass jeder Paketdienst von der ersten bis zur letzten Meile alles selbst macht, wird 100%ig nicht (mehr) funktionieren. Eines müssen und werden die Paketdienste sehr schnell einsehen müssen: Wenn sie sich nicht sehr schnell von der letzten Meile verabschieden, werden sie allesamt eine Bauchlandung machen bzw. zum Bottleneck für den eCommerce werden.

      • sehe ich genauso.

      • Hier mal der Ansatz von Amazon:

        http://www.zeit.de/wirtschaft/unternehmen/2017-11/amazon-flex-lieferservice-privatleute-berlin

        Sicherlich keine schlechte Idee, das wird sicher eine gewissen Wirkung haben. Wenn da aber steht, dass der Zusteller einen Maximalverdienst von 16€ / h erreichen kann, zeigt das erstens dass Amazon offensichtlich auch Stückpreise bezahlt und zweitens von den 16€ auch noch das Fahrzeug bezahlt werden muss. Und da sehe ich hier die gleichen Themen wie bei Foodora & Co. in Berlin und Hamburg hat man dann schnell mal wegen des Verkehrs nur einen Stundenlohn von 5€ und dann wird es keinen Spass machen. Auf der anderen Seite kann Amazon auch nicht wesentlich mehr als 2€ / Paket bezahlen, sonst wird der Transport wesentlich teurer als er heute ist und das wird noch ne Weile dauern, bis die Kunden bereit sind, da auch mehr zu bezahlen.
        Gute Idee, ich glaube aber nicht, dass das in D funktionieren wird, zumindest nicht wirtschaftlich. Aber Amazon hat ja genug Möglichkeiten, das zu subventionieren. Auf jeden Fall schon mal ein guter Versuch, den Carriern die letzte Meile abzunehmen.

    • Und Amazon kann dieses niedrige Preise System länger subventionieren als die anderen Anbieter. Die Preise müssen endlich richtig erhöht werden um diese ganzen Service bezahlen zu können.

  2. Interessant ist für mich noch die Frage, wenn DHL und Hermes am Limit sind, können dann „die Kleinen“ DPD und GLS davon profitieren? Oder sind die genauso „ausgeschöpft“?

    • Sie könnten, wenn sie in ihren Planungen und Markteinschätzungen unabhängig wären.

      Aber letztlich orientieren sich ja alle Logistiker an den verhaltenen Marktprognosen der Handelsverbände (und ihrer angeschlossenen Institute), die auf eine baldige Sättigung hoffen und sich für den Online-Handel maximal lineares Wachstum vorstellen können/wollen.

      In jedem Fall verwunderlich, warum die Kleinen nicht angriffslustiger agieren.

    • Wer auf jeden Fall profitieren könnte, wäre UPS. Die haben ein 1st Class Netzwerk und ganz sicher noch Kapazität. Im Gegensatz zu ihren deutschen Wettbewerbern können die aber rechnen und so kosten die Pakete bei denen eben erheblich mehr. Wer bereit ist, das zu bezahlen, bekommt auch einen ordentlichen Transport seiner Pakete.

  3. Das Problem ist meiner Meinung nach auch, dass der Verbraucher gar nicht weiß dass die Logistikkosten ständig steigen. Meiner Meinung nach hat DHL die Preise in den Filialen seit Jahren nicht angefasst und erhöht. Aber klar wozu auch? Das Geschäft ist hoch profitabel (gerade gestern erst wieder in einer Diskussion mit DHL gehört) -> kein wunder bei 6,99 EUR bis 5 kg (netto!! – MwSt. fällt bei Paketen in der Filiale bis 10 kg nicht an). Sprich wenn man hier als Versender den gleichen Preis vom Verbraucher verlangen müsste, wären wir schon bei 8,32 EUR (bis 5 kg) bzw. 11,29 EUR (bis 10 kg). Da würde der Verbraucher auch Porto beim Versender akzeptieren und als Händler darf man nicht vergessen: kann ich Porto vom Endkunden kassieren (nach Möglichkeit auch Retourenporto) ist das in den meisten Fällen dann Gewinn… Weil aktuell zahlen ja die meisten das Porto aus der eigenen Tasche. Mischkalkulation hin oder her…

  4. Fehlgeleitete Pakete, keine Zustellung, sondern direkt Abholkarte im Kasten, … und die Hotline ist nicht zuständig oder gibt nur vor, sich zu kümmern… Von einem Unternehmen, dem nicht nur die privaten, sondern auch die Geschäftskunden egal zu sein scheinen, erwarte ich offen gesagt nichts anderes.

  5. @ Claus: Wie kommst du auf die 1,50€, bzw. 2,95€ pro Paket? Abgesehen davon hat die Logistik-Branche in den letzten Jahren bereits seeeeeehr gut verdient (schau die mal im Manager Magazin die reichsten Deutschen an – da findest du viele Logistiker-Familien wieder) und sie hätte das Geld halt investieren müssen.

    • 2,95 €: Frag mal einen größeren Versender (>5000 Pakete / Monat) was der für sein 1kg-Paket beim seinem Carrier bezahlt!

      1,50€: Das müsste man zusätzlich an einem Paket verdienen, wenn man signifikant aus dem Cashflow investieren wollen würde.

      Und die Paketlogistik-Branche in den letzten Jahren gut verdient?! Wo hast Du denn dieses Märchen her?! Die verdienen allesamt wenig bis nichts an den Paketen:

      DHL wird durch die Briefe bzw. durch Wettbewerbsverzerrung (Mwst.-Befreiung) subventioniert. Hermes durch ne geschickte Konzernverrechnung. DPD von seiner französischen Mutter usw. usf.

      Hast Du Dich mal gefragt, warum in ALLEN EU-Ländern die Paketpreise wesentlich höher sind als in D? Weil die Logistiker dort alle dämlich sind?! Nee, hier in D haben sich die Paketlogistiker selbst die Preise mit einem teilweise lächerlichen Preiskampf versaut.
      Hör Dich mal bei den eCommerce-lern um und lies mal ein paar Foren. Da findest Du massenweise Sätze wie „…was Du zahlst 3,20€ für ein Paket, das bekomme ich vieeeel billiger…“.

      Kurz und gut. Die Preise müssen ingesamt massiv hoch, dann ist auch Geld für ordentliche Zustellung und Innovation da.

      • Irgendwie werde ich den Eindruck nicht los, dass in deiner Antwort Arroganz und/oder Aggressivität mitschwingt. Beides steht dir nicht zu Gesicht und auch nicht zu ;-)

        Selbstverständlich weiß ich, was ein Paket bei DHL kostet (bei größerem Volumen übrigens auch nur 2,50€ bis 31kg).
        Auf was sich deine 1,50€ beziehen (Carrier? Lagerlogistik?) und wo du die her hast, ist mir trotzdem nicht ganz klar.

        Beim guten Verdienen habe ich auch nicht über Carrier, sondern Logistik gesprochen – schau dir mal die Familie Fiege, die Familie Kühne, etc. an.

        Und das DHL kein Geld für Investments hätte, ist auch falsch…. Millionensummen sind immer wieder in diverse unsinnige Initiativen geflossen (z.B. meinpaket).

      • Sorry, sollte nicht arrogant klingen. Und wenn Du mit Logistik Fiege & Co. gemeint hast, passt das nicht ganz zum Thema hier oder? Hier ging es um die Paketlogistiker wie DHL und Co. Und natürlich hast Du recht, dass ne DHL auch mal große Mio.-Beträge für unsinnige Dinge oder Fehler verballert, wie fast jede große Firma übrigens.
        Die 1,50€ sind ein Fantasiewert. Ich habe einfach die Anzahl von Paketen im letzten Jahr in D genommen und irgendwie eine zu investierenden Summe von 10 Mrd. / Jahr angenommen. Da kannst Du auch beliebig andere Zahlen einsetzen. Da aber die Paketdienste durch die Bank im Schnitt nur einen Bruchteil davon verdienen, sind deren Möglichkeiten entsprechend beschränkt.
        Ja, ich weiss, jetzt kommt wieder das Argument, dass DHL ja letztes Jahr 4 Mrd. verdient hat.
        Wegen ihrer Aktionärsstruktur müssen sie davon einen größeren Teil Dividenden zahlen und sich auch noch dort investieren, wo das Geld verdient wird (im Ausland und im Briefgeschäft). Die werden keine 4 Mrd. / Jahr in D in die Paketlogistik stecken, auch wenn die Mengen noch so stark steigen, weil sie diese Investition nicht wieder reinbekommen, weil die Preise zu niedrig sind und damit die Margen.
        Das ist ne völlig einfache unternehmerische Entscheidung.

  6. Die Redaktion möge bitte beherzt zu einem Duden greifen, grammatikalisch und vom Wortschatz her ist das grauenhaft

  7. Ihr habt ne Meise. Ich bin Zusteller bei DHL.
    Amazon Logistik benötigt wahrscheinlich keine Unterschrift, sie legen die Sendungen einfach vor die Tür oder in das Treppenhaus.
    Wenn ich so etwas mache, Nuss ich den scheiß bezahlen.
    Das Paketvolumen explodiert derzeit. Die meisten Leute bestellen aus Faulheit und, oder Bequemlichkeit. Kein Mensch kauft sich 120kg
    Katzenstreu. Wenn Fressnapf aber einen Gratisversand anbietet, dann wird so ein scheiß bestellt. Ich finde es eine Frechheit.
    Solche Sendungen gehen bei mir zur Post, können die abholen.
    Trinkgeld gibt’s sowieso nicht.
    Die Kapazität der Packstation ist zu gering.
    DHL Express legt dort Sendungen ein, dann kommt Post Brief, dann die Empfänger, welche sich direkt in die „Packe“ bestellen und dann die Tourenfahrer.
    Ich lege dort nur Sendungen ein, wo der Kunde näher dran wohnt, als zur Filiale.
    Ich habe meistens nur 4 bis 5 Fächer frei und sehe das nur als Service.
    Ich selbst musste mir mal eine Sendung aus einer 5km weit entfernten Packstation abholen, weil der Expresfahrer keinen Bock habe.
    Nicht nett, aber die Servicehotline von DHL fühlte sich nicht zuständig.
    Mfg

  8. Ich hätte mal eine Frage an die Logistikexperten. Das grundsätzliche Kapazitätsproblem verstehe ich, aber wo ist denn zurzeit der größte Engpass? Ist der Engpass in der Stadt größer als auf dem Land (hier legen im Idealfall alle ihre Pakete vor dir Tür).

    – Verteilzentren? Wenn ja, wie lange dauert es größere zu bauen, diese zu automatisieren…
    – Letzte Meile? Wenn ja, wieviel Puffer liegt da noch, weil Fahrzeuge teils nicht effizient verwaltet werden, die Streckenplanung nicht dynamisch ist…

    Die eine Seite der Diskussion sind ja „weiche Faktoren“. Kann man Kunden belohnen eine Ablageberechtigung zu unterschreiben, Versand teurer machen. Die andere Seite ist ja nur begrenzt skalierbar (in kurzer Zeit), weil es um Menschen geht und um große Anlagen die ggf. erst mal gebaut werden müssen.

    • @Alexander Kann man imho nicht komplett pauschal beantworten, weil nicht alle Paketdienste gleich aufgestellt sind. Aber ich denke, das größte Problem sind im Moment die fehlenden Zusteller. Die Paketdienste bzw. ihre Subs rekrutieren schon ne Weile in Osteuropa, das heisst, da kommen viele Leute mit geringer Orts-/Sprachkenntnis, die mit nem Crashkurs „fit gemacht“ werden. Dann ist die Bezahlung bei vielen Diensten bzw. bei den Sub so mies, dass die Zusteller einfach nur versuchen, das Paket „irgendwie loszuwerden“. Verstopfte Strassen und Innenstädte bringen dann zusätzlich Durchsatzprobleme.
      Wie Du richtig siehst, die Probleme kann man kurzfristig überhaupt nicht lösen. Linderung könnte kommen durch:

      – weniger Stops bei den Zustellern, was bedeutet, direkte Zustellungen beim Kunden vermeiden
      – mehr Zusteller, das geht aber nur, wenn das finanziell viel attraktiver wird
      – neue Verteilerzentren, Dezentralisierung dieser.

      Das hilft aber auch nur temporär. Langfristig wird es darauf hinaus laufen, dass die Pakete nur noch an große Verteiler-Zentren transportiert werden und dann kann man sich entweder dort die Pakete abholen oder es bilden sich zusätzliches Services (Uber, etc.), die sich um die letzte Meile kümmern. Und diese wird dann viel mehr Geld als heute kosten.

      Vielleicht gibt es ja noch weitere Ideen, aber so lange die Pakete ganz physisch von A nach B müssen, kommt man an bestimmten Gegebenheiten einfach nicht vorbei.

      Ich sehe übrigens für die Innenstädte schon aus dem Grund gar nicht soooo schwarz. Viele ehemalige Einzelhandelsgeschäfte werden einfach zu Paketshops werden. ;-)

    • – 12 Monate Bauzeit für ein Verteilzentrum ab Spatenstich (optional auch 1 bis 2 Monate mehr)
      – Letzte Meile: Die Auslastung kann man schlecht schätzen, ein Zusteller meinte mal zu mir, er befördere zwischen 100 und 250 Paketen am Tag, das ist sicher ein Hauptproblem, dass es starke Schwankungen innerhalb mehrere Wochen gibt.

  9. Glaube auch nicht, dass das noch lange gut gehen wird.
    Selbst höhere Versandkosten bremsen die Wohlstandsgesellschaft nicht. Und seien wir doch ehrlich: die Mehreinnahmen würden eh nicht bei mehr Fahrern oder besser Bezahlung dieser ankommen.

    Zudem glaube ich auch nicht an Algorithmen oder irgendwelche Trucks die durch die Stadt fahren.

    Viel mehr glaube ich daran, dass die Logistik eine neue Infrastruktur braucht. Könnte mir da schon so Szenarien vorstellen:

    1. in jeder Stadt gibt es ein zustellzentrum mit vielen Drohnen. Zudem gibt es in jedem Stadtteil Landeplätze. Die Drohne fliegt mit einer kleinen paketstation jede Stunde (wenn jemand sein Paket möchte) zu ihrem Landeplatz. So können mehrere Lieferungen in einem erfolgen. Aber jeder Kunde kann nur die Box aufmachen die ihm gehört. Die Drohnen sind nicht wie jetzt so klein sondern schon etwas stärker und größer. Wie auch im Flugverkehr haben sie immer die gleiche Route. Die landeorte können von allen carriern verwendet werden aber zeitversetzt. Auch die Flugrouten sind abgestimmt.
    Der Kunde kann so selbst bestimmen zu welcher Uhrzeit er das Paket haben will – sogar noch um 23 Uhr.
    Für sehr große und schwere Sachen gibt es dann immernoch die Leute die vorher die Pakete verteilt haben.
    2. werbemailings per Post abschaffen. Das würde alle Zusteller entlasten. Per Brief dürfen nur noch Privatpersonen etwas schicken. Ebenso Behörden und Rechnungen von Firmen. Alles andere wird eben nicht mehr oder per email versandt.
    3. auch zwischen den städtischen Hauptzentren und dem 150km entfernten Hauptlager gibt es Flugrouten. Mit größeren stärkeren Drohnen. Die LKWs bleiben bestehen aber eben nur für übergroße Sachen.

    Das wäre endlich die eigenen Straßen und Autobahnen für die Logistik die natürlich nicht nur für den eCommerce interessant wäre…

    • Nicht falsch, aber leider wird sowas noch mindestens 10 Jahre dauern, bis sowas marktreif ist. Wobei das mit der Briefpost könnte man sofort machen, aber daran hat nun die Post gar keine Interesse. ;-)
      Und in den 10 Jahren verdreifacht sich aber das Paketvolumen noch mal. Und was machen wir bis dahin?

      • Nun das ist ja das Thema. Wenn man heute nicht mit solchen Lösungen beginnt wird es in 10 Jahren immernoch so laufen wie heute. Nur mit ein paar Billiglöhnern mehr.

        Was hat sich denn in den letzten 10 Jahren verändert? Garnichts.

        Ich würde ja sogar wetten, dass es in 10 Jahren noch immer keine größeren Veränderung gibt. Leider.

      • @Ro Ich halte dagegen :)

    • Die Lösung mit den Werbemailings ist längst überfällig!

      Einfach verbieten, dass Werbung über die Post ausgetragen wird und fertig. Das entlastet die Fahrer massiv, schont die Umwelt und die Nerven aller Bürger!
      Und dann natürlich auch gleich diese Psyeudozeitungen verbieten, die 10 Seiten Inhalt bieten (wovon 8 sowieso Werbeanzeigen sind) und dann ein Dutzend Werbebeileger enthalten!

      Nur wer unbedingt Werbung per Post haben will, muss das explizit bei der Post genehmingen.

      Ob die Lösung der Post gefällt oder nicht. Hier ist der Gesetzgeber zum Wohle der Umwelt, der Infrastruktur und der Bürger gefragt !

      • Naja, nicht ganz. Die Werbepost trägt zur Zeit noch die Deutsche Post aus, das sind die mit den gelben Fahrrädern, oder ohnehin schon private Kleinzusteller mit nem Handwagen. Das dürfte nur mässig helfen. Gut ist die Idee trotzdem.

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